
Die Formation erzählte mit dem Tanz #humbahumbatätärä von Unterdrückung in der Arbeitswelt und landete bei den Deutschen Meisterschaften trotz exzellenter Leistung leider „nur“ auf Rang vier.
Peter Scheufler mag’s sozialkritisch. Die Tänze, die sich der junge Mann ausdenkt, handeln schon mal von Kinderarbeit, Ausbeutung und Unterdrückung. „Wir wollen uns auch mal abseits der Norm bewegen – und nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen präsentieren“, sagt der Absolvent der Palucca-Hochschule für Tanz in Dresden. Nicht zuletzt für die Soul-City-Dancers, bei denen er seine Leidenschaft für den Tanz von Kindesbeinen an gepflegt hat, hat Scheufler sein Hobby zum Beruf gemacht.
„Dass wir bei den Deutschen Meisterschaften eigentlich immer vertreten sind, ist ja schon fast normal“, erzählt Iris Leichauer, Abteilungsleiterin der Soul-City-Dancers, einer Abteilung des Turnvereins Hof. Dass jedoch im vergangenen Jahr die Jugend einen Meistertitel feiern und die Junioren gleichzeitig ihren Meistertitel verteidigen konnten, macht die selbst ernannte „Mutti“ der bunten Truppe schon mächtig stolz. Eigentlich wollte Iris Leichauer mit ihren Turnerinnen 1980 nur „auch mal ein bisschen tanzen“. Dass aus der von ihr gegründeten Abteilung knapp 40 Jahre später eine Schautanzgruppe werden würde, die weit über die Grenzen Hofs bekannt und Stammgast bei Deutschen Meisterschaften sein würde, hätte sie sich damals wohl nicht träumen lassen.
Die jüngsten Tänzer der Soulies, die Flöhe, sind gerade mal drei Jahre alt. Und nach oben hin gibt es keine Grenzen: „Bei den Gruftis dürfen dann auch so Alte wie ich noch mithüpfen“, sagt Leichauer schmunzelnd. Bei aller Lebensfreude, die Iris Leichauer, Peter Scheufler und die übrigen Trainer und Mitglieder der Soul-City-Dancers ausstrahlen und der Fröhlichkeit, die man von ihren Veranstaltungen gemeinhin erwartet, kommt es den Trainern gerade im Bereich der Jugend (circa sechs bis zehn Jahre), der Junioren (elf bis 15 Jahre) und der Formation (ab 16) immer auch auf die „Message“ an.
Mit ihrem Tanz „Pfau mal – wie der aussieht“ erzählte die Jugend Anfang des Jahres bei den Deutschen Meisterschaften davon, dass jeder anders ist, und man darauf stolz sein sollte. „Nadine Umland, die Trainerin dieser Truppe, hat immer tolle Ideen und denkt sich fantastische Kostüme aus“, schwärmt Iris Leichauer. Umland sowie die weiteren Trainerinnen Corinna Unger, Isabelle und Selina Striezel und Marion Mandel freuten sich riesig, als ihre kleinen Pfaue in ihren prächtigen Kostümen Anfang des Jahres den ersten Meistertitel für die Jugend abräumten.

Mit ihrem Tanz „Pfau mal – wie der aussieht“ erzählte die Jugend davon, dass jeder anders ist und man darauf stolz sein sollte.
„Und es ist gar nicht so einfach, Kostüme zu entwerfen, die toll aussehen und mit denen man auch noch gut tanzen kann“, weiß Leichauer aus jahrelanger Erfahrung. Sie weist außerdem darauf hin, dass ein solcher Erfolg ohne die fleißigen Mamas im Nähteam und viele weitere treue Helfer gar nicht möglich wäre.
Gleiches gilt für die Junioren, die mit dem Tanz „Stop!“ heuer sogar zum zweiten Mal in Folge Deutsche Meister wurden. „Auch wenn unsere Kids oft vorne mit tanzen – eine Titelverteidigung hatten wir bisher noch gar nicht“, erzählt Leichauer und lobt die Trainer Peter Scheufler, Paul Markus und Lena Zöllner sowie die jungen Tänzer, die eine Geschichte rund um Kinderarbeit und Ausbeutung tänzerisch wie schauspielerisch beeindruckend gut umgesetzt haben. Inzwischen arbeiten die Junioren schon fleißig an dem neuen Programm, mit dem sie in Kürze in die Turniersaison starten werden.
Nicht ganz so viel Glück war in der vergangenen Saison der Formation vergönnt. Auch die über Fünfzehnjährigen werden von Peter Scheufler trainiert, unterstützt von Manuela Zeh. Ihr Tanz „#humbahumbatätärä“ beschreibt eben kein fröhliches Faschingstreiben, sondern Unterdrückung in der Arbeitswelt – und im Gegensatz zu „Stop!“ ging er in den Augen der Trainer ungerechtfertigterweise ein wenig unter im bunten Faschingstreiben der Schautänze der Deutschen Meisterschaft und reichte „nur“ für Platz vier (was am Ende aber doch auch ein toller Erfolg ist und die beste Platzierung seit Jahren). Und so ist das Leben – nicht immer fair und nicht immer lustig. Doch selbst bei ernsten Anlässen wie der großen, bewegenden und erfolgreichen Benefiz-Gala zu Ehren von Iris Leichauers an Krebs verstorbenem Mann Günther und zugunsten der Hofer Amal-Stiftung im vergangenen Jahr verstehen die Soul-City-Dancers, das Leben zu feiern.
Die jungen Aktiven halten sich ohnehin längst nicht mehr mit Gedanken an die vergangene Saison auf, sondern trainieren fleißig für die aktuelle. Am 2. und 3. Dezember steht den Soul-City-Dancers mit einer offenen Meisterschaft in Oberkotzau, zu der hochkarätige Teilnehmer aus ganz Deutschland erwartet werden, ein großes und tolles Ereignis ins Haus. Und die Prunksitzung, die diesmal „Spektrachtel“ heißt, wirft ebenfalls schon ihre Schatten voraus. Karten für diese Ereignisse gibt es – wie immer – bei „Mutti“ Iris Leichauer, Telefon 0170 / 2832759 oder leichauer@soul-city-dancers.de. Sandra Langer