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Melanie Gebhardt – Ausnahmekarriere einer Hofer Leistungssportlerin

Beim Faltboot-Club Hof hat Melanie Gebhardt die Basis für ihre Karriere gelegt. Nach wie vor ist die Verbundenheit zu ihrem Verein und seinem Vorsitzenden Hubert Fichtner groß. Das Bild zeigt die beiden bei der diesjährigen Internationalen Hof-Regatta des Faltboot-Clubs am Quellitzsee Tauperlitz.

Beim Faltboot-Club Hof hat Melanie Gebhardt die Basis für ihre Karriere gelegt. Nach wie vor ist die Verbundenheit zu ihrem Verein und seinem Vorsitzenden Hubert Fichtner groß. Das Bild zeigt die beiden bei der diesjährigen Internationalen Hof-Regatta des Faltboot-Clubs am Quellitzsee Tauperlitz.

Nach einer äußerst erfolgreichen Saison in diesem Jahr bereitet sich die Hofer Ausnahme-Kanutin Melanie Gebhardt seit Kurzem bereits auf die Herausforderungen im kommenden Jahr vor. Dabei hat sich die 23-Jährige mit ihrem Silbermedaillen-Erfolg bei der WM im Kajak-Zweier über 1.000 Meter und einer Bronzemedaille bei der Europameisterschaft die Latte selbst sehr hochgelegt. Auch in Sachen offizieller Würdigung hat sie heuer viel erreicht: Erst jüngst durfte sich die Erfolgssportlerin ins Goldene Buch ihrer Heimatstadt Hof eintragen.

Dem Freizeit-Angebot der Stadt Hof ist es zu verdanken, dass vor 15 Jahren ein junges Talent mit genau dem richtigen Sport in Berührung kam: „Als Achtjährige wollte ich irgendwas am Wasser machen und entdeckte im Ferienprogramm einen Kanukurs des Faltboot-Clubs“, erinnert sich Melanie Gebhardt. Schon früh habe sich nicht nur gezeigt, dass ihr der Sport einen Riesenspaß machte; der Faltboot-Club habe ihr mit seinen qualifizierten Trainern außerdem von Anfang an auf bayerischer und sogar süddeutscher Ebene die besten Wettkampf-Möglichkeiten eröffnet.
Recht früh aber entwickelte sich die junge Sportlerin über die Möglichkeiten zu Hause hinaus: „Ich konnte hier nicht zwei mal am Tag trainieren, wie es bald notwendig wurde. Ein solches Programm kann durch Ehrenamtliche einfach nicht abgedeckt werden.“ Deshalb überraschte Melanie Gebhardt ihre Eltern dann 2009 mit dem Wunsch, vom Hofer Reinhart-Gymnasium ans Sportinternat nach Leipzig zu wechseln. Heute sagt sie darüber: „Auch wenn ich anfangs oft Heimweh hatte, bereute ich die Entscheidung nie. Ich bin meinen Eltern dankbar, dass sie mir das erlaubt haben.“
Denn nach ihrem Abitur eröffneten sich der Hoferin in Leipzig sofort alle Möglichkeiten, um ihre Karriere konsequent voranzutreiben. Neben einem Trainingspensum von mindestens 20 Stunden in der Woche studiert sie derzeit Sonderpädagogik an der Universität Leipzig, ist finanziell abgesichert als Sportsoldatin der Bundeswehr und gehört als eine der ganz wenigen bayerischen Sportlerinnen der deutschen Kanu-Nationalmannschaft an.
Und damit ist auch klar: Ihr WM-Silbermedaillensieg in diesem Jahr soll noch lange nicht der Höhepunkt ihrer sportlichen Karriere gewesen sein. „Es gibt noch so viel zu verbessern“, sagt sie über ihre Arbeit an der eigenen Technik und Form. Während ihr lange Strecken liegen, will die Kanutin auf Kurzstrecken noch deutlich schneller werden. Aber sie weiß auch, dass zu noch höheren sportlichen Weihen viel mehr gehört als nur hart zu trainieren und schnell zu paddeln: „Ganz wichtig ist der unbedingte Siegeswille. Und man muss die Aufregung beim Wettkampf positiv sehen, indem man sie nutzt, um das Beste aus sich rauszuholen.“
Das Beste geben, das gilt für Melanie Gebhardt immer und überall. So fiel die jüngste Internationale Hof-Regatta des Faltboot-Clubs am Quellitzsee Tauperlitz Mitte September genau in ihre alljährliche einmonatige Wettkampfpause. Trotzdem war es für sie selbstverständlich, für ihren Heimatverein anzutreten und wie bei jedem anderen Wettkampf alles zu geben.
So hart und entbehrungsreich das Sportlerleben von Melanie Gebhardt einem Außenstehenden auch vorkommen mag, sie selbst entbehrt dabei nichts. Zwar ist ihr Leben mit Training, lernen und arbeiten ausgefüllt, zwar achtet sie auf eine rundum gesunde Ernährung. Doch gelegentlich sind auch Ausnahmen drin – wie eine Portion Pommes als kleine Belohnung zwischendurch oder ein Kinobesuch. Für ein richtiges Hobby jenseits von Studium und Sport fehlt ihr allerdings die Zeit. Die Freuden, die andere durch private Betätigungen erfahren, erlebt sie bei ihren sportlichen Erfolgen.
Das höchste Glück ihres Sports, nämlich eine Goldmedaille zu gewinnen, hat Melanie Gebhardt schon erleben dürfen: 2016 siegte sie bei der U23-Weltmeisterschaft im Vierer. Aber sie kennt auch das Gefühl, eine Niederlage zu erleiden: „Bei der Qualifikation für die letzte Olympiade reichte meine Form für eine Teilnahme einfach nicht aus“, bedauert sie. Noch einmal soll ihr das nicht passieren. Die Spiele 2020 hat sie fest im Visier und verbindet sie mit einem zweiten Ziel: „Am schönsten wäre es, wenn ich nicht nur an der nächsten Olympiade teilnehmen könnte, sondern dann auch mein Studium erfolgreich abgeschlossen hätte.“ Manfred Köhler

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