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ProHof: Abfallsortierung unter der Lupe

Michael Keller (Mitte) führte die Mitglieder durch die Sortieranlagen. Fotos: Annette Köhler

Michael Keller (Mitte) führte die Mitglieder durch die Sortieranlagen. Fotos: Annette Köhler

ProHof hatte die Gelegenheit, die Sortieranlage der Firma Böhme GmbH Wertstofferfassung in Neukühschwitz bei Rehau zu besichtigen. Aus einem anfänglichen Viehhandel wurde ein erfolgreiches Entsorgungsunternehmen: Willy Böhme hatte 1938 einen Lastwagen zum Viehtransport. In den Kriegsjahren versorgte er von der Ladefläche aus die Bevölkerung mit Lebensmitteln. Bei dieser Gelegenheit nahm er auch gleich die Asche aus deren Öfen mit. 1985 gründete sein Enkel, Rudolf Böhme, die Böhme GmbH Wertstofferfassung. Bald schon begann Rudolf Böhme mit der Planung einer Sortieranlage, der notwendigen Lagerflächen und eines Verwaltungs- und Sozialgebäudes am Standort Neukühschwitz bei Rehau. Leider verstarb er 1995 im Alter von nur 44 Jahren und sein Sohn, Stefan Böhme, übernahm mit 21 Jahren die Geschäftsführung. Sein Studium musste er zugunsten der Firma zunächst unterbrechen. Erst ein Jahr später nahm er dieses nun an der FH Hof parallel zu seiner Tätigkeit als Geschäftsführer wieder auf. Im Frühjahr 1997 oblag es bereits Stefan Böhme (Bild), die neue Anlage sowie die dazugehörenden Gebäude einzuweihen. Damals waren es ca. 6000 Tonnen Leichtverpackungen, die im Einschichtbetrieb von einer wesentlich kleineren als der heutigen Anlage und 14 Sortierern sortiert wurden. Insgesamt zählte das Unternehmen damals 35 Mitarbeiter – Fahrer, Mitarbeiter in der Sortierung, an der Ballenpresse und in der Verwaltung – und der Umsatz lag bei ca. drei Millionen Euro. Heute arbeiten fünf bis sechs Sortierer in einer Schicht, bei einem durchgängigen Dreischichtbetrieb. Insgesamt sind es mittlerweile 110 Mitarbeiter, es werden ca. 60.000 Tonnen Leichtverpackungen im Jahr sortiert und der Umsatz lag 2016 über zehn Millionen Euro.
Stefan Böhme beschäftigt sich ständig mit dem Herzstück seines Unternehmens, der Sortieranlage, die zu den modernsten in ganz Bayern zählt. Fast jährlich stehen kleinere und größere Umbauten an, damit die Qualität der aussortierten Fraktionen stets noch reiner und somit noch besser recycelbar wird. Täglich geht Böhme selbst in die Anlage, schaut, ob alles richtig läuft, wo es vielleicht noch Verbesserungspotenzial gibt und was noch geändert werden könnte. „Nur wenn ich nah dran bin, kann ich sehen, wie es vielleicht noch besser funktionieren könnte.“
Nicht nur die Verpackungen, die in über 500 Depotcontainern in Stadt und Landkreis Hof und dem Landkreis Wunsiedel gesammelt werden, werden bei Böhme sortiert. Die Wertstoffe kommen auch aus Regionen weit über die Grenzen Frankens hinweg nach Rehau.
In einem ca. einstündigen Vortrag berichtete Stefan Böhme den Mitgliedern anschaulich und kurzweilig aus seinem Geschäftsleben. Während seines Vortrages stellte er auch die weiteren Geschäftsbereiche seines Unternehmens vor. So betreibt die Böhme GmbH neben der Sortieranlage für Leichtverpackungen auch eine der modernsten Sortieranlagen für Altpapier in Nordbayern. Außerdem bietet sie den klassischen Containerdienst für Privat- und Gewerbekunden an, betreibt in der Niederlassung in Oberpferdt bei Konradsreuth Kunststoffmühlen, nimmt Schrott und Altmetalle sowie verschiedene andere Wertstoffe an und bietet die „Entsorgung ab Werkbank“. Das heißt, Gewerbe- oder Industriebetriebe bekommen ein aauf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Entsorgungskonzept angeboten, bei dem man sogar dem jeweiligen Kunden einen eigenen Mitarbeiter an die Seite stellt, der sich direkt an den Werkbänken, wo der Abfall entsteht, um deren fachgerechte Entsorgung kümmert.
Der technische Leiter der Anlagen, Michael Keller, führte die Mitglieder durch die Sortieranlagen, erklärte den Weg der Wertstoffe, die technischen Geräte sowie die daraus entstehenden sortenreinen Wertstoffballen. Diese gehen dann zu unterschiedlichen Verwertern, die daraus neue Produkte herstellen.

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