Wie bunt und vielfältig ist in Hof und Umgebung das Angebot an Ausbildungsplätzen? Können alle Ausbildungsstellen besetzt werden? Und wie ist die Stimmung unter den Auszubildenden? Um das herauszufinden, hilft nur die Nachfrage vor Ort. Deshalb stellt das Pro-Hof-Magazin jeden Monat einen Betrieb oder eine Institution vor, die ausbildet. Diesmal haben wir nachgefragt bei Eva Döhla, Sprecherin der Diakonie Hochfranken:
Wie groß ist die Bandbreite an Ausbildungsstellen bei der Diakonie Hochfranken? Wie viele verschiedene Ausbildungsberufe gibt es?
Die Bandbreite ist, wenn man alles zusammenfasst, wirklich riesig. Man muss aber zunächst mal unterscheiden zwischen Ausbildung im regulären Arbeitsmarkt und Ausbildung im Rahmen einer beruflichen Rehabilitation im Berufsbildungswerk. Dort können junge Menschen mit einem zusätzlichen Unterstützungsbedarf eine Ausbildung in unzähligen Berufen absolvieren. Die Bandbreite hier ist enorm. Auf der Homepage der Diakonie am Campus kann man sich hierüber informieren. In unserer Berufsfachschule für Altenpflege und unseren Pflegeheimen werden Pflegefachkräfte ausgebildet, das sind insgesamt 104 Azubis in der Altenpflege. Momentan sind insgesamt 87 Schülerinnen und Schüler in der Fachkraft-Ausbildung und 17 in der Hilfskraftausbildung. Doch nicht alle davon leisten ihre Praxis in Einrichtungen der Diakonie Hochfranken.
Kommen die Azubis auch von weiter her oder nur aus Stadt und Landkreis Hof?
Das Berufsbildungswerk unserer Diakonie am Campus hat schon immer ein sehr großes Einzugsgebiet. Das liegt an seinem guten Ruf bei Arbeitsagenturen im gesamten Bundesgebiet. Diese empfehlen jungen Menschen unsere Einrichtungen und sind auch Kostenträger für die gesamte Maßnahme, die meist drei Jahre dauert. Die Berufsfachschule für Altenpflege hat ein Einzugsgebiet von teilweise über 50 Kilometern. Die Auszubildenden kommen aus der Umgebung von Hof sowie den angrenzenden Landkreisen und auch aus den angrenzenden Bundesländern.
Hat die Zahl und Vielfalt an Ausbildungsstellen in den letzten zehn Jahren zugenommen? Wenn ja, in welchen Bereichen?
Im Berufsbildungswerk wird das Angebot an Ausbildungen immer wieder angepasst an das, was auch auf dem Arbeitsmarkt benötigt wird, sprich eine gute Perspektive bietet. Da kamen in den vergangenen Jahren zum Beispiel die Bereiche IT und Altenpflege hinzu. Nicht uninteressant ist die Entwicklung im Bereich der Pflege. Eine generalistische Pflegeausbildung ab 2020 soll dem Arbeitsmarkt neue, universell einsetzbare Pflegekräfte zur Verfügung stellen. Die Gesetzgebung hat Vorarbeit geleistet, und jetzt muss es in die Praxis umgesetzt werden. Es gibt ab September 2020 die generalistische Ausbildung zum Pflegefachmann/Pflegefachfrau und Pflegefachhelfer/Pflegefachhelferin, sei es durch neue Rahmenlehrpläne und Curricula oder die Neustrukturierung der Ausbildung und Pflegeschulen.
Wie gut sind die Chancen, nach der Ausbildung übernommen zu werden?
Momentan hat kein Absolvent Schwierigkeiten, eine Stelle zu finden. Unsere frischgebackenen Altenpflegefachkräfte behalten wir alle gerne. Auch in Zukunft stehen die Chancen gut, denn die Ausrichtung der Ausbildung, die generationenübergreifend aufgebaut sein wird, bietet ein größeres Potenzial an Einsatzmöglichkeiten. Gewählt werden kann zwischen akuten und dauerhaften stationären Pflegesituationen sowie ambulantem Setting. Die Ausbildung wird lebensphasen- und institutionsübergreifend ausgelegt sein. Das Berufsbildungswerk vermittelt weiter, auch hauptsächlich in den ersten Arbeitsmarkt an verschiedenste Betriebe. Einzelne Absolventen konnten aber auch schon direkt bei der Diakonie weiterarbeiten.
Wie sieht es in Sachen Verwaltung oder mit pädagogischen Berufen aus?
Unsere Zentralen Dienste bilden Verwaltungsfachkräfte für den eigenen Bedarf aus. Im Herbst kommen zwei neue Azubis in die Geschäftsstelle. Sie haben ihre Verträge schon in der Tasche. Allerdings werden nicht jedes Jahr neue Auszubildende eingestellt, da auch rein räumlich die Kapazitäten in der Geschäftsstelle sehr begrenzt sind. Unsere Jugendhilfe-Einrichtungen wie Kitas oder Wohngruppen sind natürlich auch Einsatzstellen für angehende Erzieherinnen und Erzieher. Sie absolvieren dort zum Beispiel das Anerkennungsjahr oder Berufspraktika.
Wie ist die Stimmung unter den Auszubildenden? Worauf legen sie Wert?
Die Auszubildenden an der Berufsfachschule sind alle sehr motiviert und wollen eine gute Ausbildung erfahren. Problem ist in einzelnen Einrichtungen der permanente Fachkraftmangel und, daraus resultierend, die geringe Anleitungszeit, die für die Auszubildenden zur Verfügung steht. Darüber hinaus bietet die Diakonie viele Vergünstigungen und versucht durch familienfreundliche Arbeitszeitmodelle die Pflegekräfte und auch die Auszubildenden zu halten beziehungsweise zu integrieren. Projekte werden im Zusammenhang mit der Gewinnung zukünftiger Pflegekräfte gestartet. So kommen Schüler zum Beispiel zum Demenzprojekt in die Berufsfachschule und werden von Auszubildenden „unterrichtet“ – eine sehr interessante Erfahrung für beide Seiten. Und das Berufsbild wird positiv wahrgenommen.
Was empfehlen Sie jungen Leuten, die noch nicht wissen, ob ein sozialer Beruf für sie das Richtige ist?
Am besten selbst ausprobieren! In einem freiwilligen sozialen Jahr (FSJ) kann man das sehr gut herausfinden. Es dient der eigenen Weiterentwicklung, und gleichzeitig arbeitet man in einer sinnstiftenden Einrichtung mit. Wir haben bei der Diakonie sehr unterschiedliche Einsatzbereiche, zwischen denen man auch wechseln kann: Kinder- und Jugendhilfe, Pflege und Betreuung, Schule, Familienhilfe oder Verwaltung. Beim FSJ läuft das Kindergeld weiter; es gibt ein Taschengeld dazu, Urlaub und Seminartage, Verpflegungspauschale und Fahrtkostenerstattung. Das FSJ kann als Vorpraktikum für soziale Berufe oder als Wartesemester angerechnet werden. Regulär dauert es ein Jahr, es kann aber individuell verkürzt oder verlängert werden.
Welche Ausbildungsstellen sind derzeit bei der Diakonie Hochfranken noch frei? Wo können sich Interessenten hinwenden? Was ist zu beachten?
Die Bewerbungen für die Pflege-Ausbildung sind im vollen Gange, und wer schnell reagiert, wird einen Ausbildungsplatz bei der Diakonie oder anderen Träger bekommen. Auf der Homepage der Diakonie Hochfranken oder der Berufsfachschule für Altenpflege und Altenpflegehilfe sind wertvolle Hinweise für die Interessenten aufgeführt. Voraussetzung für eine Bewerbung sind die Zeugnisse und ein ordentlicher Lebenslauf sowie für die Ausbildung zur Pflegefachkraft ein Ausbildungsbetrieb, da die Ausbildung dual über drei Jahre läuft. Manfred Köhler
Infos und Kontakt:
Berufsfachschulen für Altenpflege und Altenpflegehilfe, Konradsreuther Straße 2 a/b, Hof, Telefon: 09281/140066-0, E-Mail: altenpflegeschule@diakonie-hochfranken.de
Gärtnerin aus Leidenschaft

Angelina Drexel mit ihrem Ausbilder, dem Gartenbaumeister Stefan Wänke (links), und Michael Bursian, Teilbereichsleiter Ausbildung des Berufsbildungswerks der Diakonie am Campus. Das Gewächshaus der Diakonie am Campus, in dem Angelina Drexel arbeitet, ist noch ganz neu.
Nach der Schule hatte Angelina Drexel noch keine Ahnung, wohin sie sich beruflich orientieren wollte. Deshalb versuchte sie, über Praktika in verschiedene Ausbildungen hineinzuschnuppern: „Ich arbeitete unter anderem in einer Bäckerei und als Verkäuferin“, erzählt sie. Das meiste habe ihr keinen Spaß gemacht, aber dann half sie vier Wochen lang in der Gartenabteilung eines Baumarktes aus. „Das war am schönsten“, sagt sie über diese Zeit.
Inzwischen ist die Begeisterung sogar noch gewachsen. Angelina hat nach einem halben berufsvorbereitenden Bildungsjahr inzwischen ihre Ausbildung als Gärtnerin im Zierpflanzenanbau bei der Diakonie am Campus fast absolviert, steht nun vor den Prüfungen und wird im Juli fertig sein. Danach hat sie die Wahl, denn Absolventen ihres Berufs sind gesucht. Schon jetzt bewirbt sich die 21-Jährige auch überregional, denn: „Ich bin noch jung und nicht an einen bestimmten Ort gebunden.“
Wenn sie an ihre künftige berufliche Tätigkeit denkt, sieht Angelina Drexel nicht Routinen vor sich, sondern eine Vielfalt an Möglichkeiten: „Die Betriebsabläufe sind überall anders, das finde ich hochinteressant und möchte möglichst viel erkunden.“ Schon jetzt gibt sie sich nicht mit dem zufrieden, was sie im Betrieb lernt, sondern tut sich auf eigene Faust nach neuen Infos um: „Ich schaue mir gern an, wie die verschiedenen Geschäfte die Pflanzen anbieten, und vergleiche Preise“, erzählt sie. Sie frage sich dabei im Hinterkopf, wie man die Kunden am besten zufriedenstellt, denn unter günstigen Preisen leide oft die Qualität.
Ihr Gärtnerberuf spielt sich für Angelina Drexel dort ab, wo sie sich auch privat gerne aufhält: in der Natur. „Ich bin liebend gern draußen, erst recht im Frühling“, verrät sie. Ob sie in der Natur werkelt und Pflanzen anbaut oder draußen auf dem Fahrrad unterwegs ist, eines beschäftigt die junge Frau dabei stets: „Ich denke viel über das Insektensterben nach.“ So sei sie froh, dass ihr Beruf helfe, die Vielfalt der Natur zu erhalten. Angelina Drexel betont: „Das ist ein ganz wichtiger Punkt für mich.“
Vom Soldaten zum Altenpfleger
Beim Thema Ausbildung denkt man in der Regel an junge Leute. Bei der Diakonie Hochfranken haben aber auch Menschen mit Berufserfahrung die Möglichkeit, sich für einen anderen Beruf ausbilden zu lassen. Andreas Graf aus Feilitzsch zum Beispiel absolviert seit 2017 eine Umschulung als Altenpfleger, steht kurz vor dem dritten Jahr und damit dem Abschluss. „Meine Erwartungen an diesen Beruf waren hoch“, sagt er, „und sie wurden sogar noch übertroffen. Deshalb bin ich sehr froh, dass ich mich dafür entschieden habe.“
In seinem vorherigen Berufsleben war Andreas Graf bei der Bundeswehr. „Ich bin da irgendwie hängen geblieben“, erzählt er. Denn nach dem Fachabitur an der FOS in Hof wollte er zunächst einfach nur seinen Wehrdienst ableisten. Dann wurde ihm eine freie Stelle als Unteroffizier angeboten: „Aus zwei Jahren wurden vier und schließlich 15.“
Zu einem beruflichen Umdenken führten schließlich zwei Umstände: Andreas Graf kehrte der Liebe wegen in die Hofer Region zurück – aber seine Beziehung wurde im Laufe der Zeit von aufeinanderfolgenden Auslandseinsätzen in Afghanistan belastet. „Meine Frau wollte das nicht dauerhaft mitmachen, und ich selbst wollte auch fest an einem Ort arbeiten.“
Da Andreas Graf bei der Bundeswehr im Sanitätsdienst, aber auch als Netzwerk-Administrator eingesetzt war, lag es für ihn nahe, sich in eine dieser Richtungen zu orientieren. Für die Altenpflege entschied er sich schließlich, weil er einen möglichst abwechslungsreichen, bewegungsintensiven Beruf ausüben wollte. Und genau diese Hoffnungen wurden erfüllt: „Als Altenpfleger muss man ziemlich fit sein, denn man läuft ständig herum.“
Derzeit ist Andreas Graf im Seniorenhaus der Diakonie am Rosenbühl eingesetzt und absolviert seine schulische Ausbildung in der Altenpflegeschule des Bildungszentrums der Diakonie. Am Bildungszentrum schätzt er die tolle Infrastruktur und die hochmodernen Lernmittel. Das Verhältnis untereinander sei dank kleiner Klassen sehr entspannt und familiär. Der Altersunterschied der Schülerinnen und Schüler, die überwiegend Ende 20 seien, aber auch um die 16 oder, wie er selbst, schon über 40, spiele keine Rolle.
Dem Ende der Ausbildung sieht Andreas Graf entspannt entgegen: „Die Berufsaussichten sind hervorragend“, weiß er, „da wird sich auf jeden Fall was auftun.“ Über die berufliche Sicherheit hinaus genießt er es, Befriedigung durch sein Tun zu erfahren: „Man gibt den Menschen was zurück. Dadurch hat sich meine ganze Wahrnehmung verändert, ich bin viel aufmerksamer geworden.“ Und weil es ihm bei der Diakonie Hochfranken so gut gefällt, hat er für seine Zukunft vor allem einen Wunsch: „Es wäre schön, wenn ich auf Dauer hierbleiben könnte.“