Mit der Kutsche fährt Dr. Magdalena Bayreuther nicht zur Arbeit – obwohl sie könnte: Die neue Leiterin des Museums Bayerisches Vogtland ist nämlich passionierte Reiterin und Kutscherin. Seit dem 1. Januar leitet die 36-Jährige das Hofer Museum und ist total begeistert von ihrem neuen Arbeitsplatz.
„Nachdem ich jetzt 16 Jahre in der Welt unterwegs war und langsam den Wunsch hatte, zu meinen Wurzeln zurückzukehren, ist der Posten als Museumsleiterin – unbefristet und heimatnah – wie ein Sechser im Lotto!“, verrät die gebürtige Nailaerin strahlend. Auf die Stelle aufmerksam wurde sie zunächst durch einen kuriosen Zufall: Als sie vor einigen Monaten das Museum Bayerisches Vogtland rein privat besuchte, kam sie mit dem Herrn von Kasse/Einlass ins Gespräch. Nachdem sie seine Frage, ob sie Historikerin sei, bejaht hatte, wies er sie daraufhin, dass die Stelle der Museumsleiterin ausgeschrieben sei. Und tatsächlich hat sie sich in der Folge gegen zig Mitbewerber durchgesetzt.
Dabei war es nach dem Abitur in Naila zunächst gar nicht ihr Ziel, in einem Museum zu arbeiten: Sie studierte Gymnasiallehramt für Deutsch, Geschichte und Spanisch in Bamberg und verbrachte ein Jahr in Granada/Spanien. Es folgte die Promotion zum Thema „Pferde und Fürsten: Repräsentative Reitkunst und Pferdehaltung an fränkischen Höfen (1600-1800)“. Nachdem der Historikerin dann klar geworden war, dass sie nicht unterrichten, sondern lieber in einem Museum arbeiten wollte, schloss sie an ihre Promotion ein Volontariat im Technoseum in Mannheim an, um sich für den Museumsbereich mit Schwerpunkt Museumspädagogik zu qualifizieren.
Die nächste berufliche Station der passionierten Reiterin war das Marstallmuseum in Schloss Nymphenburg in München als wissenschaftliche Mitarbeiterin, bevor sie sich im Würzburger Museum für Franken als Provenienz-Forscherin mit der NS-Raubkunst beschäftigte. Und nun leitet sie das Museum Bayerisches Vogtland in Hof. Auf die Frage, ob es nicht sehr schwierig ist, sich in immer neue Bereiche – in ihrem Fall von Technik und Geschichte der Industrialisierung über Pferde und Kutschen bis hin zur NS-Raubkunst – einzuarbeiten, sagt Magdalena Bayreuther, genau darin liege für sie der Reiz. „Und das ist ja auch das Schöne am Museum in Hof: Es ist eine Mischung aus Industrie- und Stadtgeschichte, Gemälden, Naturkunde und der Abteilung Flüchtlinge und Vertriebene“, so die neue Leiterin über ihr Museum.
Obwohl sie die Stadt Hof natürlich seit ihrer Kindheit kennt und auch bereits ein bisschen was über die Stadtgeschichte wusste, erschließt sich ihr die Stadt in ihrer neuen Position jetzt ganz anders: „Man weiß plötzlich, wer in welchem Haus gewohnt hat und erfährt tolle, interessante Geschichten!“, berichtet die Historikerin mit leuchtenden Augen. Aktuell arbeitet sie sich ein in Sammlung, Depots, Ausstellung, Verwaltung, Werbung und den Auftritt des Museums in den Sozialen Medien. „Und ich merke dabei, dass das gesamte Wissen, das ich mir über die Jahre in den unterschiedlichen Museums-Bereichen angeeignet habe, gebraucht wird!“, lacht Dr. Magdalena Bayreuther.
Besonders gefällt ihr an ihrer neuen Stelle, dass sie Verantwortung für ein Team übernehmen und sich mit eigenen Ideen einbringen kann und einen größeren Handlungsspielraum hat. Auch der Zusammenarbeit mit Oberbürgermeister, Stadtrat, Kulturamt, Verwaltung und Bürgern sieht sie mit positiver Spannung entgegen: „Ich habe noch nie in einem Museum, das sich in städtischer Hand befindet, gearbeitet und finde es sehr reizvoll, denn da gibt es viel mehr Personen, die sich interessieren und einbringen, mit denen ich zusammenarbeiten werde“, so die Museumsleiterin.
Als erstes im Hofer Museum aufgefallen sind der Pferdeliebhaberin natürlich einige Objekte, die mit Pferden zu tun haben – einzig ein Pferde-Präparat vermisst sie noch in der Naturkundeabteilung, wie sie schmunzelnd anmerkt. „Auch in der Stadt Hof hatte das Pferd vor der Motorisierung große Bedeutung – vielleicht kann mal irgendwann mal eine Sonderausstellung zu dem Thema machen!“, sagt Magdalena Bayreuther. Erst mal will sie sich aber einarbeiten und auf die bewährten Abläufe und Netzwerke bauen: die Kooperation mit den Landkreis-Museen weiter betreiben und stärken, die Museumspädagogik mit den beliebten Kindergeburtstagen im Museum fortführen und auch Führungen in der gewohnten Form anbieten. „Für die Besucher wird sich erst mal nicht viel ändern, aber trotzdem hoffe ich, etwas frischen Wind in das Museum zu bringen!“, lacht sie.
Das Gespräch beendet sie mit einem Appell an alle Hofer: „Wir haben hier ein wunderschönes Museum, in dem es viele tolle Sachen zu entdecken gibt. Es lohnt sich, mit Kindern herzukommen – das bietet sich gerade jetzt im Winter an!“.
Alle Informationen zu aktuellen Veranstaltungen sind auf der Facebook-Seite des Museums Bayerisches Vogtland zu finden. Dort ist auch Feedback ausdrücklich erwünscht.
Christine Wild