Der 100. Geburtstag des international bekannten Hofer Ingenieurs, Technikers und Erfinders Dr. Dr. Hans Vießmann am 15. November ist auch für den Verein ProHof ein Anlass, dankbar zurückzublicken. Als ProHof-Mitglied der ersten Stunde und guter Bekannter des damaligen ProHof-Vorsitzenden Wilhelm Frisch trug Hans Vießmann in den 1990er Jahren wesentlich zum Erfolg des noch jungen Vereins bei.
Der vielfach ausgezeichnete deutsche Unternehmer Hans Vießmann wurde 1917 in sein späteres Unternehmen sozusagen hineingeboren. Denn in diesem Jahr gründete sein Vater Johann in Hof eine Schlosserwerkstatt. Der bald blühende Handwerksbetrieb bringt 1928 einen für damalige Verhältnisse revolutionären neuen Stahlheizkessel hervor, der sich zum Verkaufsschlager entwickelt. Der junge Hans Vießmann, der zu dieser Zeit die Oberrealschule Hof besucht, wird später mit der Idee einer Lizenzvergabe für die Kessel wesentlich zum Auftrieb des väterlichen Unternehmens beitragen. Die Zusammenarbeit mit einem Produktionsunternehmen in Nordhessen führt schließlich zum Umzug nach Allendorf (Eder).
Als Hans Vießmann die 40 Mitarbeiter zählende Firma seines Vaters 1947 übernimmt, tritt er bereits mit dem Ziel an, von handwerklicher Einzelbearbeitung auf industrielle Abläufe umzustellen. Die Stahlheizkessel des Unternehmens entwickeln sich so in den 1950er Jahren zum Verkaufsschlager. Schon damals engagiert sich Hans Vießmann über sein eigenes Unternehmen hinaus, indem er unter anderem den bundesdeutschen Stahlheizkesselverband mit begründet und für zwölf Jahre dessen Präsidentschaft übernimmt.
Ende der 1960er Jahre kehrt Hans Vießmann in seine Geburtsstadt zurück und begründet Produktionsstandorte in Oberkotzau und Unterkotzau. Längst hat er nicht nur den Ruf eines genialen Unternehmers und Erfinders, sondern auch eines großzügigen Förderers von Kunst und Kultur. 1972 restauriert er das Schloss Hofeck und baut es zum Schulungszentrum aus.
Auch die erfolgreiche Sanierung der Unteren Ludwigstraße in Hof wird für immer mit dem Namen Hans Vießmann verbunden sein. Für sein vielfältiges Lebenswerk wird der Hofer Entrepreneur unter anderem mit dem Großen Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland mit Stern und Schulterband und den Ehrendoktorwürden zweier Universitäten ausgezeichnet.
Als der Verein ProHof Anfang der 1990er Jahre mit ersten Aktionen zum Wohle der Stadt Hof von sich reden macht, lässt sich auch Hans Vießmann als Freund und Förderer gewinnen. In einem langen Interview auf Schloss Hofeck gewährt er dem ProHof-Magazin 1995 Einblick in seine anthroposophische Weltanschauung und lässt die wesentlichen Stationen seiner Karriere Revue passieren. Besonders wichtig ist ihm seine Stiftung, mit der er sich für karitative und kulturelle Zwecke einsetzt.
Thema des Gesprächs sind damals aber auch Aspekte im Leben Hans Vießmanns, die heute kaum noch bekannt sind. Lächelnd erzählt er von bevorzugten sportlichen Aktivitäten wie Wandern und Schwimmen und von seiner großen Leidenschaft, dem Studium historischer Bücher. Der damals 77-Jährige spricht außerdem darüber, wie es sich für ihn anfühlt, bald die Leitung seiner Betriebe aus der Hand zu geben und sich ganz ins Private zurückzuziehen.
Als kleine Sensation gilt es, als Hans Vießmann ein Jahr später die Mitglieder des Vereins Pro Hof zu sich in sein Schloss einlädt, sie durch seine privaten Räume führt und dabei auch Einblick in sein Allerheiligstes gibt, seine hauseigene Bibliothek mit teils uralten Schriften. Anlass der Einladung ist ein exklusives Konzert des damals weltbekannten russischen Pianisten Vladimir Bunin, für das Hans Vießmann einen Saal seines Schlosses zur Verfügung stellt. Für die 60 ProHof-Mitglieder, die der Einladung folgen, spendiert er außerdem einen Imbiss und unterhält sie mit Anekdoten aus seinem Leben. Für ProHof-Vorsitzenden Wilhelm Frisch, der das Gesamtevent als persönlicher Freund von Vladimir Bunin initiiert hat, ist der Abend im Vießmann-Schloss der Höhepunkt seines damaligen Wirkens für den aufstrebenden Verein.
Dr. Dr. Hans Vießmann stirbt 2002 im gleichen Jahr wie Pro-Hof-Vorsitzender Wilhelm Frisch – im Abstand von nur wenigen Wochen. In der Erfolgsgeschichte des Vereins ProHof
geht damit in doppelter Hinsicht die Ära der Anfangsjahre zu Ende. Manfred Köhler