
Hildegard, Katharina und André Klust (von rechts) errangen jeweils zahlreiche Siege für die Judo-Abteilung des PTSV Hof. Den größten Erfolg hatte Katharina heuer mit ihrem Sieg bei den Deutschen Meisterschaften.
Die diesjährige Deutsche Meisterin im Judo kommt aus Hof: Katharina Klust besiegte in ihrer Altersklasse über 30 und ihrer Gewichtsklasse bis 48 Kilo ihre Gegnerin Claudia Ringwald und holte damit für die Judo-Abteilung des PTSV Hof den Sieg. Angetreten war sie in Wiesbaden unter 450 Teilnehmern aus ganz Deutschland.
Nach dem Sieg habe sie sich sehr gefreut, erinnert sich Katharina Klust. Aber die Hochgefühle der frischgebackenen Deutschen Meisterin hielten sich noch in Grenzen, denn: „Ich war erschöpft und hatte viereinhalb Stunden Heimfahrt vor mir.“ So richtig gefeiert haben Katharina Klust und ihr Mann André den Erfolg erst eine Woche später. Da gab es dann sogar noch zwei weitere Anlässe: Katharinas Geburtstag – und den Bayernliga-Sieg der Hofer Judo-Mannschaft in Traunreut.
Die Sportkarriere von Katharina Klust, damals noch Katharina Walesch, begann vor 23 Jahren. Ihr Bruder Benedikt wollte eine Kampfsportart erlernen, und der Vater meldete kurzerhand beide Geschwister bei der Judo-Abteilung des PTSV Hof an. „Mir hat von Anfang an gefallen, dass dieser Sport so vielfältig ist“, sagt Katharina Klust. „Deshalb bin ich dabei geblieben.“ Die Medaillen und Urkunden, die sie seitdem errungen hat, kann sie kaum zählen. Neben ihrer Laufbahn als aktive Kämpferin ist sie außerdem Trainerin, Kampfrichterin und Gürtelprüferin.
Dabei ist Katharina Klust schon beruflich stark eingespannt. Als Lehrerin in Chemnitz mit Wohnsitz in Hof verbringt sie täglich drei Stunden mit Zugfahren. Diese Zeit allerdings nutzt sie für die Unterrichtsvorbereitung. Für den Sport bleiben ein bis zwei, in Wettkampfzeiten auch drei bis vier Trainingseinheiten pro Woche. Neben dem Kampfsport selbst betreibt die Judo-Meisterin auch Krafttraining, Zirkeltraining und Joggen. Ihre Ernährung ist, wie sie sagt, „relativ normal und ausgewogen“. Eine Diät mit wenig Kohlehydraten und viel Eiweiß sei nur in den ein bis zwei Wochen vor Wettkämpfen nötig.

Die Erschöpfung ist den Kämpferinnen noch anzusehen: Katharina Klust (rechts) und Claudia Ringwald bei der Siegerehrung der Deutschen Meisterschaften 2017 in Wiesbaden.
Der Erfolg von Katharina Klust liegt auch stark in ihrer Familie begründet. Ihr Mann André war unter anderem zweimal Deutscher Judo-Vizemeister, ist Wettkampfbeauftragter der PTSV-Judoabteilung und Trainer. Ihre Schwiegermutter Hildegard Klust, ebenfalls Trainerin, errang als Kämpferin in den 1970er Jahren die verschiedensten auch internationalen Erfolge und leitet heute die Judo-Abteilung. Die drei kennen sich, seit Katharina sieben Jahre alt war. Ein privates Paar wurde aus den Sportkameraden André und Katharina dann 2010.
Dass der Sport so im Mittelpunkt steht, darin sieht die Hofer Judo-Familie überwiegend Vorteile. Zum einen könne man viel gemeinsam machen, denn die Vereinsaktivitäten schweißen zusammen. Und wenn man mal mit unterschiedlichen Gruppen der Judo-Abteilung unterwegs sei, habe man dafür gegenseitig Verständnis. Allerdings sei es wichtig, eine klare Trennlinie zwischen Sport und Privatleben zu ziehen: „Man verliert sich sonst in endlosen Grundsatzdiskussionen über Nuancen der Kampftechnik“, weiß André Klust.
Tatsächlich nämlich entschieden bei gleich starken Gegnern oft Kleinigkeiten über Sieg oder Niederlage. Gegen Claudia Ringwald ist Katharina Klust in ihrer Karriere schon oft angetreten – und habe meistens verloren. Bei den Deutschen Meisterschaften habe letztlich die Tagesform den Ausschlag gegeben.
Die nächsten großen Herausforderungen für Katharina Klust sind die Deutschen Pokalmeisterschaften im November – und dann die Deutschen Meisterschaften im kommenden Jahr. „Ich will den Sieg möglichst wiederholen“, sagt Katharina Klust. Unter
Druck setzen will sie sich aber nicht, denn: „Der Sport soll vor allem Spaß machen.“ Manfred Köhler