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Anlaufstelle nicht nur für Reisende

Kümmern sich nicht nur um hilfsbedürftige Reisende, sondern auch um Not leidende Menschen aus der Region: (von links) Cornelia Jahn (Leiterin), Susanne Kleinlein und Frank Schaal.

Kümmern sich nicht nur um hilfsbedürftige Reisende, sondern auch um Not leidende Menschen aus der Region: (von links) Cornelia Jahn (Leiterin), Susanne Kleinlein und Frank Schaal.

Wer auf einer Zugreise mit seinem schweren Gepäck nicht alleine klar kommt, kann sich im Vorfeld an die Bahnhofsmission wenden und sich dort Hilfe für das Um- oder Aussteigen organisieren. Das ist allgemein bekannt. Was viele Menschen dagegen nicht wissen: Die Mitarbeiter der Bahnhofsmission helfen vor allem auch den Bedürftigen vor Ort – mit einem warmen Getränk oder einem Stück Gebäck, mit warmen Klamotten, einer gut geheizten Stube und vor allem mit dem, was diese Menschen sonst nirgends bekommen: mit einem offenen Ohr, mit Verständnis, mit einem aufmunternden Wort.
„Für viele Menschen sind wir die einzige Anlaufstelle, die ihnen in ihrem Leben geblieben ist“, erzählt Frank Schaal, der im April seinen Dienst als einziger hauptamtlicher Mitarbeiter der Hofer Bahnhofsmission angetreten hat. Die Bahnhofsmission Hof hat Montag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr geöffnet; von Montag bis Mittwoch organisiert die Diakonie Hochfranken den Dienst, am Donnerstag und Freitag die Caritas. Neben Schaal, der bei der Diakonie Hochfranken angestellt ist, halten ausschließlich ehrenamtliche Mitarbeiter die Bahnhofsmission am Laufen.
Eine von ihnen ist Susanne Kleinlein, die seit einem knappen Jahr zum Team gehört und sich mit viel Herzblut um ihre Gäste kümmert. „Für die Bedürftigen, die hierher kommen, sind wir das Wohnzimmer. Sie freuen sich über einen Kaffee und eine Kleinigkeit zu Essen und erzählen ihre Sorgen.“ Warme Getränke sind ein Luxus, den sich so mancher Besucher zuhause schon lange nicht mehr leisten kann – weil die Stromrechnung zu den Dingen gehört, für die das Geld hinten und vorne nicht reicht. Manchmal hilft die Bahnhofsmission am Monatsende in solchen Fällen mit Gutscheinen aus, mit denen sich die Bedürftigen wenigstens etwas zu Essen kaufen können.
„Wenn wir uns in der Stadt für 3 Euro einen Cappuccino kaufen, denken wir darüber gar nicht weiter nach“, sagt Cornelia Jahn, die für die Diakonie die Bahnhofsmission und das Resozialisierungs- und Übernachtungsheim Thomas-Breit-Haus leitet. „Aber manche Leute müssen von diesem Geld zwei bis drei Tage lang essen.“
Viele Gäste der Bahnhofsmission sind einfach nur einsam und suchen Gesellschaft. Andere sind tablettensüchtig, drogensüchtig oder alkoholkrank. Die Mitarbeiter begegnen ihnen vorurteilsfrei. Susanne Kleinlein weiß: „Die meisten von ihnen sind Menschen, die einmal genauso in unsere Gesellschaft integriert waren wie wir – und dann lag irgendwann einfach ein Stein zu viel im Weg.“
Frank Schaal greift das Bild auf: „Die Steine können wir nicht wegräumen. Aber eine Hand reichen und unterstützen beim Aufstehen.“ Natürlich gibt es sie, die Unbelehrbaren und Beratungsresistenten, die immer wieder die gleichen Fehler machen. Doch die Mitarbeiter der Bahnhofsmission hören auch ihnen immer wieder geduldig zu. „Und wenn man merkt, dass ein liebes Wort oder eine Umarmung hilft, oder man vielleicht doch jemandem einmal eine neue Idee, eine Lösung mitgeben konnte, dann ist das einfach wunderbar“, schwärmt Susanne Kleinlein von ihrer Arbeit.
Bei großen Sorgen und Nöten, bei denen Zuhören alleine nicht mehr reicht, stellen die Mitarbeiter der Bahnhofsmission auch Kontakt zu Beratungsstellen oder Ämtern her. Denn man könne zwar gespendete Kleidung an Bedürftige weitergeben, Essens-Spenden – wie die wöchentliche Kuchenspende der Bäckerei Reinel – verteilen oder aus Spendengeldern in Hof gestrandeten Obdachlosen ein Ticket für die Weiterfahrt spendieren. Aber: Die Bahnhofsmission hat keinen eigenen Etat für diese Dinge, sondern ist selbst auf Spenden angewiesen.

Geldspenden für die Bahnhofsmission richten Sie an: Kontoinhaber Thomas-Breit-Haus, DE78 7805 0000 0220 6205 46, Betreff: Bahnhofsmission.

„Sogar unser ganzes Inventar hier – vom Porzellan bis hin zu den Möbeln – besteht aus Spenden“, erklärt Frank Schaal. Gerne würden die Mitarbeiter die Räume ein wenig renovieren, streichen und noch gemütlicher gestalten. Doch ohne Sach- und Geldspenden geht das nicht. Schaal nimmt es gelassen und sagt: „Man sieht hier auf jeden Fall, was mit ein bisschen Improvisationstalent alles möglich ist.“ Und nicht nur das. „Man denkt vor allem neu über das Leben nach. Die Schicksale berühren einen im Herzen.“
Das haben vor einiger Zeit auch Schüler der Hofer Realschule im Rahmen ihres „Suppenküche“-Projektes festgestellt, bei dem sie ein Mal pro Woche für die Besucher der Bahnhofsmission gekocht haben. „Dass es auch hier bei uns Menschen gibt, deren Hab und Gut in eine Plastiktüte passt, war vielen nicht bewusst. Und Dinge wie Wohnungslosigkeit sind bei uns wenig beachtete Themen“, weiß Cornelia Jahn.
Susanne Kleinlein ergänzt: „Geld ist schon da in unserem Land – die Frage ist nur, wie es verteilt ist.“ Sie erlebe immer wieder, dass gerade die Ärmsten der Armen sich für ihre Lage schämen und nicht um Geld bitten wollen. Doch bei aller Not, die sie während ihres Dienstes in der Bahnhofsmission erlebt, stellt die ehrenamtliche Mitarbeiterin vor allem eines immer wieder fest: „Wir genießen auch viele lustige Momente. Bei uns wird viel gelacht.“ Und gerade dieses Lachen ist wohl mindestens genauso heilsam und wichtig wie der warme Tee oder Kaffee. Sandra Langer

Die Hofer Bahnhofsmission sucht dringend noch ehrenamtliche Mitarbeiter. Schon ein Vormittag oder Nachmittag Einsatz pro Woche kann viel helfen. Wer anderen Menschen verständnisvoll und offen gegenüber tritt und zuhören kann, ist hier genau richtig. Wer möchte, kann jederzeit gerne vorbeischauen und sich ein Bild von der Arbeit machen.
Der wertvolle Dienst zugunsten der Bedürftigen aus der Region finanziert sich aus Spenden. Sachspenden – von Lebensmitteln über ausrangierte Kleidung bis hin zu Inventar – sowie Geldspenden sind sehr willkommen. Wer helfen will – ob mit Sachspenden oder als Mitarbeiter – wendet sich an: Cornelia Jahn, Diakonie Hochfranken, Telefon 09281/3175, E-Mail cornelia.jahn@diakonie-hochfranken.de.

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