
Alois Wiesgickl (links) und Stephan Körber vom ADFC Hof sind beide seit Jahrzehnten leidenschaftliche Radler – aber in puncto E-Bikes oder Pedelecs vertreten sie unterschiedliche Standpunkte. Foto: Manfred Köhler
E-Biker machen derzeit rund 20 Prozent der Radler beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Kreisverband Hof aus – Tendenz steigend. „Es sind nicht nur unbedingt die über 60-Jährigen, die bei unseren Touren mit dem E-Bike oder Pedelec mitfahren“, weiß Alois Wiesgickl, Ansprechpartner beim ADFC Hof. Auch junge Leute nutzten zuweilen gerne die Hilfe eines Elektromotors, dann meist an einem Mountain-E-Bike.
Ein überzeugter E-Radler beim ADFC Hof ist Stephan Körber, Jahrgang 1956, von Beruf Zollbeamter. Erst 2013 ist er aufs E-Bike umgestiegen – nach jahrzehntelangem Radeln ohne Motor und umfangreichen Fahrradtouren ins europäische Ausland. „Ich hatte mir immer vorgenommen, erst nach meinem 60. Geburtstag zu wechseln“, erzählt Stephan Körber. „Aber dann war vor einer geplanten Radreise nach Nordgriechenland ein neues Fahrrad fällig, und ich zog den Umstieg vor.“
Stephan Körber kennt also beide Seiten, wenn es ums Tourenradeln geht. Die weitaus längere Zeit allerdings nutzte er nur die eigene Muskelkraft. Schon 1968 unternahm der gebürtige Hofer regionale Touren. Immer wieder zog es ihn an die DDR-Grenze. Zu erfahren, was dahinter lag, wie die Städte und Dörfer aussahen, war wohl ein Grund dafür, dass seine späteren mehrwöchigen Fahrradreisen ihn immer wieder in Richtung Osteuropa zogen. 1983 fuhr er von Bayreuth aus nach Pressburg, ab 1987 jeweils von Hof aus nach Serbien, Ungarn, die Ost-Slowakei, Rumänien, Moldawien, ins Kosovo, ans Schwarze Meer – und auch per Fahrrad von dort aus jeweils wieder heim nach Hof.
Nie hatte Stephan Körber bei seinen Fahrrad-Reisen in und durch Länder, die mancher wohl skeptisch betrachten würde, irgendwelche Probleme. „Und wenn es doch mal brenzlig wurde, dann schaute ich eben, dass ich wegkam“, sagt er nüchtern. Pannen waren und sind ihm auch als E-Biker fremd. Seit 2013 ist er zweimal von Hof aus mit seinem Pedelec nach Ostpreußen geradelt und besuchte unter anderem Memel, Königsberg, Tilsit und Insterburg. „Den Akku aufzuladen war unterwegs nie ein Thema“, berichtet er. Auch ein Adapter sei nicht nötig gewesen. Eines gibt er allerdings zu bedenken: „In manchen Ländern können E-Bikes nicht repariert werden.“ Gute Planung sei also bei einer größeren Reise zwingend erforderlich.
Grundsätzlich empfiehlt Stephan Körber das Radeln mit dem Pedelec allen, die an Bergen eher schwach sind und an sich feststellen, dass ihnen für den Heimweg oftmals die Kraft fehlt, denn: „Berge verlieren mit dem E-Bike definitiv ihren Schrecken.“ Allerdings warnt er davor, sich allzu sehr auf den Hilfsmotor zu verlassen: „Ich gehe sparsam damit um, damit ich mich nicht verwöhne.“ Bei der Anschaffung rät er, heimatnah zu kaufen, um den Service vor Ort nutzen zu können. „Außerdem finde ich, man muss die Hofer Geschäfte unterstützen.“ Von E-Bike-Auslaufmodellen solle man die Finger lassen: „Sonst bekommt man vielleicht schon bald keine Ersatzteile mehr.“
Stephan Körber hat mit seinem ADFC-Kollegen Alois Wiesgickl so manches gemein: Beide sind Jahrgang 1956, beide unternehmen gerne große Fahrradreisen und sind bei jedem Wetter unterwegs. Von E-Bikes hält der Bahn-Techniker Alois Wiesgickl allerdings nicht sehr viel: „Vielleicht im nächsten Leben“, sagt er schmunzelnd. Um jenseits der 60 weiter dynamisch radeln zu können, habe es ihm vor allem geholfen, sein Körpergewicht zu reduzieren. Außerdem rät er, statt eines E-Bikes lieber ein hochwertiges Tourenrad ins Auge zu fassen, das schon rund 1.500 Euro kosten dürfe. Sein eigenes Rad habe 30 Gänge und sei – auch dank profilloser Reifen – fast so schnell wie ein Rennrad: „Das rollt wie geschmiert. Damit hänge ich jeden E-Biker ab.“
Von den Vor- und Nachteilen der verschiedensten Fahrräder mit oder ohne Elektromotor kann man sich im Fachgeschäft überzeugen, aber auch bei den Touren des ADFC Hof. Immer mittwochs um 18 Uhr treffen sich 20 bis 30 Teilnehmer am Hofer Kugelbrunnen zur Feierabendtour – allerdings nur bei gutem Wetter. Das vollständige Saisonprogramm 2018 des ADFC Hof findet sich in einer Broschüre, die in der Tourist-Information Hof am Rathaus kostenlos erhältlich ist. Die Tourist-Info berät auch über ein neues Angebot zur Ausleihe von E-Bikes in Kombination mit Service-Stationen zum Aufladen und Akku-Wechseln in der Region. Manfred Köhler