„20 Jahre, 20 Künstler“, heißt die Jubiläumsausstellung, in der der Kunstverein Hof e. V. Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern zeigt, die seit 1997 dort ausgestellt haben und dem Verein aus unterschiedlichen Gründen nach wie vor wichtig sind. Neben Bildermachern und Bildhauern unter anderem aus Berlin, Hamburg und München sind auch drei Damen und sechs Herren vertreten, die Hofer Wurzeln beziehungsweise eine Hofer Vergangenheit haben oder hatten – zwei von ihnen, Ernst Neukamp und Armin Sandig, waren weit über die Region hinaus bekannt und sind verstorben.
„Keineswegs soll die Auswahl bedeuten, dass wir uns für die entschieden, die wir als ,die Besten‘ ansehen“ sagt Vorsitzende Annie Sziegoleit. „Auf manche, die wir sehr schätzen, haben wir verzichtet, weil sie erst kürzlich oder schon häufiger bei uns ausgestellt haben. Da gaben wir Künstlern und Künstlerinnen den Vorzug, von denen wir länger nichts mehr gehört oder gesehen haben. Wichtig ist mir der Hinweis, dass wir, soweit ich das nach inzwischen neunjähriger Tätigkeit als Vorsitzende dieses Kunstvereins beurteilen kann, jede unserer Ausstellungen als etwas ganz Besonderes ansehen.“ Stets lege man größten Wert darauf, den Gästen das Gefühl zu geben, dass sie aus gutem Grund eingeladen wurden und herzlich willkommen sind; sie sollen sich wohlfühlen beim Kunstverein Hof.
15 Jahre, schrieb Annie Sziegoleit in der Festschrift zum 15. Jubiläum von 2011, seien für einen Kunstverein in Deutschland, wo diese Institution auf eine mehr als 200-jährige Tradition zurückblicken kann, nicht eben viel. Inzwischen ist aber bekannt, dass in Hof schon zwei Kunstvereine existierten, deren erster wahrscheinlich – genau lässt sich das nicht datieren – nach zirka zehn Jahren aufgeben musste. Dem 2012 erschienenen zweibändigen, vom Verein für Natur-, Geschichts- und Landeskunde herausgegebenen Buch „Hofer Vereine“ zufolge wurde jener erste Kunstverein 1863 gegründet und ist „vermutlich nach 1870 wieder erloschen“, offensichtlich deshalb, weil er „wenig Teilnahme fand“. Laut Buchautor Helmut Schuh musste der Verein seine Ausstellungen „mangels nachhaltiger Unterstützung“ einstellen, „wodurch im geistigen Leben in der Stadt Hof eine Lücke entstand“.
Ein zweiter Hofer Kunstverein, der, so heißt es in dem Buch, Kunstsinn und Kunstgeschmack fördern und beleben sollte, wurde 1897 gegründet und erhielt von der Stadt Räumlichkeiten in der Einsteighalle des früheren Bahnhofs, die er aber 1911, also nach 14 Jahren, wieder verlassen musste. Erst 1922 konnte mit der Ausstellungstätigkeit erneut begonnen werden, zunächst im Atelier des einheimischen Malers Georg Max Hofmann, dann in den Räumen des städtischen Museums am Hallplatz. Hofmann selbst amtierte zu jener Zeit als Vorsitzender des Vereins; im Oktober 1935 teilte er dem Oberbürgermeister mit, dass der Kunstverein aufgelöst werde, seine Mitglieder würden „in den NS-Kunstring in der NS-Kulturgemeinde überführt“.
Bedenkt man diese Vorgeschichte mit einmal zirka zehn, dann vierzehn und schließlich weiteren elf Jahren Vereinstätigkeit, worauf ganze 61 Jahre ohne einen Kunstverein in Hof folgten, dann sind die 20 Jahre des Kunstvereins Hof – wohlgemerkt mit kontinuierlicher und umfangreicher Tätigkeit – doch wieder viel. 13 Personen haben diesen Verein am 5. August 1996 gegründet, zur Vorsitzenden wurde Sabine Böhm, zu ihrer Stellvertreterin Runhild Laubmann gewählt. Auf die erste, im November 1996 eröffnete Ausstellung sind bis heute über 200 weitere gefolgt. Die Zahl ist auch deshalb so hoch, weil im Jahr 2008 das Jagdzimmer in der Galerie im Theresienstein zum „Kabinett“ erklärt wurde, in dem fast immer parallel zu einer großen Ausstellung rund um das „Hochzeitszimmer“ eine kleinere Ausstellung gezeigt wird; in diesem Raum erhalten oft auch Newcomer eine Chance.
Neben den Ausstellungen bietet der Kunstverein seinen Mitgliedern und Freunden immer wieder auch andere Veranstaltungen wie Workshops und Kunstreisen an. Seltener geworden sind in den vergangenen Jahren Autorenlesungen, denn es hat sich gezeigt, dass der finanzielle und organisatorische Aufwand dafür doch sehr hoch ist. „Und doch greifen wir gerne zu, wenn sich gute Gelegenheiten bieten“, sagt die Vorsitzende und erinnert an die Lesung der Nobelpreisträgerin Herta Müller im Jahr 2013, die persönliche Verbindungen zu Hof hat. Ihre Lesung wurde von nicht weniger als 300 Menschen besucht – für Hof ein Rekord, der vermutlich für die Ewigkeit Bestand haben wird.
Ist der neue Kunstverein Hof also insgesamt eine Erfolgsgeschichte? Das darf fast ohne Einschränkung bejaht werden, auch wenn sich nicht alle Wünsche erfüllt haben. In der Festschrift von 2011 träumte Annie Sziegoleit von einem eigenen Haus für den Kunstverein, in dem auch die immer noch heimatlose städtische Kunstsammlung betreut werden könnte, sowie von einem kleinen Café, das zum Verweilen einlädt. Ebenso wie von zwei Einrichtungen, über die sich der Verein tatsächlich seit einigen Jahren freuen darf: den Medienraum und die weit über 1000 Bände umfassende Kunstbibliothek.
„Mit Zuversicht in die Zukunft“ betitelte die Vorsitzende vor fünf Jahren ihr Vorwort – und dies könnte auch über dem Vorwort des Buches „20 Jahre Kunstverein“ stehen, das jetzt zum Jubiläum erscheint und das für 10 Euro in der Galerie zu erwerben ist. „Wir freuen uns, das 20-jährige Bestehen des Vereins feiern zu können, wollen dies aber ohne Überschwang tun. Es gilt, nüchtern zu bleiben und die vor uns liegenden Aufgaben mit Bedacht anzugehen. Ich danke allen Mitgliedern, die dem Kunstverein die Treue halten. Ich danke den Vorstandsmitgliedern, ich danke den zum Teil sehr namhaften Künstlern, die bei uns ausgestellt haben und künftig ausstellen werden, ich danke meinem unschlagbaren Dream-Team, das beim Ab- und Aufbau der Ausstellungen großartige Dienste leistet, ich danke den Entscheidungsträgern der Stadt Hof, des Hausherrn am Theresienstein, und ich danke den Sponsoren aus der Wirtschaft, die uns unter die Arme greifen.“