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Neue Off-Theatergruppe startet mit „Die Pelle“ im Kunstkaufhaus

Die drei Hauptdarsteller (von links): der Teufel (Philipp Brammer), die Metzgerin (Nora Snapeldore) und Chistoph Röder (Friedemann). Fotos (2): Patrick Findeiß

Die drei Hauptdarsteller (von links): der Teufel (Philipp Brammer), die Metzgerin (Nora Snapeldore) und Chistoph Röder (Friedemann). Fotos (2): Patrick Findeiß

Die besten Ideen entstehen oft, wenn man einfach in gemütlicher Runde zusammensitzt. So geschieht es auch eines Abends im Sommer 2017, als Hannes Krug mit einigen Mitgliedern der ehemaligen Hofer Off-Theatergruppen „Theater K“ von Klaus Heinritz und „Larpurlahr“ von Roland Spranger im Kunstkaufhaus zusammensitzt: „Wir kamen auf die alten Zeiten zu sprechen und haben beschlossen, diese Tradition fortzuführen und dabei die Stimmung des Kunstkaufhauses aufzunehmen“, verrät Hannes Krug, der als Leiter, Autor und Regisseur der neuen Gruppe fungiert.

Ihre Heimat findet sie direkt an ihrem geistigen Entstehungsort: im Kunstkaufhaus (KKH). „Ich habe am Sonntagnachmittag geschlossen, da kann die Truppe in Ruhe proben. Die Idee ist hier entstanden, und es ist wirklich schön, dass Proben und Aufführungen jetzt auch im KKH stattfinden“, freut sich KKH-Wirt Alexander Kaiser. Glücklicherweise kann Hannes Krug – aufgewachsen in Hof, Journalistik-Studium in Bremen, aktuell Leiter der technischen Redaktion bei GK-Software in Schöneck – auch direkt ein Stück aus dem Hut zaubern, das er bereits vor Jahren in Bremen geschrieben hat: „Die Pelle“. „Es ist ein Stück über Hof, das ich damals mit dem Blick von außen auf die Stadt geschrieben habe – und den Namen „Die Pelle“ behalten wir auch gleich als Namen für unsere Theatergruppe“, verrät der 44-jährige.
Als er im Sommer 2017 im KKH daraus vorliest, sind alle aus der Off-Theater-Ideengeber-Runde so begeistert davon, dass sich sofort das Team um Hannes Krug formiert und „Die Pelle“ als erstes Stück auf den Spielplan setzt. Hannes Krug führt dabei Regie, unterstützt von Robert Bogler als Assistent; Grafiker und Künstler Ingo Franz ist verantwortlich für das Bühnenbild, Sonderschullehrerin Katharina Langguth übernimmt die Gesangsleitung, Karin Köppel kümmert sich um Organisation und Requisite, und außerdem ist Musiker Oliver Barfknecht mit im Boot.
Doch wie kommt Hannes Krug nun an Schauspieler? „Ich hatte eigentlich einen Aufruf gestartet, um neben den altbekannten Schauspielern aus den Gruppen von früher auch neue Leute zu finden, aber die Resonanz war eher gering“, erzählt der Regisseur. Dann hat sich aber schnell im Kunstkaufhaus und bei Freunden von Freunden und Bekannten herumgesprochen, dass es ein neues Off-Theater gibt, „und plötzlich haben sich ausreichend interessierte und interessante Leute gemeldet!“, so Hannes Krug.

Im Kunstkaufhaus wird bereits eifrig geprobt.

Im Kunstkaufhaus wird bereits eifrig geprobt.

Einer von ihnen ist Schauspieler Philipp Brammer vom Theater Hof. „Ich habe das Stück gelesen und war sofort dabei. Ich habe noch nie in der freien Theaterszene gearbeitet und auch noch nie mit jemandem, der von sich selbst aus ein Stück geschrieben hat, ohne vorher im professionellen Theaterbetrieb gearbeitet zu haben. Das hat etwas sehr Authentisches, ist super spannend und eine echte Bereicherung für mich, vor allem, weil das Stück auch philosophisch interessant ist“, verrät Philipp Brammer. Auf der Bühne steht er zusammen mit zwölf weiteren Schauspielern, größtenteils Laien, im Alter von 20 bis Ende 40. Manche von ihnen haben schon viel Bühnenerfahrung, andere gar nicht. „Aber das macht nichts! Jeder hat ein Talent auf seine ganz eigene Art, was eine tolle Dynamik in die Gruppe bringt, von der wir im August niemals etwas geahnt hätten!“, berichtet Katharina Langguth.
Diese Energie und Dynamik ist auch bei der Probe an einem Sonntagnachmittag Ende Januar deutlich zu spüren. „Ist es nicht herrlich, dies saftige Kinderfleisch; am Säuglingsfett herum zu lutschen? Das Mark aus den winzigen Oberschenkeln saugen? Ich liebe es mit einem Spritzer Essig und Salz aus meinen Höhlen, tief unter dieser Stadt.“ Mit diabolischer Genüsslichkeit saugt Philipp Brammer als Teufel an einer Laugenstange, die er aus seiner Sakkotasche zieht, bevor Nora Snapeldore als Metzgerin mit weit aufgerissenen Augen zu einem riesigen Messer greift… „Das Stück ist eine Mischung aus Komödie und Theatre Noir. Skurril und mit schwarzem Humor will es aufrütteln, aber ohne erhobenen Zeigefinger“, erklärt Hannes Krug. Dabei geht es um eine Metzgerin, die einen Fluch eingeht – teilweise im Jetzt, teilweise zur Zeit des großen Brandes in Hof im Jahr 1823. „Da ist alles dabei: Liebe. Eifersucht, Gier, Macht, Kapitalismus und die Suche nach dem Sinn des Lebens – mal derb, mal philosophisch“, verrät der Autor und Regisseur.
Wen interessiert, was genau passiert zwischen Metzgerin und Teufel und vor allem, wie die hoch motivierte Truppe das spannende Stück von Hannes Krug auf der kleinen KKH-Bühne umsetzt, der sollte sich folgende Termine schon mal notieren: Premiere ist am Sonntag, 8. April 2018, die nächste Vorstellung findet am 22. April statt, jeweils um 17 Uhr im KKH; weitere Termine im Mai. Karten für 18 Euro zzgl. Vorverkaufsgebühr gibt es im Vorverkauf unter www.kunstkaufhaus-hof.de, im KKH oder an der Abendkasse. Christine Wild

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