Den Urlaub zu Hause zu verbringen, damit mussten sich heuer wegen Corona wohl mehr Menschen abfinden als sonst. Dass es auch hier bei uns und in unseren Nachbarlandkreisen viel zu sehen und zu erleben gibt, ist zwar bekannt. Aber wie bringt man die jeweilige Attraktion mit dem Wetter in Einklang? Welche Ausflugsziele kann man ansteuern und wo liegt man immer richtig, egal ob es regnet oder die Sonne scheint? Wir stellen Museen und Wanderwege in der näheren Umgebung vor.
Deutsch-Deutsches Museum Mödlareuth
Mödlareuth – die Amerikaner nannten es „Little Berlin“ – ist ein 50-Seelen-Dorf, das als Symbol der Deutschen Teilung galt. Seit Gründung der beiden deutschen Staaten 1949 gehörte der thüringische Teil des Ortes zum Territorium der DDR, die bayerische Hälfte zu dem der Bundesrepublik. 1952 entstanden die ersten Grenzsperranlagen. 1966 erfolgte der Bau einer 700 Meter langen und 3,30 Meter hohen Betonmauer, die bis zur Grenzöffnung 1989 das Dorf teilte. Im Freigelände sind große Teile der Sperranlagen im Original erhalten. Aufbau und Funktion des Grenzgebietes der DDR werden anschaulich demonstriert. Filmvorführungen, Sonderausstellungen, eine Fahrzeugausstellung sowie ein vier Kilometer langer Geschichts-Lehrpfad, der sich zum Teil auf dem Fernwanderweg „Kammweg Erzgebirge-Vogtland“ befindet, ergänzen das Freigelände.
Deutsch-Deutsches Museum Mödlareuth, Mödlareuth Nr. 13, 95183 Töpen, 09295/1334, www.museum-moedlareuth.de, info@museum-moedlareuth.de.
Öffnungszeiten: Di-So 9-18 Uhr, Montag nach Vereinbarung.
Gleich fünf Wanderwege empfiehlt Museumspädagogin Susan Burger: Geschichtslehrpfad Deutsch-Deutsches Museum Mödlareuth: von Mödlareuth entlang des Tannbaches bis zur B2, nach Töpen und wieder zurück; Strecke: ca. 4 Kilometer, Dauer: 1-1,5 Stunden; Schwierigkeit: mittel; „Grenzweg Töpen“: von Mödlareuth entlang des Tannbaches bis zu dessen Einmündung in die Saale bei Venzka (Pößneckers Hütte), dann nach Töpen und von dort wieder zurück nach Mödlareuth; Strecke: ca. 12 Kilometer; Dauer: ca. 3-4 Stunden; Schwierigkeit: mittel; die Kammweg-Etappe 16 „Vom Burgsteingebiet nach Hirschberg“ führt direkt an Mödlareuth vorbei; Strecke: ca. 23 Kilometer; Dauer: ca. 6-7 Stunden; Schwierigkeit: mittel; Iron Curtain Trail (Rad, Europa-Radweg Nr. 13): vom Dreiländereck über Mittelhammer, Nentschau, Posseck, Sachsgrün, Wiedersberg, Grobau, Münchenreuth bis nach Mödlareuth; Strecke: 29,5 Kilometer; Dauer: 2-3 Stunden; Schwierigkeit: schwer; auch eine Wanderung vom Dreifreistaatenstein über Münchenreuth nach Mödlareuth ist möglich (ca. 4 Kilometer); Grenztour 1 (Rad): von Unterkotzau den Saale-Radwanderweg entlang; Strecke: 39 Kilometer; Dauer: 2-4 Stunden; Schwierigkeit: leicht bis mittel.
Bauernhofmuseum Kleinlosnitz

„Utopie Landwirtschaft“ heißt eine Sonderausstellung im Bauernhofmuseum Kleinlosnitz. Foto: Thomas Neumaier
Vor dem Nordhang des großen Waldsteins liegt der Zeller Ortsteil Kleinlosnitz. Seit 1983 besteht das Bauernhofmuseum mit seinen an den ursprünglichen Plätzen erhaltenen Höfen. Der Dietelhof, ein strohgedeckter Vierseithof des späten 18. Jahrhunderts, stellt mit der originalen Einrichtung eines der wertvollsten ländlichen Baudokumente Oberfrankens dar. Die Baugeschichte dieses „Urkundhofes“ und das Leben der Bewohner sind anhand zahlreicher Urkunden und Schriftstücke bis ins Detail bekannt. Vom Keller bis zum Spitzboden, von der Schwarzen Küche bis zum Bienenhaus, vom Kachelofen bis zu den Ahornbäumen vor dem Tor ist der Hof ungestört erhalten.
Das Handwerkerhaus aus Saalenstein wurde 1785 von einem Handweber gebaut. Zu diesem Trüpfhaus gehörte nicht viel mehr Grund als der, der durch das vom Dach tropfende Wasser markiert wurde. Die sozialen Unterschiede im alten Dorf werden durch das ärmliche Trüpfhaus und den gut ausgestatteten Vierseithof transparent. Verschiedene Baustoffe und Verarbeitungsformen kann man auf engen Raum vergleichen: Block-, Fachwerk- und Steinbau; Holzschindel-, Stroh-, Schiefer-, Ziegel- und Blechdach. Um die Gebäude in ihrer Eigenart zu erhalten, werden auch heute noch alte Handwerkstechniken ausgeübt. Weitere kleine Nebengebäude wie Flachsbrechhaus, Bienen- oder Taubenhaus und ein historisches Windrad runden das Ensemble ab.
Der Wirtschaftshof war alter Besitz der Familie Dietel, die seit über 400 Jahren in Kleinlosnitz lebt. Im frühen 20. Jahrhundert wurden die Gebäude um die alte Hofstelle mit dem Brunnentrog schrittweise erneuert. Heute können Gäste hier Feste feiern und spielend lernen.
Oberfränkisches Bauernhofmuseum Kleinlosnitz, Kleinlosnitz 5, 95239 Zell im Fichtelgebirge, 09251/3525, museum@kleinlosnitz.de, www.kleinlosnitz.de.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 10-16 Uhr, Samstag und Sonntag 10-17 Uhr.
Durch Kleinlosnitz führt der Quellenweg. Man kann vom Museum aus in Richtung Münchberg, zum Bahnhof oder in Richtung Saalequelle und zum Waldstein wandern: Quellenweg ab Bahnhof Münchberg über Kapellenberg und Mechlenreuth zum Bauernhofmuseum Kleinlosnitz – Besichtigung – Einkehrmöglichkeit – weiter über Schnackenhof – Zell – Saalequelle zum Großen Waldstein – Burgruine – tolle Felsformationen – Bärenfang – Aussichtsfelsen „Schüssel“ – Einkehrmöglichkeit.
Das Museum zeigt vom 8. August bis 15. November die Wanderausstellung „Utopie Landwirtschaft“: Dass eine Maschine das schweißtreibende Mähen der endlosen Getreidefelder übernehmen könnte, war für Millionen Bauern im Jahr 1800 die reinste Utopie. Heute sind Mähdrescher und Melkmaschine die selbstverständlichsten Dinge der Welt. Die Ausstellung erzählt von Träumen vom „paradiesischen“ Leben im Schlaraffenland bis zu Nahrung aus Algen und Insekten. Während sich die Zucht von Seidenraupen oder Angorakaninchen in Deutschland nicht durchsetzen konnte, floriert der Anbau der ursprünglich ebenso exotischen Pflanzen Mais und Zuckerrüben. Der Künstler Thomas Neumaier aus Ingolstadt ergänzt die vielfältigen Themenbereiche mit seinen Arbeiten – absurden Verfremdungen alltäglicher Gegenstände und „nicht realisierten Erfindungen in der Landwirtschaft“.
Freilandmuseum Grassemann
Wer Lust auf einen Ausflug in die Vergangenheit hat, sollte sich einen Besuch im Freilandmuseum Grassemann bei Warmensteinach nicht entgehen lassen. Der Einfirsthof aus dem Jahr 1698 mit Wohnteil, Stall und Scheune unter einem Dach war einstmals für das südliche Fichtelgebirge typisch. Das Anwesen vermittelt einen einzigartigen Einblick in den Wohn- und Lebensalltag auf einem kleinen Mittelgebirgs-Bauernhof. Die Landwirtschaft diente vor allem der Selbstversorgung. Die Bewohner arbeiteten daneben im Bergbau, im Wald, im Steinbruch oder als Handweber. Eine Attraktion sind die sichtbaren Spuren der Bau- und Nutzungsgeschichte des Einfirsthofs: der Holz-Blockbau, die Schwarze Küche mit Kellergewölbe und der Hinterlader-Kachelofen, der auch zum Kochen genutzt wurde. Das Museum ist auch Infostelle des Naturparks Fichtelgebirge und zeigt zum Thema „Menschen und Wälder“ den Wandel der Bedeutung des Waldes für den Menschen.
Exklusiv für die Leser des ProHof-Magazins hat das Grassemann-Team zwei Ausflugstipps parat: 1.) Spaziergang zum Moorbad Fleckl: Geht man vom Freilandmuseum den kleinen Trampelpfad zur Ortsverbindungsstraße, die an Grassemann vorbeiführt, dann ein Stück bergab nach rechts auf dem Gehweg, quert die Straße und läuft auf der gegenüberliegenden Seite in den Waldweg hinein, so gelangt man zum idyllischen Moorbad Fleckl. 2.) Wanderung zum Ochsenkopf: Oberhalb des Wirtshauses „Auf‘m Grassemann“ und der Kreuzung der Ortsverbindungsstraße mit der Panoramastraße führt ein Waldweg (Markierung: blauer Schrägstrich auf weißem Grund) bergan zur Oberen Ringstraße. Hier geht es nach rechts und nach etwa 300 Metern wieder nach links, gemäß der Markierung, bis zum Ochsenkopf. Von dort, insbesondere vom Asenturm aus, hat man einen herrlichen Blick über die nahen und fernen Landschaften.
Infos: Verkehrsamt Warmensteinach, 09277/1401, www.naturpark-fichtelgebirge.org, www.warmensteinach.de oder Freilandmuseum Grassemann mit Naturpark-Infostelle, Grassemann Haus Nr. 3, 95485 Warmensteinach, 09277/6105 (Museum), info@naturpark-fichtelgebirge.org. Öffnungszeiten: Do-So 11-16 Uhr.
Museum Schloss Burgk

Schloss Burgk ist von Hof aus in weniger als einer Dreiviertelstunde erreichbar. Foto: Saaleconvalley – Martin Kober
Malerisch am Ufer der Oberen Saale gelegen, beherbergt die einstige Burg der Vögte und Herren von Gera und Plauen und spätere Reußische Residenz nicht nur historische Wohn- und Schauräume nebst kostbarem Interieur, sondern gilt als eines der schönsten Schlösser Mitteldeutschlands.
Stilistisch von der Gotik bis zum Historismus geprägt, stehen die schlichte Eleganz des Rittersaals und die Historische Schlossküche mit dem größten Küchenkamin Deutschlands zahlreichen Zeugnissen, die Barock und Rokoko hinterlassen haben, unübersehbar gegenüber. Beeindruckende spätmittelalterliche Wehranlagen mit Zwinger, Schildmauer und Rotem Turm umschließen ein Gebäude, das hinter einer nahezu schlichten Fassade zahlreiche Kostbarkeiten birgt.
Mitte des 18. Jahrhunderts wurden der Sophienpark angelegt, das Schallhaus errichtet und ausgestattet und der Kleine Saal erhielt die monumentalen Wandgemälde. Für die Schlosskapelle wurde Gottfried Silbermann verpflichtet, eine Orgel zu bauen, die heute zu den interessantesten Instrumenten Mitteldeutschlands gehört. Im nur 300 Meter entfernt gelegenen kleinen Park befindet sich das Sophienhaus, ein achteckiger Rokokopavillon. Am Ortseingang Burgk empfängt ein 43 Meter hohe Aussichtsturm die Besucher.
Der Ort Burgk ist ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen. Ein Rundweg führt vom Parkplatz am Ortseingang vorbei an Schloss Burgk um den Sophienberg herum und wieder zurück zum Ausgangspunkt. Die Wanderung um Burgk dauert etwa eine Stunde (3,5 Kilometer). Außerdem führen Wanderwege zum Beispiel zum Kobersfelsen mit Hängesteig entlang der Saale bis zur Sperrmauer der Bleilochtalsperre, wo sich auch eine Schiffsanlagestelle der Schifffahrt Saalburg befindet. Für die Wanderung von der Sperrmauer über den Kobersfelsen bis nach Schloss Burgk sollte man etwa drei Stunden einplanen (einfache Strecke).
Infos und Kontakt: Museum Schloss Burgk, Burgk 17, 07907 Schleiz, 03663/400119, museum@schloss-burgk.de, www.schloss-burgk.de. Öffnungszeiten: Di bis So 10-18 Uhr.
Wasserkraftmuseum Ziegenrück
In dem heute unter Denkmalschutz stehenden Kraftwerk „Fernmühle“ kann man erleben, wie seit über 100 Jahren Elektrizität aus Wasserkraft gewonnen wurde und wird. Heute ist das Kraftwerk Fernmühle von einem Museum umgeben. Hauptattraktion im Museum ist die Ausstellung „Saalekaskade“ mit einem 26 Quadratmeter großen Reliefmodell und Modellen von den fünf Talsperren der oberen Saale. In der Ausstellung „Handwerk & Wasserkraft“ werden die Handwerkstechniken vergangener Zeiten mit Funktionsmodellen anschaulich erläutert. Informieren kann man sich auch über die Flößerei und den Fischfang in der Saale. Weiterhin gibt es Ausstellungen zur Stadtgeschichte, zur Geologie der oberen Saale und zur historischen Tauchertechnik. Im Freigelände ist eine Sammlung von Turbinen und Wasserrädern und eine Wasserradmodellanlage zu sehen. Es gibt eine Besucherturbinenkammer, einen Hydraulischem Widder, ein Backhaus und die bewohnte „Mäusemühle“. Das Wasserkraftmuseum Ziegenrück ist ganzjährig geöffnet und bietet ständig wechselnde Sonderausstellungen rund um das Thema „Wasser & Energie“. Aktuelle Öffnungszeiten und sonstige Infos: www.wasserkraftmuseum.de.
Zusätzlich zum Saale-Orla-Wanderweg sei hier ein Rundgang durch Ziegenrück empfohlen, die fünftkleinste Stadt der Bundesrepublik. Im Schatten der alten Burg ist wegen des tief eingeschnittenen Tals, in dem der Ort gegründet wurde, ein einzigartig enges, sehr lang gestrecktes Stadtbild entstanden.