„Das gab’s noch nie.“ Heinz König hat bei den Helmbrechtser Kulturwelten Jahr für Jahr einen Besucherrekord nach dem anderen erlebt, und muss doch schon wieder staunen: Bereits eine Woche nach Vorverkaufsstart waren im Juni für die Veranstaltungsreihe im Herbst bereits über 10000 Karten reserviert.
Rekordverdächtig sind die Kulturwelten in vielerlei Hinsicht: Insgesamt 50 Vereine, Firmen, Organisationen und Privatpersonen helfen zusammen, um in Helmbrechts alle Jahre wieder ein buntes Programm mit Kabarett, Kleinkunst und Musik zu präsentieren. „Nur dank dieser Kooperation und der großen Unterstützung durch den Bürgermeister und die Stadt können wir so erfolgreich sein“, ist sich Programm-Macher König (Foto) sicher.
Ihren Anfang nahmen die Kulturwelten vor 13 Jahren – mit 15 Veranstaltungen und rund 1300 Besuchern. Die Organisatoren waren damit recht zufrieden. Ihre Zielsetzung war es damals, auf längere Sicht rund 20 Kleinkunst-Veranstaltungen im Textilmuseum anzubieten, die unter anderem dem Museum zu mehr Bekanntheit verhelfen sollten. Im vergangenen Jahr fanden – verteilt auf Textilmuseum, Bürgersaal, Johanniskirche und die 1000 Besucher fassende Göbelhalle – insgesamt 47 Veranstaltungen mit knapp 13.000 Besuchern statt.
Nicht nur unter Besuchern und Fans aus Nah und Fern genießt die Veranstaltungsreihe einen sehr guten Ruf. Bei manchen außergewöhnlichen Veranstaltungen reisen Gäste aus ganz Deutschland an. Auch die Künstler kommen gerne nach Helmbrechts und loben, wie König betont, das Helmbrechtser Publikum über den grünen Klee für seine hohe Aufmerksamkeit. Wenn Curtis Stigers nach seiner Tour schwärmt „So schön wie in Helmbrechts war es nirgends“; wenn Anna Maria Kaufmann den familiären Charakter lobt; oder wenn Martin Kälberer sich quasi selbst einlädt, ist das für das Team um Heinz König ein toller Lohn für alle Mühen.
„Vielfalt zählt“, lautet das Motto, unter dem König immer wieder ein Programm zusammenstellt, das allen Geschmäckern gerecht wird und höchsten Qualitätsansprüchen genügt. Und eines stellt er dabei regelmäßig fest: „Es stimmt überhaupt nicht, dass sich die Oberfranken auf nichts Neues einlassen.“ Obwohl zwei Drittel der Künstler eher unbekannt sind, sind regelmäßig fast alle Veranstaltungen ausverkauft. Im Lauf der Jahre haben die Besucher gelernt, dass König ein Händchen für das Besondere hat.
„Natürlich müssen auch mal Leute dabei sein, die etwas mainstreamiger sind; die man kennt“, weiß der Helmbrechtser. So traten beispielsweise schon Michl Müller, der Genesis-Sänger Ray Wilson oder eben Curtis Stigers und Anna Maria Kaufmann in Helmbrechts auf. „Darüber hinaus braucht es aber auch Leute, die man noch nicht kennt; die aber hier reinpassen und auf einem hohen Level spielen.“ In der Regel fragt König nur Künstler an, die nicht ständig in der Region präsent und hier noch nicht bekannt sind. Eine Ausnahme allerdings bestätigt diese Regel: „Seit ein paar Jahren gibt es einige Künstler, die schon öfter da waren und so begeistert haben, dass sie nun ab und an wieder kommen.“
Wichtig ist außerdem, dass bei den Veranstaltungen – heuer sind es derer sogar 54 – alles vertreten ist, „und das möglichst mit Künstlern, die in ihrem Bereich unschlagbar sind“: Kabarett, klassische Musik, Folk, Blues, Jazz, Experimentelles … „Bei uns können die Menschen Dinge ausprobieren“, erklärt König. „Wer normalerweise nicht in ein klassisches Konzert gehen würde, oder wer sich niemals in einen Folkclub wagen würde, der kann das hier auf ,neutralem Boden‘ erleben.“ Dank der Sponsoren seien außerdem die Eintrittspreise auch für bekanntere Künstler recht erschwinglich, sodass man durchaus mal ein kleines Risiko eingehen und etwas Unbekanntes wagen könne.
An so manchem Künstler ist Heinz König lange dran, bevor er ihn endlich nach Helmbrechts bringen kann. „Beim Terem Quartet aus Sankt Petersburg, das schon einmal im Vatikan vor 100.000 Leuten gespielt hat, dachte ich lange, das wird nie was“, erzählt er. Nun kommen die russischen Musiker doch endlich nach Helmbrechts, weil sie einen weiteren Auftritt in Dresden haben. Auch Künstler aus Polen, Frankreich, Schweden oder Amerika werden heuer zu den Helmbrechtser Kulturwelten anreisen.
Bei allem Festhalten an dieser bewährten Mischung schlägt der Programm-Chef auch regelmäßig neue Wege ein – heuer zum Beispiel mit dem „Fränkischen Wochenende“, bei dem ausnahmsweise eben doch Regionalgrößen wie „Gerch“ Gert Böhm, Wolfgang Buck oder Waldschrat auf der Bühne stehen. „Mal sehen, wie das ankommt.“
Denn eines ist Heinz König bei allem Erfolg, den die Kulturwelten in den vergangenen Jahren hatten, klar: „Ausruhen darf man sich auf einem solchen Erfolg keinen Moment. Das einzig Entscheidende ist, dass es den Leuten auch dieses Jahr im Herbst wieder gefällt – und dass auch die Sponsoren zufrieden sind, die das alles überhaupt erst möglich machen.“ Sandra Langer