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Ein Temperament-Mensch wird 80

Gerd Fichtner, Seniorchef der Firma Brillen-Fichtner und ProHof-Mitglied der ersten Stunde, wird im Mai 80 Jahre alt.

Gerd Fichtner, Seniorchef der Firma Brillen-Fichtner und ProHof-Mitglied der ersten Stunde, wird im Mai 80 Jahre alt.

Er fühlt sich wie 70, aber am 30. Mai wird Gerd Fichtner, Chef des Optikergeschäftes Brillen-Fichtner in der Hofer Ludwigstraße, 80 Jahre alt. Sein Motto lautet: „Auf der Couch liegen gibt es nicht.“ Deshalb steht der lebenslange Sportler nach wie vor zusammen mit seiner Frau Eva selbst im Geschäft. Auch seine Töchter arbeiten mit, und zwar Simone im Hauptgeschäft und Britta in der Filiale „Trend-Optik“ in der Altstadtpassage.

„Ich war noch eine Hausgeburt“, erzählt Gerd Fichtner aus seinem Leben. Geboren am Hofer Mühlberg unter dem Namen Gerhard, wuchs er an den Saaleauen auf. Nach der mittleren Reife am Jean-Paul-Gymnasium lernte er sein Handwerk unter anderem in Paris und war anschließend für eineinhalb Jahre in der jungen Bundesrepublik unterwegs. Eine französische Firma, die mit Gleitsichtgläsern eine damals neue Erfindung in Deutschland einführte, schickte ihn mit dieser Neuheit von Stadt zu Stadt.
Erst 1956 trat Gerd Fichtner in das 1932 gegründete Optiker-Geschäft seines Vaters Alfred Fichtner ein, das damals noch in der Altstadt 21 zu finden war. Acht Jahre später zog das Stammhaus an den heutigen Sitz, wo zuvor der „obere Laubmann“ gewesen war. In der Zwischenzeit war Gerd Fichtner nicht immer vor Ort, obwohl sein Vater ihn dringend gebraucht hätte – denn 1959 wurde er zur Bundeswehr eingezogen.
Die Zeit, die danach folgte, die 1960er Jahre, hat Gerd Fichtner als wilde Jahre in Erinnerung: „Die neuen Musikrichtungen Twist und Rock ‘n‘ Roll habe ich voll genossen.“ Dazu habe auch die entsprechende Haartracht und Kleidung gehört. Mode „zelebriert“ habe er aber auch als Dressman. Werbebilder von ihm für Hemden hätten unter anderem in West-Berlin an allen Litfaßsäulen gehangen. Reich aber habe man als Model damals nicht werden können: „Was wir bekommen haben, war mit 50 Mark eher ein Taschengeld“, erinnert er sich schmunzelnd.
Ausgegeben wurde das „Taschengeld“ dann zum Beispiel in der Silberspindel oder im damaligen Tanzlokal Theresienstein, wo man so richtig habe ausflippen können. Gut in Erinnerung ist Gerd Fichtner auch der sogenannte Bummel: „Es war für uns junge Leute damals üblich, ab dem späten Nachmittag in der Altstadt entlang zu laufen, am Ende die Straßenseite zu wechseln, wieder zurück und das immer im Kreis.“ Alle seien damals gekommen, die reinste Flirtmeile sei das gewesen, eine tolle Sache.
Eine große Rolle spielte für Gerd Fichtner schon immer der Sport. Mit langer Mähne kickte er in jungen Jahren beim FC Gattendorf und frönte dem Reiten. Bis heute spielt er Tennis und betreibt Nordic Walking – und das täglich: „Mindestens eine Stunde muss es schon sein“, verrät er. „Am Wochenende können es auch schon mal bis zu drei Stunden werden.“ Kein Wunder, dass er sich sein Gewicht von 74 Kilo bei 1,84 Meter Körpergröße ein Leben lang bewahrt hat. Dazu trägt auch die vernünftige Ernährung bei, denn: „Ich esse nur das, was ich verbrauche.“
Ein Kapitel für sich im Leben von Gerd Fichtner war der Motorsport: „Ich hatte schon immer Benzin im Blut und war nach Autos verrückt“, erzählt er. Die markanten Sportwagen, für die er in Hof bekannt war, fährt er heute nicht mehr. Auch die jährlichen Touren nach Südtirol sind inzwischen eingestellt.
Weiterhin zu arbeiten, das sei hingegen kein Thema. „Man muss was tun“, sagt er und lobt die gute Zusammenarbeit mit seiner Frau, die unterdessen schon seit 40 Jahren mit ihm im Laden steht, mit seinen Töchtern und den fünf Mitarbeitern: „Das sind professionelle Leute, mit denen es einfach funktioniert.“ Man ahnt, dass die familiäre Geborgenheit in der Firma ein Grund ist, dass das Ehepaar Fichtner weitermacht.
Ein anderer Grund für Gerd Fichtner ist eine gewisse Unrast: „Ich bin ein Temperament-Mensch und Unruheherd“, sagt er über sich selbst. Auf die Couch legen will er sich so schnell nicht. Und auch nicht die Nordic-Walking-Stöcke aus den Händen geben …
Manfred Köhler

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