„Wenn ein Mensch meinen Laden betritt, habe ich in dem Moment schon ein passendes Brillengestell für ihn im Kopf.“ Optikerin Karin Witke liebt ihren Beruf. Schon von klein auf war ihr klar: Sollte es ihr nicht gelingen, Ballerina zu werden, möchte sie einen eigenen Laden haben.
Das menschliche Auge ist für die quirlige Hoferin ein Wunder der Natur; die Optik eine der faszinierendsten Wissenschaften überhaupt: „Es ist unglaublich toll, mitzubekommen, wie sich die Materialien im Laufe der Jahre verändern. Ich hätte beispielsweise nie gedacht, dass eine Brille einmal so leicht werden kann.“
Den Beruf der Optikerin hat Karin Witke vor 30 Jahren in Hof gelernt; nach 20 Jahren in Nürnberg und drei Jahren in Heidelberg beschloss sie vor sieben Jahren, in ihre Heimat zurückzukehren. „Um mit einem kleinen Laden überleben zu können, muss man etwas Besonderes anbieten“, weiß die Geschäftsfrau. So gründete sie einen mobilen Optikerservice und sprach unter anderem gezielt Alten- und Pflegeheime an.
Die Nachfrage war und ist groß. Heute ist Karin Witke von Bad Lobenstein bis Zell in Alten- und Pflegeheimen, Einrichtungen für Behinderte und auch in Privathaushalten unterwegs. „Das ist total spannend und macht viel Spaß.“ Alles, was sie dafür braucht, sind ihr Testgerät und der Bildschirm, die sie immer dabei hat, sowie eine Steckdose vor Ort. Auch für Leute, die viel am Bildschirm arbeiten müssen, sei es manchmal sinnvoll, die Brille direkt am Arbeitsplatz anzupassen. An einem Tag pro Woche, aktuell am Mittwoch, bleibt der kleine Laden in der Hofer Schillerstraße für ihre Tour durch das Geschäftsgebiet geschlossen.
An den übrigen Tagen öffnet sie um 10 Uhr und nimmt sich vorher Zeit für Sehtest-Termine, Linsen-Anpassung und andere fest terminierte Gespräche. Es ist ihr wichtig, Zeit und Ruhe für ihre Kunden zu haben und individuelle Lösungen zu finden. Ab und an sei schon ein komplizierter Fall dabei, der die Optikerin ins Grübeln bringe. „Und umso schöner ist es dann, auch diesen Menschen weiterhelfen zu können und eine gute Lösung zu finden.“ Krankheiten wie Bluthochdruck oder Diabetes spielen bei Sehproblemen oft eine Rolle. Karin Witke braucht ein gewisses medizinisches Grundwissen und redet mit ihren Kunden offen und ehrlich.
Dabei lerne man sich im Lauf der Zeit intensiver kennen und es sei auch so manche Freundschaft entstanden. „Die Menschen lieben das Persönliche und wissen, dass ich mich gerne kümmere, wenn sie ein Problem haben.“
Umeinander gekümmert wird sich auch unter den Geschäftsleuten in der Schillerstraße, die Karin Witke in ihren sieben Jahren dort sehr lieb gewonnen hat und nicht mehr missen möchte. „Wir sind eine kleine, gute Gemeinschaft.“
Die aktuelle Brillenmode zu verfolgen und eine Auswahl für ihren Laden zu treffen, macht der Optikerin immer wieder aufs Neue Freude. „Mit einer Brille kann man seinen Typ komplett verändern.“ Das Wichtigste sei jedoch, dass die Brille genau zum Menschen passe, der sie trägt: „Die Leute müssen hier raus gehen und sagen: ,Wow, ich fühle mich gut.‘“ Das schafft Karin Witke nicht nur dank ihrer schönen Brillengestelle, sondern nicht zuletzt auch dank ihrer frischen, sympathischen Art. Sandra Langer