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Wird der Hofer Schlappentag bayerisches Kulturerbe?

Der 585. Hofer Schlappentag am 12. Juni wird erstmals in einem ganz neuen Bewusstsein gefeiert. Auf Initiative von Kreishandwerksmeister Christian Herpich steht der Hofer Nationalfeiertag erstmals unter dem Vorzeichen, vielleicht bald bayernweit besondere Geltung als immaterielles Kulturerbe im Unesco-Verzeichnis zu erlangen. Wir haben nachgefragt:

Herr Herpich, welche Resonanz haben Sie bisher für ihren Vorschlag erhalten?
Ich möchte zunächst mal betonen, dass ich mich in dieser Hinsicht nicht als Einzelkämpfer verstehe, sondern als Teil eines hervorragenden Teams aus Handwerk, Schützen, Brauerei und Stadt Hof. Nachdem ich bei den Feierlichkeiten zum zehnjährigen Bestehen der Genussregion Oberfranken in München von Kollegen darauf angesprochen worden war, wie sehr man uns bayernweit um den Schlappentag beneidet, lag die Idee einer Bewerbung um den Status als immaterielles Kulturerbe nahe. Zwar stellten Fraktionschef Wolfgang Fleischer und ich für die CSU-Fraktion im Stadtrat den Antrag dafür, aber Kulturamtsleiter Peter Nürmberger hatte den Gedanken selbst schon verfolgt. Wir rannten also offene Türen ein.

Für wie wahrscheinlich schätzen Sie es ein, dass der Schlappentag die Anerkennung als Kulturerbe tatsächlich bekommt?
Die Anerkennung ist abhängig von drei Kriterien: Man muss nachweisen, dass die Tradition vorhanden ist, dass sie auch gelebt wird und dass sie stets fortentwickelt wird und damit zukunftsfähig ist. Ein bisschen schwierig wäre es bisher gewesen, die Tradition eines Schlappentages oder von möglichen Vorläufern über Jahrhunderte hinweg nachzuweisen. Oberschützenmeister Günter Hornfeck hat mich aber gerade erst kürzlich auf ein wichtiges Dokument in dieser Hinsicht aufmerksam gemacht (siehe folgenden Artikel), und damit ist ein Erfolg bei einer Bewerbung um den Status als immaterielles Kulturerbe sehr viel wahrscheinlicher geworden.

Dass die Tradition vorhanden ist, steht außer Zweifel, aber wie beweist man die Zukunftsfähigkeit des Schlappentages?
Anhand des momentanen Trends. Der Schlappentag erfreut sich wachsender Beliebtheit. Das merken wir nicht nur alljährlich am Festmontag selbst, sondern zum Beispiel auch am Interesse für die Miniatur der Skulptur „Anno 1432“, die sozusagen als Schlappentags-Denkmal für daheim für jeden zu erwerben ist. Diese Skulptur ziert unter anderem den Schreibtisch des Oberbürgermeisters und natürlich auch ein Schrankfach bei mir zu Hause.

Was macht für Sie persönlich den Reiz des Schlappentags aus? Was begeistert Sie besonders?
Ich genieße den Festumzug und freue mich immer auf den ersten Schluck Schlappenbier. Aber das Bewegendste ist für mich der musikalische Weckruf am frühen Morgen. Ich bin dann meist schon seit Stunden auf den Beinen und bereite alles für das Fest vor, aber das macht den Moment, wenn die Scheibenschützen mit ihren Musikern kommen, nur umso ergreifender.

Wichtiges Dokument gefunden
Um sich für das Unesco-Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Bayern zu bewerben, muss unter anderem die lange Tradition des Hofer Schlappentages nachgewiesen werden. Im Archiv der Hofer Scheibenschützengesellschft hat Archivar Karl Greim nun jüngst ein 200 Jahre altes Dokument gefunden, das für Oberschützenmeister Günter Hornfeck (Bild rechts) einen wichtigen Beleg der Jahrhunderte alten Tradition darstellt.
„Der Schlappentag entwickelte sich aus einer Verpflichtung zur Stadtverteidigung und wurde erst später vom reinen Pflichtschießen zu einem geselligen Handwerkerschießen“, erzählt Günter Hornfeck. Der Archiv-Fund, eine Schießkladde vom 2. Juni 1817, belege nun die Existenz eines Handwerkerschießens zu diesem frühen Zeitpunkt, und zwar wohlgemerkt am ersten Montag nach Trinitatis. Zwar habe dieses Schießen mit dem heutigen Schlappentag wohl noch wenig gemeinsam gehabt, aber die Schützen hätten nach dem Wettkampf auch gefeiert.
Die historische Schießkladde, die nun in die Bewerbung um die Aufnahme des Schlappentages in das immaterielle Kulturerbe Bayerns eingebracht werden wird, gibt auch Aufschluss über die damaligen teilnehmenden Gewerke, so zum Beispiel Fleischhacker, Maurer oder Färber. Zudem nennt sie die teilnehmenden Schützen namentlich. In der Auflistung finden sich in Hof bis zum heutigen Tag bekannte Namen wie Laubmann, Deininger, Wagenführer, Lippert und Seidel.
Abgesehen vom historischen Wert des Dokumentes zieht Oberschützenmeister Günter Hornfeck daraus auch wichtige Schlüsse auf einen Imagewandel des Hofer Nationalfeiertages im Lauf der Jahrhunderte: „Anfangs hatte der Tag ja keinen so guten Ruf. Wer da ab 1432 am Montag nach Trinitatis noch schnell seine Schießübungen absolvierte, galt als die allerletzte Träne.“ Schon der Wandel vom Pflicht- zum Handwerkerschießen aber belege den Wechsel der Sichtweise. Und gerade in letzter Zeit habe der Schlappentag noch mal einen weiteren Aufschwung genommen: „Noch vor 30 oder 40 Jahren hatte der Tag immer den Beigeschmack von ausschweifendem Alkoholkonsum“, sagt Günter Hornfeck. „Inzwischen aber strömen Tausende junge Leute zum Schlappentag, ohne dass irgendwas wirklich Schlimmes passiert. Die Polizei meldete in den letzten Jahren keine Exzesse mehr. Damit hat sich das Niveau des Schlappentages entscheidend zum Positiven gedreht.“
Manfred Köhler

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