Wäre ich eine Malerin, wären die imponierenden Schluchten der Ardèche ein so großartiges Motiv, das ich gerne einfangen und verewigen wollte.
Wäre ich eine Komponistin, hätten mich die nicht enden wollenden Lavendelfelder zu einer nachhaltigen Melodie inspiriert.
Wäre ich eine Schriftstellerin, hätte mich das noch sehr ursprüngliche Land an der Rhone mit seinen knorrigen, auf dem flachen Boden wachsenden Weinreben, seinen majestätischen Charolaisrindern und den kleinteiligen Äckern und Wiesen einen Roman schreiben lassen.
Wäre ich eine Sängerin, hätte ich mit einem Lied das Lebensgefühl und die melancholische Stimmung interpretiert, die das Leben im Süden Frankreichs einem nach kurzer Zeit vermittelt.
Savoir-vivre, der französische Begriff bedeutet wörtlich „verstehen, zu leben“. Acht Tage durfte die 53-köpfige Reisegruppe des Dekanats Hof (Foto oben bei den Schluchten der Ardèche) die Lebenskunst mit allen Sinnen genießen: bei vorzüglichem Essen, mit inspirierender Landschaft, mit sehr alter Geschichte. Essen in mehreren Gängen verschafft ein nachhaltiges Wohlgefühl und wenn das zweimal am Tag passiert, endet dieses Gefühl auch nicht. Wein aus der Region dazu und schon wird das Sprichwort „Leben wie Gott in Frankreich“ zur Wirklichkeit.
Dass Vincent van Gogh in Arles die bekannten Sonnenblumenbilder malte und mit insgesamt 167 Bildern in nur wenigen Monaten außerordentlich produktiv war, verwundert nicht – die Gegend ist eine Inspirationsquelle.
Die angrenzende Camargue mit ihren weißen Pferden und den Flamingos – Postkartenidyll pur.
Gewaltig und voller Geschichte, der Papstpalast in Avignon. Er war zwischen 1335 und 1430 die Residenz verschiedener Päpste und Gegenpäpste. Der Palast gehört mit der Altstadt zum Weltkulturerbe. Und natürlich die viel besungene Brücke (2. Foto von oben), die am interessantesten am Abend wirkt, wenn sich ihre Schatten in der Rhône spiegeln.
Lyon (Foto unten) liegt am Zusammenfluss von Rhône und Saône. Im Zentrum wird die 2000-jährige Geschichte der Stadt erlebbar. Zu verdanken ist das dem Glück oder dem Zufall, dass diese Stadt von größeren Zerstörungen verschont wurde. So darf Altes neben Neuem sein, was für Besucher einen besonderen Reiz ausmacht.
Der Pont du Gard (3. Foto von oben) zählt zu den wichtigsten erhalten gebliebenen Brückenbauwerken der antiken römischen Welt und ist eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Südfrankreichs. Das Aquädukt ist beachtliche 2000 Jahre alt und beeindruckt mit seiner Höhe und der monumentalen Ausprägung. Höchsten Respekt zollt man den Baumeistern jener Zeit.
Taizé mit seinen rund 200 Einwohnern liegt etwa zehn Kilometer nördlich von Cluny und hat seine Bekanntheit wegen des internationalen ökumenischen Männerordens erlangt. Erstaunt ist man beim Besuch über die vielen hundert zumeist jungen Menschen aus aller Herren Länder, die an einem „normalen“ Montag an dem in den Bergen versteckten Ort zu Gast sind und eine Zufriedenheit und Zuversicht ausstrahlen, die ansteckend wirkt.
Es macht den Anschein, als müsse man nach einer solchen Reise Urlaub machen. Weit gefehlt. Die Fortbewegung auf dem Wasser mit vorbeiziehender abwechslungsreicher Natur verlangsamt und hilft, die vielen neuen Eindrücke setzen zu lassen.
Südfrankreich – ein wunderbares Stückchen Erde, das es lohnt, besucht zu werden. Anke Bogler, Fotos: GS