Der Verein für Hof – in Bayern ganz oben.

Alt-Oberbürgermeister Dieter Döhla 75

Dieter Döhla (mit Frau Margit): Am 28. März wurde der Ehrenbürger von Hof 75.  Foto: privat

Dieter Döhla (mit Frau Margit): Am 28. März wurde der Ehrenbürger von Hof 75.  Foto: privat

Dieter Döhla feiert 75. Geburtstag. Mit dem ehemaligen Hofer Oberbürgermeister sprach Werner Mergner:

Lieber Dieter, wir gebrauchen bei diesem Gespräch das vertrauliche Du, weil wir uns ja schon seit Jahrzehnten kennen. Du hast am 28. März Geburtstag, den 75. Also ein Blick zurück. Im Zorn oder voller Freude und Dankbarkeit?
Im Grunde ist alles in meinem Leben besser und schöner gelaufen als ich es mir hätte vorstellen können. Deswegen bin ich als gebürtiger Stammbacher sehr dankbar, was mir hier in Hof widerfahren ist. Denn die politische Karriere habe ich so nicht geplant. Dass ich Oberbürgermeister werden könnte, habe ich nicht einmal geträumt.

Du warst Hofer Rathauschef von 1988 bis 2006, also auch in den turbulenten Monaten 1989/90, als die Grenzen fielen, die DDR kollabierte und Hof plötzlich zu einem zentralen Punkt in Deutschland, ja sogar in Europa wurde. Bist Du mit dem Ablauf zufrieden? Haben die Verantwortlichen damals alles richtig gemacht oder sind gravierende Fehler passiert?
Ja, ich bin zufrieden, sehr zufrieden sogar. Damals ist das toll gelaufen in Hof. Auch im Rückblick bin ich noch tief beeindruckt, was damals in dieser, meiner Stadt vor sich gegangen ist – wie sich die Hofer engagiert haben. Die Begeisterung aller Beteiligten war einfach enorm; die Begeisterung derer, die halfen, und derer, die ankamen, um die Freiheit zu genießen. Für uns, die Helfer, ging die Arbeit aber dann erst los. Und da muss man sagen: Die Hilfsdienste waren einfach spitze! Na ja, auch das muss man feststellen: Später entwickelte sich vieles ganz anders. Aber alles in allem: Hof und die Hofer haben sich damals hervorragend als Gastgeber bewiesen. Und in dieser Zeit sind ja auch Freundschaften für das ganze Leben entstanden. Für mich persönlich kann ich sagen: Es war eindeutig das stärkste, das beeindruckendste Ereignis in meinem politischen Leben.

Was bedeutet Dir also ganz persönlich die Wiedervereinigung?
Der Fall der Grenze war eigentlich die Wiederherstellung der Normalität. Es war und ist wunderbar, dass ein Volk nicht mehr zweigeteilt ist. Die Menschen können sich ohne Kontrollen frei in ihrem Land, in ihrem Staat bewegen. Das ist normal und wunderbar zugleich. Dazu kommt, dass die Wiedervereinigung auch einen höchst gefährlichen militärischen Zustand beendet hat – und das ist ein besonders großer Segen.

Aber nicht nur der Fall des Eisernen Vorhangs war wichtig in Deiner Amtszeit. Auch die Landesgartenschau 1994, der Theater-Neubau und die Errichtung der Hochschule Hof – um nur einige Meilensteine zu nennen, fielen in Deine Ägide. Was war, was ist Dir besonders wichtig?
Eigentlich sind alle drei genannten Punkte sehr wichtig gewesen. Die Landesgartenschau, die eigentlich nur am Theresienstein stattfinden sollte, wurde letztendlich nach hartem Ringen auf die Saaleauen ausgeweitet, damals ein ungepflegtes Gebiet, heute ein Schmuckstück der Stadt. Ein ganz gewaltiger finanzieller Kraftakt war der Theater-Neubau. Ursprünglich war dafür eine staatliche Förderung von 56 Prozent vorgesehen, bekommen haben wir 80 Prozent. Viel geholfen hat uns damals der CSU-Landtagsabgeordnete Klaus Kopka. Und dann die Hochschule Hof. Sie ist mittlerweile ein ganz wichtiger, nicht mehr weg zu denkender Bestandteil des Hofer Lebens. Sie sorgt dafür, dass viele, viele junge Leute hierher kommen und Hof beleben. Und wir Hofer können zeigen, was wir hier für eine tolle Lebensqualität haben. Der Bau der Hochschule wird übrigens immer verbunden sein mit dem Namen Georg von Waldenfels, der sich in München nachdrücklich für Hof eingesetzt hat.

Du bist vielfach ausgezeichnet worden – vom Bundesverdienstkreuz bis zum Bayerischen Verdienstorden – und sogar zum Ehrenbürger Deiner Heimatstadt hat man Dich gemacht. Darauf bist Du sicher auch ein bisschen stolz?
Natürlich, sehr stolz sogar. Übrigens: Als ich 1973 nach Hof gekommen bin, hätte ich einen Lachkrampf bekommen, wenn damals jemand vorausgesagt hätte, dass ich einmal Ehrenbürger von Hof werde.

Dieter Döhla, der drei Legislaturperioden (von 1988 bis 2006) OB von Hof war, ist seit Jahrzehnten Sozialdemokrat. Deiner Partei geht es derzeit nicht so gut. Was machen „die Sozis“ denn falsch?
Das ist eine schwere Frage und noch schwieriger zu beantworten. Vieles liegt sicher am Erstarken der Grünen. Aber es fehlt an der Spitze der Partei auch an charismatischen Persönlichkeiten, wie es beispielsweise Willy Brandt oder Gerhard Schröder gewesen sind. Insofern ist die Schwäche der SPD keineswegs allein ein regionales oder lokales Problem.

Sehnst Du Dich zurück in die Politik? Juckt es Dich manchmal, wenn Du früh die Zeitung aufschlägst und liest, was so alles in Hof und im Stadtrat passiert?
Das alles nehme ich immer noch mit starken Gefühlen wahr. Wenn man ein Leben lang politisch tätig war, vergeht das Interesse an Politik nicht über Nacht. Allerdings habe ich kein Problem damit, dass ich nicht mehr direkt an Entscheidungen beteiligt bin. Ich sehe natürlich die Probleme, weiß aber – ehrlich gesagt – nicht, ob ich etwas besser machen könnte. Hof ist in einer schwierigen Situation. Man braucht nur mit offenen Augen durch die Stadt zu gehen, dann sieht man den Schrumpfungsprozess. Eines muss ich aber noch los werden: In meinem letzten Wahlkampf zur Jahrtausendwende wurde mir in einer Wahlkampfzeitung der CSU vorgeworfen, in der unteren Ludwigstraße gebe es zu viele leere Schaufenster. Und heute? Hof hat den Status „der“ Einkaufsstadt für die Region teilweise eingebüßt. Siehe Kaufhof und Finck.

Und was machst Du jetzt als 75-jähriger Politiker im Ruhestand? Welche Hobbys hat der Ex-OB?
Gartenarbeit mache ich sehr gerne. Und dann: Seit vielen Jahren kümmere ich mich um eine ganz bestimmte Insektenart, die Hummeln. Aber leider sehe ich immer weniger davon. Die von mir angelegten Nistplätze stehen noch leer. Den Rückgang bei den Insekten sehe ich als dramatisch an. Er ist ein Zeichen dafür, wie wir mit der Natur umgehen.

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