
Manuel Hoffmann, Patrick Leitl sowie Uli und Marion Fleischmann (von links) in dem Container, der zu Bar werden wird. Foto: Christine Wild
Als die Wirtschaftsförderung der Stadt Hof vor vier Jahren auf Patrick Leitl vom Verein IN.DIE.musik e. V. und Manuel Hoffmann vom Verein Das Loch Hof zugekommen ist, weil es in der Stadt nicht genügend Probenräume für Bands gab, war die Sache mit dem alternativen Kulturzentrum nicht mehr als eine Idee. Heute, vier Jahre später, fand am 14. Juni mit dem Innenhofkonzert endlich die erste Musik-Veranstaltung in der Alten Filzfabrik statt – und auch der erste Proberaum-Container steht bereits fertig ausgebaut und eingerichtet bereit. Sobald die Alte Filzfabrik im Rahmen einer offiziellen Eröffnung im Sommer ihrer Bestimmung übergeben wird, werden die ersten Musiker zum Proben einziehen.
„Eigentlich haben wir 2012 die Alte Filzfabrik als Wohnsitz für unseren Ruhestand gekauft“, erinnert sich Uli Fleischmann. „Wir haben uns sofort in das alte Backsteinhaus verliebt und wollten diese schöne Fabrik wieder mit Leben erfüllen“, ergänzt seine Ehefrau Marion Fleischmann. 2012 ist das 17.000 Quadratmeter große Fabrik-Areal nicht einmal mehr an Strom, Gas und Wasser angeschlossen – aber die Fleischmanns kaufen es trotzdem. Drei Wohnungen richten sie in der Folgezeit ein und holen verschiedenste Gewerke von einem Trockenbauer bis hin zum Manhattan Club auf Lager-, Produktions- und Lokal-Flächen in Größen zwischen 15 und 3000 Quadratmeter als Mieter in die ehemalige, riesige Filzfabrik.
„Schon von Anfang an kamen immer wieder Bands auf uns zu und haben gefragt, ob wir auch Probenräume vermieten“, erzählt Uli Fleischmann. Drei Bands finden aktuell ihr Quartier dort, verteilt auf Räume im Obergeschoss der alten Filzfabrik. Dass eine von ihnen umziehen wird in die einzeln stehende Halle, die der im November 2014 gegründete Förderverein Alte Filzfabrik e. V. seit Weihnachten 2017 als Kulturzentrum mit acht Container-Probenräumen umbaut, ist bereits sicher; über den Umzug der beiden anderen Bands dorthin würden sich Verein und Vermieter freuen. Langfristig sollen alle Bands über den Verein integriert werden.
In dem neu entstehenden Raum finden die Bands optimale Bedingungen vor: Er ist ebenerdig, hält sanitäre Einrichtungen in der benachbarten ehemaligen Gastarbeiter-Hütte bereit, bietet eine Infrastruktur mit Bühne und Getränkeverkauf für Konzerte, ist flexibel durch die Container-Module, und der Eisenbahn-Wall fungiert als perfekter Lärmschutz.
Wie rar Probenraum für Bands in Hof gesät ist, wissen die Fleischmanns aus eigener Erfahrung: „Unser Sohn Moritz besucht das SBO am Schillergymnasium und hat selbst ein Schlagzeug und fünf Gitarren daheim – wir wissen, wie schwer es für junge Leute ist, geeigneten Probenraum zu finden!“, erzählt Marion Fleischmann. Daher sind Marion und Uli Fleischmann, die ein Fitnessstudio und ein Dental-Labor in Hof betreiben, auch beide selbst Mitglieder im Förderverein Alte Filzfabrik e. V. und unterstützen den Verein, wo sie nur können.
„Ein ganz normaler Vermieter würde sich wirklich nicht die Arbeit machen, die die Fleischmanns investieren“, merkt Patrick Leitl an. Er und Manuel Hoffmann stehen dem Verein seit seiner Geburtsstunde 2014 vor und haben ebenfalls schon viele, viele Stunden ehrenamtliche Arbeit in das Großprojekt gesteckt. Der Weg bis zum aktuellen Stand war ein steiniger, erinnern sich die beiden: Kaum waren die Location gefunden und der Bauantrag eingereicht, gab es Probleme mit dem Brandschutz. „Da mussten wir umplanen, vom Obergeschoss der Filzfabrik weggehen in die freistehende Halle und quasi wieder bei Null anfangen – da war natürlich bei dem ein oder anderen das Feuer für die Sache erst mal weg!“, berichtet Manuel Hoffmann.
Vor drei Jahren begann dann die Planungsphase für das Kulturzentrum in seiner heutigen, beziehungsweise aktuell entstehenden Form. „Immer wieder mussten wir uns auseinandersetzen mit Baurecht oder Wasserhaushaltsgesetz – Dinge, mit denen wir vorher nie in Berührung kamen“, so Patrick Leitl. Seit Weihnachten 2017 werkelt nun eine Truppe von zehn bis fünfzehn Aktiven aus den Reihen der 45 Vereinsmitglieder an den Container-Probenräumen, die gestapelt und verbunden, gedämmt und ausgebaut werden müssen. Das dauert natürlich, denn sie alle betreiben den Ausbau ehrenamtlich in ihrer raren Freizeit.
Der erste Probenraum, der aus zwei verbundenen Containern mit einer Gesamtfläche von 30 Quadratmeter besteht, ist mittlerweile fertig. Insgesamt sollen vier 30 Quadratmeter große und vier 15 Quadratmeter große Proben-Container entstehen. Alle werden professionell ausgestattet mit drei getrennten Stromkreisen für Licht, Heizung und Musikanlage. „Uns war es wichtig, Probenräume zu schaffen, die flexibel, solide ausgestattet und trocken sind, sodass man auch teure Instrumente dort lassen kann“, so Manuel Hoffmann.
Vermieten wird sie der gemeinnützige Verein satzungsgemäß ohne Gewinnabsicht zu Preisen, die trotz der gehobenen Ausstattung im Rahmen der für Probenräume in Hof üblichen Mieten liegen. „Die Preise sollen so niedrig sein, dass sich eine Schülerband möglichst vom Taschengeld die Miete leisten kann“, sagt Manuel Hoffmann. Zielgruppe sind jungen Musiker der Subkultur ohne kommerzielle Interessen. „Dabei ist die Zielgruppe aber nicht genrespezifisch, Ziel ist die Kulturförderung“, ergänzt Patrick Leitl.
So werden die Container, die bereits bereitstehen, nach und nach bespielbar – aber es ist immer noch viel zu tun. Trotz der Förderung durch die Oberfrankenstiftung und die zahlreichen Unterstützer, zu denen unter andrem auch ProHof mit einer Spende in Höhe von 8000 Euro zählt, braucht der Verein noch Arbeitskraft und Geld, denn allein der Ausbau eines Container-Probenraums kostet gut 5000 Euro und verlangt 50 Stunden ehrenamtliche Arbeit. „Daher sind spendenwillige und handwerksbegabte Mitglieder nach wie vor willkommen!“, merkt Uli Fleischmann grinsend an.
Aus Überzeugung unterstützt der Verein ProHof das Projekt von Anfang an und freut sich, dass nun Zug um Zug Sichtbares und Nachhaltiges entsteht.
Der Grundstock ist gelegt, erste Bands können bald einziehen, aber, so die Vereinsvorstände, es muss die weitere Finanzierung gesichert werden. „Außerdem müssen wir über Möglichkeiten nachdenken, eine Stelle zu schaffen, vielleicht im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahrs. Oder auch der Ausbau von weiteren Räumen in Form von Praktikums-Projekten wäre denkbar“, so Manuel Hoffmann. Patrick Leitl ergänzt: „Wir sind alle sehr ehrgeizig und ambitioniert, haben viel Herzblut in die Alte Filzfabrik gesteckt. Jetzt müssen wir den Leuten zeigen, dass aus unseren Ideen etwas geworden ist und weiterhin etwas entsteht. Das Projekt muss wuppen – und das wird es auch!“
Weitere Informationen sowie einen Mitgliedsantrag gibt es im Internet unter www.kultur-filz.de. Wer spenden möchte, kann das auf das Konto des Vereins, IBAN DE22 7805 0000 0222 3402 00, tun. Christine Wild