
Unter Leitung von Dekan Günter Saalfrank erlebte die Hofer Reisegruppe bereichernde Tage in Siebenbürgen Unvergesslich ein Besuch in der Schwarzen Kirche in Brasov (Kronstadt) mit deutschem Gottesdienst und Taufe. Das Foto entstand vor dem Honterus-Standbild, das sich neben der Kirche befindet. Johannes Honterus war ein siebenbürgisch-sächsischer Humanist und Universalgelehrter, der von 1498 bis 1549 lebte. Er spielte eine entscheidende Rolle bei der Einführung der Reformation in Siebenbürgen. Fotos: GUS
Kein klassisches Urlaubsland war das Ziel der diesjährigen Dekanatsreise. Sie führte in eines, das auf der Wunschliste – wenn überhaupt – wohl eher am unteren Rand zu finden ist oder als Reiseland möglicherweise gar nicht im Bewusstsein ist. Völlig zu Unrecht, wie die Autorin dieses Artikels feststellen durfte.
Transsylvanien – besser bekannt als Siebenbürgen – liegt mitten im Zentrum Rumäniens. Dünn besiedelte, unverbaute und ursprüngliche Landschaft ist vorherrschend. Abseits der Städte prägen Einfamilienhäuser, abgeschirmt mit großen, hohen Toren, die kaum einen Blick von der Straße aus in den Innenhof freigeben, das Bild. Aus dem Bus ist die Struktur deutlich erkennbar: Gemüsebeete, Obstbäume, hin und wieder dazwischen Hühner und eine reiche Blütenpracht. Vor den Toren laden kleine Holzbänke zur Begegnung und Unterhaltung ein. Wie aus einer längst vergangener Zeit mutet vieles an, entschleunigend wirkt es, grad so wie im Deutschland der 1950er Jahre. Zu dieser Einschätzung tragen auch Pferdefuhrwerke bei, die Heu nach Hause transportieren und sich die Straße mit den Fahrzeugen der Jetztzeit teilen.
Auf den Senken und Längstälern der Karpaten weiden unzählige große Schafherden, dazwischen gibt es betörend schöne Blumenwiesen, die Insekten üppige Mahlzeit bieten und für den Menschen ein Augenschmaus sind. Weite und Natur pur, Städte im Rhythmus unserer Zeit, das ist das Land, wo heute noch zum Teil deutsch gesprochen und verstanden wird. Seit dem 12. Jahrhundert sind die Siebenbürger-Sachsen in diesem Landstrich ansässig und sind damit die älteste noch existierende deutsche Siedlergruppe in Osteuropa. Erst im Jahr 1918 erfolgte die Eingliederung Siebenbürgens in den Vielvölkerstaat Rumänien. Die deutsche Bevölkerung nimmt seither stetig ab: Lebten im Jahr 1930 noch etwa 300.000 Siebenbürger Sachsen in Siebenbürgen, so waren es im Jahr 2007 nur noch knapp 15.000 – Tendenz weiter sinkend. Umso erstaunlicher ist es, dass mit Klaus Johannis ein Siebenbürger Sachse 2014 zum Präsidenten gewählt wurde und dies obwohl die Volksgruppe in Rumänien eine so kleine Minderheit ist.
In den Städten pulsiert das Leben wie anderswo auch. Zeugnisse einer deutschen Vergangenheit finden sich auf den Ortseingangsschildern, wo beide Namen erwähnt sind: Sibiu (Hermannstadt) mit seiner sehenswerten Architektur, Sighisoara (Schäßburg), das 1999 mit seinem historischen Zentrum zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt wurde und das Dracula-Haus beheimatet, Brasov (Kronstadt), die mittelalterlich geprägte Stadt mit der bekannten, gotischen Schwarzen Kirche aus dem 16. Jahrhundert, Alba-Iulia (Karlsburg) mit seiner beeindruckenden sternförmigen Festungsmauer oder auch die inoffizielle Hauptstadt der Region Transsylvanien Cluj-Napoca (Klausenburg). An der zweitgrößten und seit 1995 sogar dreisprachigen (rumänisch-ungarisch-deutsch) Babes-Bolyai-Universität, studieren heute 47.000 Studenten, die sich gut ausgebildet auf den Weg nach Europa mit seinen vielfältigen Möglichkeiten machen werden. Für Rumänien wäre es gut, wenn sie ihr Wissen und Können in ihrem Land einbringen und so in das 21. Jahrhundert führen würden.
Auf der Reise durch Siebenbürgen wurde man ein ums andere Mal überrascht: von seiner Schönheit, seiner Vielfalt und seinem ganz eigenen Charme. Die Reisegruppe hat einen Geheimtipp entdecken und schätzen lernen dürfen. Anke Bogler