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ProHof-Tour führt ins Deutsch-Deutsche Museum Mödlareuth

Den mörderischen Aberwitz des DDR-Grenzregimes belegen die Relikte der einstigen Sperranlagen auf dem Freigelände des Museums. Außerdem informiert derzeit eine Sonderausstellung über die weltweiten Auswüchse des kommunistischen Zeitalters. Fotos: Manfred Köhler

Den mörderischen Aberwitz des DDR-Grenzregimes belegen die Relikte der einstigen Sperranlagen auf dem Freigelände des Museums. Außerdem informiert derzeit eine Sonderausstellung über die weltweiten Auswüchse des kommunistischen Zeitalters. Fotos: Manfred Köhler

Eine Besichtigung des Deutsch-deutschen Museums Mödlareuth ist der Höhepunkt der diesjährigen Pro-Hof-Tour. Wie berichtet, starten am Himmelfahrtstag, 10. Mai, um 9 beziehungsweise 10 Uhr Radler, Motorradfahrer und Wanderer von unterschiedlichen Orten aus nach Mödlareuth (siehe Info-Kasten). Dort kann man sich dann beim Hofer Wärtschlamo aus dem Wurstkessel stärken und das Museum auf eigene Faust erkunden oder an einer Führung teilnehmen.

Die kurzweilige Führung gliedert sich in drei Schwerpunkte: einen Einführungsvortrag über die Geschichte Mödlareuths und die Hintergründe der deutschen Teilung, einen Kurzfilm von Museumsgründer Arndt Schaffner und einen Rundgang über das Freigelände mit den Grenzzaunrelikten. Teils verblüffende Details über das kleine Dorf im Norden von Hof sind es, die auch einheimische Gäste immer wieder überraschen.
Wer weiß denn schon, dass in Mödlareuth früher eine einheitliche, aber einzigartige Dialektmischung aus thüringisch und fränkisch gesprochen wurde, die dann mit der Teilung unterging? Wer weiß noch von den Absurditäten mit Beginn der Spaltung Anfang der 1950er Jahre bis hin zum Verbot, der eigenen Verwandtschaft in der anderen Hälfte zuzuwinken? Und wer hätte gedacht, dass Mödlareuth bereits mit einem Bretterzaun verrammelt war, als man in Berlin noch durchs Brandenburger Tor fahren konnte?

Wer sich für historische Grenzfahrzeuge interessiert, der wird von der Fahrzeughalle des Deutsch-Deutschen Museums Mödlareuth begeistert sein.

Wer sich für historische Grenzfahrzeuge interessiert, der wird von der Fahrzeughalle des Deutsch-Deutschen Museums Mödlareuth begeistert sein.

Von fassungslosem Kopfschütteln bis hin zu tiefer Betroffenheit reichen die Gefühle, wenn man auf dem Außengelände des Museums an stacheldrahtstrotzenden Zäunen und im Schatten klobiger Wachtürme die perfide Raffinesse des DDR-Grenzregimes erfährt. Durch ein lückenloses Überwachungssystem mit elektronischen Alarmanlagen, Hunden und Minen wurde eine Flucht nahezu unmöglich gemacht.
Zu DDR-Zeiten war das winzige Dorf Mödlareuth genauso brutal mit einer Mauer geteilt wie Berlin – deshalb nannten es die Amerikaner auch „Little Berlin“. Nach der Wiedervereinigung wurde dank der Initiative von Arndt Schaffner ein Teil der Sperranlagen erhalten und in das Grenzmuseum mit Gedenkstätte eingebunden. Ziel ist es hier, die Geschichte der deutschen Teilung in ihrer Gesamtheit darzustellen. Das Konzept lockt Besucher in großer Zahl, im vergangenen Jahr waren es rund 72.000.
Die vier Jahrzehnte der DDR haben Mödlareuth bekannt gemacht und stehen bis heute im Mittelpunkt des Interesses. Aber auch wenn es diese Zeit nie gegeben hätte, wäre Mödlareuth vermutlich heute ein Kuriosum. Denn die Teilung besteht schon seit dem 16. Jahrhundert. Damals wurde der Tannbach, der durch Mödlareuth fließt, zur Grenze zwischen der Markgrafschaft Bayreuth und der Grafschaft Reuß-Schleiz. Auch das Königreich Bayern übernahm nach 1810 diese Grenzziehung. Bis 1945 allerdings spielte diese rein verwaltungsmäßige Teilung kaum eine Rolle. Die Mödlareuther hatten ihr gemeinsames Wirtshaus, ihre Schule und ihren Männergesangverein.
Auch heute findet man zwar inzwischen wieder manch Verbindendes, allem voran das Deutsch-Deutsche Museum; die einstigen Hälften werden aber von Gefell beziehungsweise Töpen aus verwaltet, gehören also zu den Bundesländern Thüringen und Bayern. Demnach gibt es verschiedene Fahrzeugkennzeichen, Ortsschilder, Vorwahlen und Postleitzahlen. Es wird getrennt gewählt und zur Schule gegangen. Sogar immer noch zwei Dorfteiche hat der insgesamt winzige Ort: für jede Dorfhälfte einen. Und die rund 50 Einwohner grüßen mit „Guten Tag“ oder „Grüß Gott“, je nachdem, ob sie in der thüringischen oder bayerischen Hälfte von Mödlareuth leben.
Gemeinsam wird allerdings seit der Wende gefeiert, und in diesem Monat kommt nun ein verbindendes Event hinzu: Mödlareuth als Ganzes ist Ziel der Pro-Hof- Tour 2018.  Manfred Köhler

Die Varianten der Pro-Hof-Tour:
Startpunkt Parkplatz am Izmir-Markt Hof, Alsenberger Straße 15: Sportradler 9 Uhr, Familienradler 10 Uhr; Motorradfahrer 9 Uhr. Startpunkt Sportheim in Töpen, Königshofstraße 1: Wanderer 10 Uhr. Startgeld 5 Euro für Erwachsene, 2,50 Euro für Kinder. Dafür gibt es zwei Getränke, ein paar Wärscht, Eintritt und Führung im Museum. Unter allen Teilnehmern wird ein hochwertiges Mountainbike des Radhauses Hensel und Koller verlost.

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