Der Verein für Hof – in Bayern ganz oben.

Mit weißen Tauben in den Hafen der Ehe

Wenn ein frisch vermähltes Brautpaar zwei weiße Tauben in den Himmel wirft, und kurz darauf eine ganze Tauben-Schar über der Kirche kreist, richten sich alle Blicke wie gebannt gen Himmel, und so mancher Gast kann sich einen kleinen, ergriffenen Seufzer nicht verkneifen. Weiße Tauben stehen als Zeichen für Liebe, Treue und Fruchtbarkeit – drei Wünsche, die man einem jungen Glück nur zu gern mit auf den Weg gibt.

„Hochzeitstauben Oberfranken“ hat schon so manchem Brautpaar aus der Region mit diesem Ritual einen unvergesslichen Moment beschert. Wo der verantwortliche Züchter mit seinen wunderschönen weißen Tieren auftaucht, ist ihm alle Aufmerksamkeit der Gäste sicher. Dabei kam er ganz unverhofft zur Taubenzucht:
„Eigentlich habe ich mit der Geflügelzucht gar nichts am Hut gehabt. Aber als ich mir vor 20 Jahren ein Haus gekauft habe, bekam ich von einem Kollegen zum Geburtstag ein paar Hühner geschenkt. Der meinte, wer auf dem Dorf wohnt, braucht Hühner.“ Der Zugezogene schloss sich dem ortsansässigen Kleintierzuchtverein an – und eine neue Leidenschaft war geweckt. Nach Jahren der Hühnerzucht mit verschiedenen Rassen und diversen Ausstellungserfolgen schaffte sich der Züchter vor ungefähr sechs Jahren die ersten weißen Brieftauben an.
Kurz darauf fragte ihn ein befreundeter Züchter an, ob seine Tauben bei einer Hochzeit fliegen können – und seitdem sind die schönen Tiere jedes Jahr von April bis Oktober in Sachen Eheglück unterwegs. „Weil es sich um Brieftauben handelt, kreisen sie etwa fünf Minuten über der Kirche. Sie fliegen sich ein, damit sie wissen, wo es hingeht“, erklärt der Experte, der es immer wieder genießt, seinen Tieren beim Kreisen und Zusammenfinden von einzelnen Flugpaaren und kleinen Gruppen zu einem großen Schwarm zuzusehen: „Es gibt kaum einen schöneren und beruhigenderen Anblick.“
Sowohl auf die Zucht und Pflege der Tauben als auch die Trainingsflüge verwendet der Tierliebhaber viel Zeit. Wenn er junge Tauben zum ersten Mal hinaus lässt, sind immer ältere, erfahrenere Vögel dabei. Die erste Fahrt führt nur auf einen der Berge direkt in der Nähe der Taubenvoliere, und bei den nächsten Ausflügen wird die Entfernung langsam gesteigert. So geht der Züchter in allen Himmelsrichtungen vor, bis sich die Tauben in der Gegend auskennen.
Er weiß: „Durch die längeren Flüge wird die Muskulatur der Tiere immer weiter gestärkt.“ Im Brieftaubensport lassen die Züchter ihre Tiere sogar aus fernen Ländern wie Spanien nach Hause fliegen. Dieser Sport sei aber „alles andere als billig“. Der oberfränkische Hochzeitstauben-Züchter hält neben seinen 300 weißen Brief- und blauen Schlachttauben auch Bresse-Gauloise-Hühner, die für ein besonders exzellentes Fleisch bekannt sind.
Die weißen Tauben bleiben auch im Winter im Freien, was für ihre Vitalität und Gesundheit nur von Vorteil sei. In der Außenvoliere habe er noch nie Medikamente verwenden müssen. Vorbeugend behandelt er die Tauben mit einem natürlichen selbst kreierten Hausmittel, das die Abwehrkräfte stärkt. „Das alles macht viel Arbeit, aber wenn man sieht, dass die Tiere gesund sind und sich wohlfühlen, dann macht man diese Arbeit sehr gerne.“ Erst recht, wenn man regelmäßig in strahlende Brautpaar-Augen blicken darf … Sandra Langer

 

Informationen und Fotos gibt es auch im Internet unter www.hochzeitstauben-oberfranken.de; freie Termine und Preise kann man unter Telefon 0152/01731259 erfahren.

Das aktuelle Heft
Archiv