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Wohnzimmerbühne: Hofer Theater spielt digital weiter

Künstler ohne Bühne – das geht gar nicht! Was also tun, wenn coronakrisenbedingt wochenlang das Theater geschlossen ist? Das Theater Hof hat bereits wenige Tage nach der Corona-Schließung Mitte März, so wie mittlerweile viele andere deutsche Bühnen, kurzerhand eine neue, und zwar digitale Bühne geschaffen: die #wohnzimmerbühne.

Seit 24. März postet das Theater Hof täglich auf Facebook und Instagram einen kleinen künstlerischen Beitrag, den die Ensemble-Mitglieder und Gäste bei sich zuhause produziert haben. Die Darbietungen reichen von Gedichtvorträgen über Lieder und Tänze bis hin zu aufwendig geschnittenen Musik-Videos oder Kunstformen, mit denen niemand gerechnet hätte.
„Es ist wirklich charmant, wenn Ballettdirektorin Barbara Buser vor den Augen der Zuschauer kunstvoll einen Schweizer Hefezopf bäckt oder Musikdramaturg Lothar Krause in Zeitraffer ein Papier-Theater bastelt“, findet Christine Wild. Sie ist am Theater Hof für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit zuständig – und auch dafür, jeden Tag ein neues Video auf den Facebook- und Instagram-Kanälen des Theaters Hof zu posten.
„Das Einreichen der Beiträge ist in mehreren Wellen geschehen: Noch am gleichen Tag, an dem wir den Aufruf gestartet haben, und am Tag danach sind sofort die ersten Videos angekommen, denen man eine Wahnsinns-Spielfreude angemerkt hat. Die Künstler/innen waren einfach heilfroh, ein neues Podium gefunden zu haben und haben direkt kreativ losgesprudelt“, berichtet Christine Wild.
In einer zweiten Welle trafen dann Beiträge von den Künstlern ein, die erst mal abwarten wollten, was die anderen so gemacht haben – und dann mit eigenen tollen Ideen dabei waren. Und selbst nach der eigentlichen Abgabe-Frist sind in einer dritten Welle noch zahlreiche Videos eingegangen, die auch alle mit viel Liebe und Fantasie produziert wurden. Bemerkenswert dabei: Keine Idee hat sich mit einer anderen überschnitten, alle waren auf ihre Weise überaus ansprechend, was auch die zig Likes und Kommentare der Theater Hof-Follower belegen. Die positive Resonanz und Dankesreaktion für die kleine Ablenkung vom oft nicht einfachen Tagesgeschehen ist stark; manche Zuschauer haben es sogar schon zu einem Familienritual gemacht, die neuen Beiträge der Hofer Theaterakteure gemeinsam zu entdecken.
Was in den ein- bis zweiminütigen Videos ganz leicht, locker und unkompliziert wirkt, verlangt aber trotzdem einiges an Aufwand hinter den Kulissen: Am Anfang steht natürlich die Idee jedes einzelnen Künstlers – und die technische Umsetzung. „So manches Ensemblemitglied hat auf die Hilfe der eigenen Kinder beim Filmen, Schneiden oder beim Versand der Daten zurückgegriffen – mit diesen Dingen hat ja nicht jeder ständig zu tun und ist darin nicht unbedingt geübt“, berichtet Christine Wild.
Auch sie selbst hat, nachdem die Veröffentlichungsrechte der einzelnen Videos durch den Intendanten und die Dramaturgen geklärt waren, die Hilfe ihrer Tochter beim Erstellen des Vorspanns und dem Schnitt der ersten Videos in Anspruch genommen. „Ich habe zugegebenermaßen vorher noch nie ein Handy-Video geschnitten und musste mir zunächst eine App herunterladen, mich von meiner Tochter einweisen lassen und konnte erst dann loslegen – aber inzwischen bin ich recht fit im Umgang mit der App“, lacht die Marketingleiterin.
Eigentlich sollte die #wohnzimmerbühne am 19. April ihren Vorhang schließen, weil man ursprünglich gehofft hatte, am 20. April wieder den Vorhang im Großen Haus und im Studio öffnen zu dürfen. Aber da daraus nichts wurde und das Theater Hof aufgrund gesetzlicher Bestimmungen mindestens bis zum 03. Mai weiterhin geschlossen bleiben wird, ging die #wohnzimmerbühne in eine zweite Runde. In dieser sind die Darsteller aufgefordert, Ausschnitte aus Stücken der laufenden Saison, die sie gespielt haben bzw. gespielt hätten, zu präsentieren.
„Wir sind noch da“, betont Intendant Reinhardt Friese, „und wir wollen unserem Publikum gerne eine kleine Freude machen in diesen schwierigen Tagen.“

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