Der Verein für Hof – in Bayern ganz oben.

Bildung für jedes Lebensalter

In Deutschland besteht großer Nachholbedarf in Sachen Bildungsangebot für Menschen in höherem Alter – sagt Prof. Dr. Roland Schöne von der TU Chemnitz. Diese Aussage gilt allerdings nicht (mehr) für die Region Hochfranken, denn angestoßen durch die Arbeit von Roland Schöne, der im ganzen Land unterwegs ist, um für Bildung im höheren Lebensalter zu werben, wurde im Juli 2018 das Generationenkolleg Hochfranken e. V. gegründet. Seit März 2019 läuft die erste Veranstaltungsreihe.

Ziel des gemeinnützigen Vereins, dem Dr. Katharina Bunzmann, Leiterin des Sachbereichs Demografie und Migration bei der Stadt Hof, vorsteht, ist es, anspruchsvolle Themen in allgemein verständlicher Form zu präsentieren. Zielgruppe sind dabei auch, aber nicht nur Senioren: „Unsere Veranstaltungen richtigen sich an Interessierte jeden Alters – daher heißt der Verein auch „Generationenkolleg“. Zu den in der Vereinssatzung erklärten Zielen gehört es nämlich auch, „dass sich nicht nur ältere Generationen untereinander, sondern auch mit Jüngeren vernetzen, um Kontakte im öffentlichen Leben aufzubauen und aufrecht zu erhalten“, erklärt Dr. Katharina Bunzmann.
Thematisch beschäftigten sich die Vorträge und Veranstaltungen des Generationenkollegs Hochfranken mit Politik, Geschichte, Kultur, Gesundheit und Technik. „Wir fokussieren uns absichtlich nicht nur auf die klassischen Seniorenthemen wie Gesundheit im Alter, sondern beschäftigen uns auch mit Themen wie moderner Technik, Geschichte und Sozialem“, sagt Siegfried Leupold, Stiftungsleiter der Hospitalstiftung. Er gehört, zusammen mit Dr. Katharina Bunzmann und neun weiteren Vertretern der Partner des Generationenkollegs zum Vorstand des Vereins. Partner sind die drei hochfränkischen Gebietskörperschaften (Stadt und Landkreis Hof sowie der Landkreis Wunsiedel), die Hospitalstiftung, Stadt- und Landkreis VHS Hof sowie die Hochschule Hof.
„Unser Angebot ist breit gefächert, aber wir verstehen uns keinesfalls als Konkurrenz zu den Volkshochschulen, die ja zu unseren Partnern zählen“, betont Manfred Möckl; der Vorsitzende des Seniorenrats der Stadt Hof sitzt ebenfalls im Vorstand des neu gegründeten Vereins. Eine wichtige Initiatorin des Projekts ist übrigens seine Amtsvorgängerin Anneliese Hüttner, die sich stark für die Gründung des Generationenkollegs eingesetzt hat.
In den Auftaktveranstaltungen kamen als Vertreter der drei Gebietskörperschaften Landrat Dr. Karl Döhler, Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner und Landrat Dt. Oliver Bär zu Wort mit der Frage, wohin sich die Landkreise Hof und Wunsiedel bzw. die Stadt Hof entwickeln. Das Theater Hof vor und hinter den Kulissen in Form einer Führung sowie „Festspiele für alle – geht das?“ waren die Themen der Vorträge der beiden Intendanten Reinhardt Friese (Theater Hof) und Birgit Simmler (Luisenburg Festspiele), während Dr. Eckard Krüger den Fragen nachging, was die Altersheilkunde ausmacht und welche Art von Altersheilkunde in der Region gebraucht wird. Die Dauer der Veranstaltungen liegt bei etwa eineinhalb Stunden inklusive Diskussion und Fragen zum Vortrag. Sie finden in Stadt und Landkreis Hof sowie in Wunsiedel statt.
Die Tatsache, dass die ersten Veranstaltungen bereits bis zu 35 Besucher pro Termin angezogen haben und dass das Teilnehmer-Alter bei etwa Mitte 40 begann, zeigt dem jungen Verein, dass er auf dem richtigen Weg ist. „Wir haben den Bildungshunger bei Erwachsenen und Senioren sehr positiv eingeschätzt – und die große Resonanz zeigt uns, dass tatsächlich Bedarf besteht“, so Manfred Möckl. Immerhin baut der Verein auf viel ehrenamtliches Engagement und geht – unabhängig von einer Bildungseinrichtung als eigenständiger Verein – einen mutigen Weg. Und das als einer der Vorreiter in Bayern.
„Wichtig ist uns zu betonen, dass die Teilnahme am Generationenkolleg keinen akademischen Abschluss erfordert, sondern sich an alle richtet. Menschen mittleren und höheren Alters haben viel Berufs- und Lebenserfahrung, die sie im Generationenkolleg mit einbringen können“, so Katharina Bunzmann. So hat sich direkt zu Beginn bereits ein Projekt in Zusammenarbeit mit der Hochschule Hof ergeben: Eine Forschungsgruppe der Hochschule, die digitale Produkte für Menschen im Alter 70plus entwickelt, konnte einige Teilnehmer des Seniorenkollegs dafür gewinnen, der Forschungsgruppe mitzuteilen, was sie benötigen oder suchen. In Chemnitz wurde im Rahmen einer solchen Zusammenarbeit sogar bereits eine drehbare Kühlschrankplatte entwickelt, patentiert und in Produktion gegeben, die es (älteren) Menschen erleichtert, einfacher an Produkte im hinteren Teil des Kühlschranks zu kommen.
„In der Region Hochfranken könnte ich mir auch eine Kooperation im Bereich Textil vorstellen, denn viele ältere Menschen haben früher in diesem Bereich gearbeitet und können viel Wissen und Erfahrung einbringen“, so Dr. Katharina Bunzmann. Ein weiteres Ziel des Generationenkollegs Hochfranken ist neben dem Austausch mit der Wissenschaft und dem sozialen Austausch untereinander, auf der Homepage des Generationenkollegs eine Plattform zu schaffen, die Angebote aus dem Seniorenbereich bündelt. Christine Wild

Das aktuelle Heft
Archiv