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Begleitung auf dem letzen Weg

hospizverein_stelzerMenschen durch schwere Zeiten zu begleiten – das haben sich die über hundert ehrenamtlichen Mitarbeiter und knapp 400 Mitglieder des Hofer Hospizvereins zur Aufgabe gemacht. Und das gilt sowohl für schwer kranke Menschen als auch für deren Angehörige. Schwerpunkt der Arbeit des Hospizvereins sind deshalb so genannte Begleitungen: Die Begleiter stehen schwer kranken Menschen zur Seite und gehen dabei genau auf deren Wünsche und Bedürfnisse ein – ohne dass dem Patienten oder dessen Familie Kosten entstehen.
Torsten Stelzer (Foto) erklärt, wie das funktioniert: „Wenn sich eine Arztpraxis, das Krankenhaus, ein Pflegeheim oder auch Privatpersonen mit dem Wunsch nach einer Begleitung an uns wenden, vereinbaren wir Koordinatoren erst einmal einen Termin mit den Betroffenen.“ Torsten Stelzer und Norbert Lummer arbeiten hauptamtlich als Koordinatoren für den Hospizverein und werden von Kollegin Ines Backmann unterstützt, die nebenberuflich tätig ist. Alle drei Koordinatoren haben mehrere Jahrzehnte Berufserfahrung als Krankenpfleger oder -schwester und zusätzliche Ausbildungen in der Hospizarbeit absolviert.
Aufgabe der Koordinatoren ist es, den Hilfe suchenden Menschen, seine gesundheitliche Situation, seine Familie und sein Umfeld kennenzulernen – und dann zu entscheiden, welcher der vielen ehrenamtlichen Hospizhelfer der Richtige ist. „Das klappt in der Regel ganz gut“, weiß Stelzer. Bei einem zweiten Termin macht dann der Koordinator den Begleiter und den Patienten miteinander bekannt und zieht sich anschließend aus dem Gespräch zurück. Seine Arbeit besteht von da an vor allem darin, dem Hospizbegleiter bei Bedarf als Ansprechpartner und zur Supervision zur Verfügung zu stehen sowie die Korrespondenz mit der Krankenkasse und sonstige Verwaltungsarbeiten zu erledigen.
Wie sich die Begleitung gestaltet, liegt ganz am jeweiligen Patienten. „Der Begleiter versucht zunächst einmal, einfach zuzuhören und sich komplett in die Situation einzufinden“, erzählt Torsten Stelzer. Gerade dass es ein Fremder ist, der zuhört, und nicht Familienmitglieder, die selbst unter der Situation leiden, macht es so manchem Menschen leichter, sich zu öffnen. „Wir versuchen, die Zeit der Erkrankung zu einer möglichst angenehmen zu machen und es den Menschen zu ermöglichen, sich über ihre Sorgen und Ängste auszutauschen.“ Denn die Hospizhelfer haben vor allem eines: Zeit. Sie sind nicht an Termine, Stundensätze oder Behandlungspläne gebunden. Sie arbeiten ehrenamtlich und begleiten nie mehrere Patienten gleichzeitig.
Manches Mal wird ein Hospizbegleiter beispielsweise darum gebeten, dem Kranken etwas vorzulesen. Ein Patient möchte beten, der nächste will von Glaubensthemen nichts wissen. Ein anderer sucht ein gemeinsames Gespräch mit Familienmitgliedern. Die Hospizhelfer akzeptieren das; sie erfragen und erspüren, was dem Kranken am besten hilft: „Wir tun das, was für den Menschen das Richtige ist. Wir wollen ihn abholen, wo er steht, und ihn bestmöglich begleiten.“
Bei allem Leid, das die Hospizhelfer dabei manchmal miterleben, empfinden sie ihr Ehrenamt dennoch als persönliche Bereicherung – „sonst würde das ja kein Mensch machen“. Der 41-jährige Torsten Stelzer spricht von einer erfüllenden Aufgabe, bei der auch er von den Menschen, denen er begegnet, etwas zurückbekommt. „Auch wenn man später jemanden trifft, dessen Angehörigen man begleitet hat, und hört, dass man wirklich helfen konnte, ist das ein großer Lohn.“
Eine Begleitung endet entweder dann, wenn es dem Patienten – beispielsweise durch eine medizinische Therapie – besser geht und er keine Hilfe mehr benötigt oder will. Oder auch mit dem Tod des begleiteten Menschen. In diesem Fall bietet der Hofer Hospizverein den Angehörigen auch eine Trauerbegleitung an – je nach Wunsch in Einzelgesprächen oder Trauergruppen. „Trauer ist keine Erkrankung, sondern eine ganz natürliche Sache“, sagt Torsten Stelzer, der auch eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert hat. „Bei uns dürfen die Menschen offen darüber sprechen, was sie in der Erkrankung des Anderen, im Sterben des Anderen und in der Zeit nach dessen Sterben erlebt und gefühlt haben.“
Wie auch das Sterben gehört die Trauer zum Leben dazu. Doch es ist tröstlich zu wissen, dass man nicht jeden schweren Weg alleine bewältigen muss, sondern dass es Menschen gibt, die helfen wollen. Sandra Langer

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