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Filmtage: Wegen Corona mit größerer Reichweite

Thorsten Schaumann ist aufgeregt – wie immer, wenn die Hofer Filmtage bevorstehen. Schließlich möchte der Festival-Leiter allen Gästen der 54. Internationalen Hofer Filmtage das bestmögliche Festival bieten. „Das galt letztes Jahr. Und es gilt für dieses, für nächstes und auch für übernächstes Jahr“. Unwägbarkeiten, Planungsschwierigkeiten, spontane Änderungen? Gab es schon immer, auch vor Corona. „Jemand, der eingeplant war, kann doch nicht kommen; ein Film wird kurzfristig nicht fertig; jemand wird krank… Immer wieder muss man für solche Dinge spontan Lösungen finden – das ist ja das Tolle an den Hofer Filmtagen.“ Was das angeht, ist also für Thorsten Schaumann, der, wie er sagt, in den vergangenen Jahren schon einige Erfahrungswerte sammeln konnte, alles beim Alten.

Manches ist natürlich dennoch anders in diesem Corona-Jahr. Allem voran, dass die Hofer Filmtage erstmals im dualen System stattfinden. Soll heißen, es gibt einerseits wie gewohnt verschiedenste Vorstellungen in den Hofer Kinos (natürlich gemäß den geltenden Auflagen). Andererseits existiert erstmals zusätzlich eine On-Demand-Plattform, über die die Filme nach der Premiere im Kino zum ermäßigten Preis online abrufbar sein werden.
Thorsten Schaumann sieht darin eine große Chance: „Hof wird damit noch lauter. Wir werden auf einen Schlag national.“ Dass die On-Demand-Plattform in ganz Deutschland erreichbar ist, vergrößere die Reichweite der Hofer Filmtage enorm. Der Festival-Leiter erhofft sich davon, dass viele Menschen wieder neugierig werden auf das Abenteuer Film und sich Werke ansehen, die ihnen andernfalls, geleitet von den Algorithmen der klassischen Streaming-Dienste wie Amazon, Netflix und Co., verborgen blieben. „Es gibt unfassbar tolle Filme, die in diesen klassischen Auswertungen einfach nicht vorkommen. Wir können jetzt deutschlandweit zeigen: Hallo, es gibt mehr!“
Angst, dass der traditionelle Kinobesuch unter dem Online-Angebot leidet, hat Schaumann nicht. Ausgangspunkt sei und bleibe das Kino: „Kino ist doch eines der schönsten Erlebnisse, die man haben kann: Ins Kino gehen, abschalten und sich ohne Ablenkung ganz von einer Geschichte aufsaugen lassen.“ Dennoch sei es wichtig, dass sich das Kino auch auf andere Art und Weise präsentiere und Vielfalt abbilde. Das digitale Angebot der Hofer Filmtage sieht Schaumann als Chance, Neugier zu wecken, und die Begeisterung für gute Kinofilme, auch einmal abseits des Mainstreams, neu zu befeuern.
Dass die Hofer Filmtage auch in diesem Corona-Jahr stattfinden können, macht den Festival-Leiter stolz: „In diesem speziellen Jahr hat sich gezeigt, wie groß der Zusammenhalt in dieser Stadt ist.“ Alle Sponsoren halten dem Festival die Stange und es habe einen Arbeitskreis zusammen mit der Stadt Hof gegeben. „Jedem war wichtig, dass die Filmtage auch in diesem Jahr stattfinden können, und alle haben sich gemeinsam etwas einfallen lassen“, schwärmt Schaumann. „Diese Euphorie steckt auch die Filmschaffenden an. Wir freuen uns über wahnsinnig viel positive Resonanz.“
Eröffnet wird das Festival am Dienstag, 20. Oktober, mit dem Film „Und morgen die ganze Welt“ der Regisseurin Julia von Heinz. Außerdem werden wieder tolle Entdeckungen aus Deutschland und abwechslungsreiches internationales Kino zu sehen sein. Viele Filmemacher und Teams, diesmal überwiegend aus dem Inland, haben sich angekündigt. Auch alle Filmpreise können wieder vergeben werden.
Ein Teil des Rahmenprogramms, wie beispielsweise die Regie-Gespräche, finden digital mit einer Chat-Funktion für Zuschauer statt; ein anderer Teil, wie die Partys und das Fußballspiel, müssen diesmal ausfallen. Unter dem Motto „saftey first“ gehören auch die Schlangen am Karten-Container der Vergangenheit an: Tickets sind diesmal ausschließlich online bestellbar und Ermäßigungskarten in diesem Jahr nicht möglich.

Die 54. Internationalen Hofer Filmtage finden von 20. bis 25. Oktober statt. Der Programmkatalog kommt wie gewohnt am Freitag, 16. Oktober, druckfrisch in die Hofer Buchhandlungen. Nach der Premiere im Kino werden die Filme auch über eine Online-Plattform abrufbar sein. HoF-On-Demand geht sogar eine Woche länger als das Festival im Kino.
Infos zu Filmen und Programm werden ab Mitte Oktober veröffentlicht. Weitere Details wie Ticketpreise, Ticketkauf für Kinovorführungen (ausschließlich online) und Abrufe auf der HoF-On-Demand-Plattform werden auf der Website https://hofer-filmtage.com/festival-2020/ zu finden sein.

Thorsten Schaumann betont, dass man sämtliche Corona-Auflagen streng einhalten werde, und appelliert an alle Besucher, verantwortungsvoll zu handeln: „Alle Gäste sollen ohne Bedenken ins Kino gehen können.“ Bis er jedoch endlich auf der Bühne stehen und einmal mehr die Zuschauer im Home of Films begrüßen darf, wird noch Vieles zu klären, zu planen und im Zweifelsfall noch einmal umzuplanen sein. Irgendwie habe es aber am Ende noch immer geklappt: „Jedes Jahr ist es für mich ein Abenteuer bei den Hofer Filmtagen.“ Sandra Langer

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