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Geburtstag der Stadtbücherei: 100 Jahre „Heimat der Bücher“

„Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste“ schrieb der Dichter Heinrich Heine. Ursprünglich bezeichnete das Wort „Buch“ zusammengeheftete Schreibtafeln aus Buchenholz. Glaubt man dem Internet, dann ist das älteste Buch rund 1145 Jahre alt. Nicht ganz so alt sind die Bücher der Hofer Stadtbücherei, die es 2021 exakt 100 Jahre gibt. Und das muss gefeiert werden.

Als erster Programmpunkt ist am 23. Februar, dem Geburtstag des Hofer Bücherschatzes, die illuminierte Eröffnung des Jubiläumsjahres geplant. Das Büchereigebäude wird in glanzvollem Licht erstrahlen. Richtig gefeiert werden soll natürlich auch, aber erst im Sommer, wenn es wieder möglich ist. Die Bücherei, mit allen Zweigstellen, im Jubiläumsprogramm auch als „Home of Books“ – „Heimat der Bücher“ – bezeichnet, beheimatet derzeit rund 120.000 Medien – Bücher, Zeitschiften, Filme, DVDs, Spiele und einiges mehr.
Begonnen hat die Geschichte der Hofer Bücherei mit der Eröffnung der Volksbücherei Hof in der Bismarckstraße 21 am 23. Februar 1921. Heute kennt man das Gebäude als Haus Admira. Älteren Ortskundigen, dürfte es noch als „Silberspindel“ bekannt sein. In den Jahren darauf wurden einige Male die Zelte abgebrochen und andernorts wieder aufgebaut. Zeitweise war die Bücherei als „städtische Bibliothek“ im heutigen Medienhaus in der Pfarr, dann am Hallplatz und im Sparkassengebäude in der Bismarckstraße, bevor 1964 endlich der Umzug ins heutige Gebäude am Wittelsbacher Park erfolgen konnte. Zweigstellen gab und gibt es einige in verschiedenen Stadtteilen, denn der Stadt Hof war und ist es in den 100 Jahren Büchereigeschichte immer ein großes Anliegen, allen Menschen, egal ob jung oder alt, reich oder arm, Kultur und Bildung zugänglich zu machen.

Eine bunte Kiste an Anekdoten rund um das Bücherei-Leben haben die teils langjährigen Mitarbeiter zu erzählen. So schenkte beispielsweise an einem heißen Tag im Sommer 2002, als sich die Räume der Kinderbücherei zu saunaähnlichen Temperaturen aufgeheizt hatten, ein mitfühlender Junge der Mitarbeiterin Katharina Burkhardt zum Abkühlen ein Wassereis, das er von seinem Taschengeld beim Bäcker um die Ecke besorgt hatte.
Peter Herold, seit über 35 Jahren im Team, erinnert sich an die besondere Zeit der Wende und Grenzöffnung, als sich die Bücherei in eine Auszahlungsstelle für das „Begrüßungsgeld“ verwandelte. „In dieser Zeit befand sich die Bücherei in einem Ausnahmezustand. Der Büchereibetrieb war ausgesetzt und alle Mitarbeiter waren mit Geld ausbezahlen beschäftigt. Da wurde das Begrüßungsgeld, täglich bis zu 200.000 DM, am frühen Morgen in Plastiktüten aus dem Rathaus zu Fuß von mir oder Kolleginnen in die Bücherei gebracht. Als Dankeschön überbrachten viele DDR-Bürger uns jede Menge Christstollen und viele Schwibbogen.“
Eine kunterbunte Sammlung vergessener Lesezeichen ist in rund 30 Jahren gewachsen. Knöpfe, Tablettenblister, Lineale, Bierfilze und einiges mehr sind in dem kuriosen Allerlei zu bestaunen. Manche Leser sind mit der Bücherei älter geworden. Die älteste Leserin ist stolze 93 Jahre alt, die „Bücherbabys“, werden in einer Krabbelgruppe mit der Materie Buch vertraut gemacht – den Leseausweis gibt‘s bis zum 18. Geburtstag gratis dazu.
„Kulturelle Bildung, das Lesen und die Nutzung von Medien allgemein, darf in der heutigen Zeit kein Privileg sein“, schreibt Oberbürgermeisterin Eva Döhla im Jahresprogramm des Hofer Hauses der Bücher. Dass die Hofer Bücherei ein Ort der Begegnung ist, soll sich auch in Zukunft nicht ändern. So sind zusätzlich zu den Veranstaltungen, die seit vielen Jahren stattfinden, fürs Jubiläumsjahr noch einige mehr geplant. Los ging es schon im Januar mit der Lesezeitreise. Die Vorlesepaten der Bücherei gehen zusammen mit den kleinen Bücherwürmern und solchen, die es noch werden wollen, auf eine grandiose Reise durch 100 Jahre Kinderbuchgeschichte. Den Appetit auf besondere Bücher wecken möchte das Bücherei-Team mit einem Drei-Gänge-Menü, das nicht auf die Hüften schlägt. Das Booktasting, deutsch Buchprobe, findet am 19. März statt. Wer auf Bewegung setzt, kann sich beim Stadtspaziergang am 23. April die ehemaligen Standorte der Bücherei zeigen lassen. So gibt es im Jubeljahr viele Lesungen, Vorträge, Lyrikflimmern, Kino im Freien, ein Zirkusschauspiel, musikalische „Schnitz“ und vieles mehr. Katharina Burkhardt ist sicher, dass die Veranstaltungen, die oft im Freien stattfinden sollen, unter Einhaltung der Auflagen und möglicherweise mit Einschränkungen, über die Bühne gehen werden. Das Programmheft dazu wird demnächst erhältlich sein. Heike Richter

Da die Bücherei momentan leider noch geschlossen ist, besteht für die Bücherei-Fans die Möglichkeit, sich bis zu vier Bücher/Medien über den Online-Katalog Web-OPAC oder auch telefonisch auszuwählen, die man dann kostenfrei zugesandt bekommt. Die Bürgerstiftung Hof übernimmt das Porto – Spenden sind willkommen. Wer noch keinen Leseausweis besitzt, kann sich diesen unkompliziert ausstellen oder verlängern lassen. So ist auch in diesen bizarren Zeiten, in denen der ein oder andere vielleicht sogar mehr Zeit zum Lesen hat, der Zugang zum Angebot der Hofer Bücherei jedem zugänglich.

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