Als vor über 60 Jahren der Posaunenchor des CVJM Hof gegründet wurde, war Werner Fink ein Jugendlicher, der eigentlich das Akkordeonspielen gelernt hatte, und sich nun erstmals an einem Blasinstrument versuchte. Seitdem hat er unzählige Proben und Konzerte bestritten, viele Jahrzehnte ehrenamtlich als Chor-Obmann gedient, dutzende Jungbläser selbst ausgebildet – und ist heute Ehren-Obmann und letztes aktives Mitglied aus Gründungszeiten.
„Alte Scherm“ waren es, denen Fink und seine Jungbläser-Kollegen 1954 erste Töne entlockten. Und doch haben sich die Jugendlichen glücklich geschätzt, überhaupt musizieren zu können: Die Instrumente hatte der CVJM von einem Chor erhalten, der sich aufgelöst hatte, und Werner Fink konnte dank des Angebots des CVJM die teure Ausbildung zum Akkordeonspieler aufgeben.
1972 wurde der inzwischen geübte Bläser zum Chor-Obmann gewählt und beschritt neue Wege: „Mir war klar, dass der Chor langsam stirbt, wenn wir nicht auf die Jugend setzen.“ Mit zunächst sechs interessierten Jugendlichen gründete Fink einen Jugendposaunenchor und übernahm selbst die Ausbildung aller Jungbläser. Bereits 1974 ging ein weiterer Jugendposaunenchor an den Start, der zeitweise bis zu 29 Bläser stark war. Eine Musikschule gab es damals noch nicht; viele Eltern schickten ihre Kinder zum Musizieren zum CVJM.
Und abermals beschritt Fink neue Wege, um die Jugendlichen an den Chor zu binden und die Gemeinschaft zu fördern: „Ich dachte mir, Musik und Sport sollten zusammengehören.“ Fast alle Jungbläser besuchten die neuen Sport-Angebote des CVJM und mischten sogar oberfrankenweit bei Fußball- oder Volleyballturnieren mit. So manche Bläserfreizeit aus diesen Tagen ist den Teilnehmern noch heute lebhaft in Erinnerung. „Vor allem von der Finnland-Fahrt spricht man heute noch.“ Im Rahmen der Besuche der evangelischen Kirchentage haben die Hofer Bläser im Lauf der Jahre auch alle großen Deutschen Städte kennengelernt.
Bei all diesen Ausflügen und Freizeiten zeichnete Werner Fink für die Organisation verantwortlich, betont aber: „Ohne die Hilfe meiner Frau hätte ich das nie schaffen können.“ Finks ganze Familie war und ist vom „Bläser-Virus“ infiziert. Sein Sohn bläst immer noch; die Tochter ist nach 25 Jahren und der Gründung einer größeren Familie ausgeschieden. Die Bläser des CVJM-Posaunenchors bestreiten jährlich etwa 60 Einsätze – darunter drei größere Konzerte. Als Obmann war Werner Fink außerdem jahrzehntelang für die geistliche Betreuung des Chores und eine Menge organisatorische Arbeit verantwortlich.
Dazu gehörten neben den Freizeiten oder der Planung des Jahresprogramms auch das Auswählen geeigneter Stücke und Absprachen mit dem Chorleiter Kirchenmusikdirektor Georg Stanek. Über 35 Jahre lang fungierte Fink auch als Dirigent, wenn der Chorleiter nicht anwesend sein konnte. Den Chormitgliedern war der Obmann ein verlässlicher Ansprechpartner in allen Lebenslagen – und als er erfuhr, dass einer seiner Tuba-Bläser früher ein Lehrer von Günther Jauch gewesen ist, organisierte er kurzerhand zum 77. Geburtstag seines Bläsers eine Grußkarte von Jauch persönlich.
Große Aufmerksamkeit widmete der 78-Jährige der Chronik des Posaunenchors: „Das habe ich 62 Jahre lang durchgezogen und meinem Nachfolger zwei dicke Bücher über die Geschichte unseres Chores überreicht.“ Wenn er auch sein Amt Anfang des Jahres an seinen gewählten Nachfolger Cornelius Kelber übergeben hat und etliche seiner Aufgaben an andere Chor-Mitglieder verteilt wurden, so denkt Werner Fink längst nicht daran, das aktive Bläser- und Vereinsleben aufzugeben: „Ich will unbedingt auch weiterhin blasen, weil ich mich total fit fühle.“
Sowohl die Proben mit Georg Stanek, der den Chor freundlich und mit viel Humor leite, als auch die zur Probe gehörende Andacht, das gemeinsame Singen und die „Nachbesprechung“ in der Meinels Bas bereiten dem Rentner viel Freude. Auf die gute Qualität „seines“ Chores, der neue wie alte Musik in hoher Qualität präsentiert, ist Werner Fink zu Recht stolz. Und wenn er auch offiziell alle Ämter abgebeben hat – eines ist klar und wird sich in absehbarer Zeit wohl nicht ändern: „Wenn was ist, dann rufen sie mich an.“ Sandra Langer