
Drei Generationen auf einem Bild: Der 1969 verstorbene Firmengründer Robert Fritsch wird hier eingerahmt von seinem Sohn und Nachfolger Robert Fritsch jun. und dessen Sohn Carsten Fritsch.
Der Hofer Landkartenverlag Fritsch bringt jetzt im Oktober drei Neuauflagen beliebter Wanderkarten heraus. Damit können sich Wanderfreunde im Hofer Land, im Fichtelgebirge und im Frankenwald nun wieder auf dem neuesten Stand orientieren. Das Besondere an der Neuauflage der Frankenwald-Karte: Erstmals sind sowohl die neuen Frankenwald-Steigla als auch der komplette Frankenwald-Steig enthalten.
Die Geschichte des Landkartenverlages Fritsch beginnt 1949 in Hof. Robert Fritsch sen. gründete hier nach der Vertreibung aus dem Sudetenland ein kartografisches Institut. Seiner alten Heimat widmete er seine erste Karte, ein Hofer Stadtplan folgte. Diese beiden Pionierarbeiten sind heute im Museum Bayerisches Vogtland in Hof zu besichtigen.
Seine Landkarten und Stadtpläne zeichnete der Firmengründer damals noch seitenverkehrt auf transparentes Papier. Dabei kamen Techniken wie Tuschezeichnungen, Kolorationen und Radierungen zum Einsatz. Die Qualität der ersten Fritsch-Karten war von Anfang an beliebt, schon 1956 musste dem Wachstum der jungen Firma mit dem Neubau eines Geschäftshauses Rechnung getragen werden. Robert Frisch sen. stellte erste Mitarbeiter ein.

Seit 1980 ist die Hirschberger Straße 7 in Unterkotzau Firmensitz der Fritsch Landkarten- und Geodatenvertriebsgesellschaft.
Schon damals wirkten die Genauigkeit des Kartenmaterials, die exakte Detailbearbeitung und das gut lesbare Gesamtbild als Erfolgsgaranten. Bereits 1962 musste der Betrieb erneut erweitert werden. Auch die Zahl der Mitarbeiter stieg ständig. Neuesten Entwicklungen der Technik wurde stets gefolgt, inzwischen kamen Gravurtechnik, Fotosatz und Astralonkopie zum Einsatz.
Eine abermalige Firmenerweiterung durfte der Gründer nicht mehr erleben, 1969 wurde Robert Frisch sen. aus seinem arbeitsreichen Leben gerissen. Seine Karten hatte er zu Spitzenerzeugnissen in der Branche entwickelt. 1970 übernahm Robert Fritsch jun., von Beruf eigentlich Bauingenieur, den Betrieb in zweiter Generation. Auch unter seiner Leitung stieg die Zahl der Mitarbeiter mit der Zahl der angebotenen Karten, auch das Verbreitungsgebiet wurde ständig größer. Der Umzug in einen Firmenneubau in Unterkotzau schaffte 1980 dem Wachstum den nötigen Raum, die Nutzfläche stieg von zuvor 250 auf 650 Quadratmeter. Damit konnte der Verlag nun auf moderne Reprografie und Filmbelichtungstechniken umsteigen.
Während die Technik damals viel Platz einnahm, ging die Entwicklung mit der Digitalisierung wieder rückwärts. Wo einst riesige Maschinen standen, sind heute im Fritsch Landkartenverlag Büroräume untergebracht, das Obergeschoss wurde frei für Wohnräume. Seit 2003 investierte der Verlag mehrere hunderttausend Euro in die Erstellung neuer Wanderkarten auf digitaler Basis. Seitdem werden alle Daten der Karteninhalte auf jeweils modernsten Computern neu erhoben.
Nach 35 Jahren als Firmenchef übergab Robert Fritsch sen. den Verlag 2005 in die Hände seines Sohnes Carsten Fritsch, Diplomingenieur für Kartografie. Seine Frau Monika Augstein-Fritsch unterstützt ihn bei der Weiterentwicklung des Betriebes. Im Jahr 2008 umfasste das Programm des Fritsch Landkartenverlages rund 100 verschiedene Kartenwerke. Aufgrund betriebswirtschaftlicher Umstrukturierungen wurde im Jahr 2009 aus dem bisher als Einzelfirma geführten Betrieb eine Gesellschaft gegründet, die seitdem als Fritsch Landkarten- und Geodatenvertriebsgesellschaft firmiert, und von der Geschäftsführerin und Mitgesellschafterin Regina Fischer repräsentiert wird.
In der Gegenwart nun, im 67. Jahr des Bestehens, investiert die Firma Fritsch viel Zeit und Aufwand in die Ergänzung und Korrektur wie auch Neuerstellung der Kartenwerke im angestammten Gebiet zwischen Rhön und Alpenvorland. Im Verbreitungsgebiet der Fritsch Wanderkarten verlaufen rund 80.000 Kilometer markierte Wanderwege, die redaktionell erfasst und verarbeitet werden müssen.
Eine Wanderkarte im Maßstab 1:50.000 im Format 108 mal 87 Zentimetern entspricht etwa 4.600 Quadratkilometern in der Natur. Zwei Jahre intensiver Digitalisierungs- und Redaktionsarbeit benötigt eine solche Karte bis zur Drucklegung – und Investitionen in Höhe von bis zu 50.000 Euro. Bei der Aktualisierung, die alle drei bis fünf Jahre ansteht, arbeitet der Verlag mit Wandervereinen, Ämtern, Tourist-Informationen und qualifizierten Mitarbeitern zusammen. Neue Trends in der Freizeitgestaltung führen dazu, dass der Landkartenhersteller neben den klassischen Wanderkarten auch Radwander-, Freizeit- und Wintersportkarten anbietet.
Ist eine neue oder erneuerte Karte fertig, gelangt sie über den Groß- und Einzelhandel und die Verlagsauslieferung zu den Verbrauchern – so wie jetzt im Oktober die drei neuen Wanderkarten für das Hofer Land, das Fichtelgebirge und den Frankenwald.
Manfred Köhler