Der Verein für Hof – in Bayern ganz oben.

Der Mann mit der Trompete: Benjamin Sebald

Benjamin Sebald: „Die Trompete hat mich schon immer fasziniert“.  Foto: Fotostudio Schwarzenbach

Benjamin Sebald: „Die Trompete hat mich schon immer fasziniert“.  Foto: Fotostudio Schwarzenbach

1978 – was für ein Jahr! Damals, vor nun genau 40 Jahren, wurde nicht nur die Musikschule der Hofer Symphoniker gegründet, sondern Posaunist René Jampen hat auch das weit über die Grenzen Hofs hinaus bekannte und beliebte Ensemble „Rekkenze Brass“ zusammen mit vier Kollegen aus den Reihen der Hofer Symphoniker ins Leben gerufen. Damit, dass ausgerechnet ein im selben Jahr geborenes Baby vierzig Jahre später das Ensemble übernehmen würde, hätte damals sicher niemand gerechnet: Bei jenem Baby von 1978 handelt es sich um keinen Unbekannteren als Benjamin Sebald, der sich in Hof nicht nur als Trompeter bei „Rekkenze Brass“, sondern vor allem auch als Pädagoge und Leiter großer Schülerensembles und -konzerten einen Namen gemacht hat.
1999 kommt der gebürtige Pegnitzer – genauer gesagt: Hainbronner – für ein Praktikum bei den Hofer Symphonikern erstmals in die Saalestadt. Zwei Monate lang spielt er Dienste zusammen mit dem Hofer Profi-Orchester und lernt dabei auch die Kollegen von Rekkenze Brass kennen. 2002 holen sie ihn in ihr Ensemble und er unterrichtet drei Schüler an der Musikschule der Hofer Symphoniker, von denen zwei zum Ende des Schuljahres aufhören. „Davon habe ich mich aber nicht entmutigen lassen, denn ich habe mich in Hof sehr wohl gefühlt und dachte: Da kann was werden!“, erinnert sich Sebald.
Dazu, dass es „was geworden“ ist, trägt er dann selbst tatkräftig bei, indem er zusammen mit dem ehemaligen Symphoniker-Intendanten Wilfried Anton, seinen Kollegen Rainer Streit, Marek Olszowka und Wolfgang Mehling sowie dem ehemaligen Direktor des Schiller-Gymnasiums Fritz Walther 2004 die Bläserklassen am Schiller-Gymnasium ins Leben ruft und auch die Bläser-Arbeit am Jean-Paul-Gymnasium und der Musikschule der Hofer Symphoniker mit ausbaut. Später sitzt er oft als Aushilfe in den Reihen der Hofer Symphoniker und bekommt schließlich einen 50/50-Vertrag als Orchestermusiker und Musiklehrer. Zehn Jahre lang wirkt er aktiv im Orchester mit und unterrichtet parallel – aber irgendwann hat er so viel mit Schülern und der Ensemble-Arbeit zu tun, dass er sich entscheiden muss zwischen Orchester und Pädagogik.
Seine Entscheidung geht zugunsten der Schüler aus: Seit mittlerweile weiteren zehn Jahren ist Benjamin Sebald als hauptamtlicher Lehrer an der Musikschule der Hofer Symphoniker angestellt. Auf die Frage, ob es nicht sein primäres Ziel gewesen sei, Teil eines professionellen Orchesters zu sein, antwortet er: „Ich habe in erster Linie Trompete studiert, weil mich dieses Instrument schon immer fasziniert hat. Das Ziel war damals noch ganz offen.“ Schon während seines Studiums in München am Konservatorium und in Würzburg an der Hochschule für Musik hat er neben dem Musiker-Diplom auch einen Abschluss als Diplom-Musikpädagoge erworben und parallel sein Taschengeld als Leiter (und Gründer) verschiedener Ensembles des Musikvereins Unterbleichfeld und der Feuerwehrkapelle Trockau aufgebessert. „Ich habe immer versucht, alles abzudecken bzw. auszuprobieren: Solo-Konzerte, Kammermusik, Unterricht, Ensemble-Arbeit im Musikverein meiner Heimat. Während des Studiums war jeder Tag komplett verplant. In den ersten drei Jahren meiner Arbeit bei den Hofer Symphonikern und Rekkenze-Brass war ich viel auf der Autobahn unterwegs – 90.000 Kilometer im Jahr!“, erzählt der Musiker.
Heute leitet der 40-Jährige den Fachbereich Bläser, Percussion und Schulkooperationen an der Musikschule der Hofer Symphoniker, unterrichtet 25 Trompeten-Schüler und zusammen mit den Symphonikern Kollegen Rüdiger Arlt, Slawek Dudar und Rainer Streit die Bläserklassen 5b und 6b und leitet das Jugendblasorchester Hof und das Symphonische Blasorchester Hof in Kooperation mit dem Schiller-Gymnasium Hof; außerdem steht er am Pult des Jugendsymphonieorchesters Hof, dessen Leitung er vor dreieinhalb Jahren übernommen hat, und betreut zusammen mit Slawek Dudar und Stephan Strunz die gemeinsame Big Band der Musikschule und des Jean-Paul-Gymnasiums, spielt fünf bis zehn Solokonzerte pro Jahr zusammen mit dem Organisten Walter Thurn, ist seit 25 Jahren Leiter des von ihm selbst gegründeten Ensembles „Bavarian Brass“ und leitet inzwischen zusammen mit Rainer Streit auch das Ensemble „Rekkenze Brass“.
„Wenn man das so aufzählt, dann denken die Leute immer, ich wäre 24 Stunden beruflich unterwegs – aber das stimmt gar nicht. Es gelingt mir zusammen mit meiner Frau gut, dass sich Arbeit und Familie die Waage halten“, lacht der Vollblut-Musiker, der mit seinen beiden Kindern und seiner Frau in Feilitzsch lebt. Zeit zum Abschalten gönnt er sich übrigens in der Sauna. „Dort kommen mir dann auch oft neue Ideen“, verrät Benjamin Sebald.
Besonders spannend findet er die Arbeit mit den Ensembles in ihren ganz unterschiedlichen Formationen. „Nur Einzelunterricht wäre zu wenig Abwechslung, aber in den Ensembles auf sehr unterschiedlichem Niveau kann ich so arbeiten, wie ich im Musikverein musikalisch aufgewachsen bin, und den Mitgliedern vom Anfänger- bis zum Symphonieorchester meine Erfahrungen weitergeben“, so der Pädagoge. Dabei ist ihm das Feedback und der Austausch mit Schülern, anderen Musiklehrern, Zuschauern, Eltern und Presse sehr wichtig, „denn ich möchte ja nicht nur Programme machen, die mir gefallen, sondern vor allem Programme, die auch anderen gefallen!“
Besonders gefallen dem Publikum der Region und darüber hinaus immer wieder die Konzerte von Rekkenze Brass. Nachdem sich René Jampen, Peter Knudsvig und Debra Luttrell aus dem Ensemble zurückgezogen haben, spielen Benjamin Sebald und Rainer Streit nun mit Posaunistin Elisabeth Nußrainer, Trompeter Dominik Thoma und dem Hornisten Sebastian Krügel zusammen. Bei der Auswahl der Neuen war für die beiden altgedienten Mitglieder nicht nur das musikalische Können der Neueinsteiger wichtig, sondern vor allem auch, dass die zwischenmenschliche Komponente passt.
Neben ihren öffentlichen Konzerten und den beliebten Schulkonzerten setzt Rekkenze Brass neuerdings außerdem auf das Konzept „3Klang“, das vom Bezirk Oberfranken durchgeführt wird. Dieses besteht aus einem interaktiven Konzerterlebnis, das Körper, Geist und Seele in Einklang bringt und eine Brücke zwischen den Generationen schlagen möchte.  Christine Wild

Die nächsten Konzerte mit Rekkenze Brass beziehungsweise Benjamin Sebald sind:
Weihnachten mit Rekkenze Brass:
Mittwoch, 5. Dezember, 19.30 Uhr in Stammbach, Marienkirche
Montag, 17. Dezember, 19.30 Uhr in Bad Steben, Großer Kurhaussaal
Dienstag, 25. Dezember, 16 Uhr in der Michaeliskirche Hof
sowie das gemeinsamen Adventskonzert von Jean-Paul Gymnasium und Musikschule der Hofer Symphoniker am Sonntag, 16. Dezember, 17 Uhr, und das Adventskonzert des Schiller-Gymnasiums am Dienstag, 18. Dezember, um 19 Uhr, beide in der Michaeliskirche Hof.

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