wir stecken mitten im digitalen Wandel. Einem Wandel, der unsere Gesellschaft grundlegend verändert. Einem Wandel, der es vermag, unsere Arbeit, unseren Alltag, unser ganzes Leben auf den Kopf zu stellen. Der Weg hin zu einer Gesellschaft 4.0 ist eine große Chance für ganz Oberfranken und die Menschen, die hier leben, jung oder alt. Ich bin davon überzeugt: Der digitale Wandel kann zu einer Renaissance des ländlichen Raumes führen. Wir können unsere Angebote neben den realen Einrichtungen vor Ort digital ergänzen.
Die Franken sind immer patente und kluge Erfinder gewesen. Das hat der Tag der Franken in Hof zuletzt eindrucksvoll gezeigt. „Patente Franken, Fränkische Patente“ lautete das Motto – und ich bin mir sicher, dass wir es gemeinsam schaffen, mit dem Innovationspotenzial der fränkischen Wirtschaft auch den digitalen Wandel zu gestalten.
In Zukunft werden wir viel einfacher ortsunabhängig sein. Eine digitale Entwicklerin wird von ihrem Haus in Selbitz, Rehau oder Töpen aus arbeiten. Egal, ob ihr Arbeitgeber in Hof, Nürnberg, München oder Berlin sitzt. Genauso kann es einem Übersetzer, Mediengestalter oder auch Mitarbeitern im Öffentlichen Dienst gehen.
Die medizinische Versorgung wird sich verbessern. Der Ärztemangel ist eine der großen Herausforderungen in Oberfranken. In Zukunft könnte uns auch ein Facharzt helfen, der im nächsten größeren Zentrum sitzt. Wenn wir die Möglichkeiten nutzen, die die Telemedizin uns bietet, schalten wir den Facharzt beispielsweise aus Kulmbach doch per Liveübertragung in den Behandlungsraum in Regnitzlosau.
Arbeit, Medizin, Pflege, aber auch der Wocheneinkauf könnte in Zukunft ganz anders aussehen. Wenn ein Dorf ganz ohne Laden auskommen muss, könnte der elektronische Dorfladen helfen. Den betreten wir vielleicht irgendwann mittels eines Codes auf unserem Smartphone, wir scannen die Ware selbst in die Kasse und bezahlen wieder mit dem Smartphone. Mehl, Zucker, Eier – alles endlich wieder vor der Haustüre erhältlich, eine moderne Kombination aus real und digital.
Es gibt in Oberfranken schon Leuchtturmprojekte, die den digitalen Wandel eingeläutet haben. Beispiele aus der Tourismusbranche sind ganz aktuell. In der Fränkischen Schweiz werden Wanderwege digital erfasst, sodass die Wanderer sich dort per App orientieren können. Pfade finden, Sehenswürdigkeiten entdecken, im Notfall den genauen Standort mittels GPS übermitteln. Oder sehen Sie sich den Baumwipfelpfad in Ebrach an. Eine intelligente App erzählt mir dort im Winter etwas anderes über die Bäume als im Sommer, wenn die Pflanzen in voller Pracht stehen. Solche Vorhaben gibt es in vielen Bereichen, nicht nur im Tourismus. Nun gilt es, sie in die Fläche zu bringen. Das Zeitfenster für diese Entwicklung ist noch offen. Unsere regionale Wirtschaft rechnet mit zehn bis 15 Jahren.
Aktuell ist das Wichtigste, die Infrastruktur zu schaffen, die wir alle brauchen werden. Das hochleistungsfähige Breitband steht dabei im Zentrum. Schnelles Internet ist ein Standortfaktor ersten Ranges. Dabei kommt uns in Oberfranken schon heute die Breitbandförderung des Freistaates zugute. Das Förderprogramm ist ein großer Erfolg, ganz besonders in unserem Regierungsbezirk. Von 214 Städten und Gemeinden sind 213 in das Förderverfahren eingestiegen. Die eine übrige Kommune baut das Netz mit ihren eigenen Stadtwerken aus. Die Regierung von Oberfranken hat bereits eine Fördersumme von mehr als 80 Millionen Euro bewilligt. Damit liegen wir deutlich über dem Landesdurchschnitt.
Und wir sind lange nicht am Ende. Die Bayerische Staatsregierung hat unter der Federführung des Wirtschaftsministeriums die Strategie „Bayern digital“ entwickelt. Diese umfasst neben den 1,5 Milliarden Euro für den Breitbandausbau weitere 500 Millionen Euro für Unterstützungspakete für die Wirtschaft. Hof und Bamberg erhalten digitale Gründerzentren. Wir sind auf dem Weg in die Zukunft. Wir Oberfranken lassen die digitale Revolution nicht einfach passieren, wir gestalten sie.
Und ja, liebe Leserinnen und Lesern, ich gebe zu: Manchmal ist der Weg in die Gesellschaft 4.0 auch unheimlich. Es geht für uns im Ergebnis darum, bei allem Wandel das ganz reale Leben möglichst vielfältig vor Ort zu erhalten. Vom Arzt beispielsweise braucht man gelegentlich weniger Medikamente oder Telemedizin, sondern mehr eine Hand auf der Schulter und tröstende Worte. Wir sollten es mit Christoph Lichtenberg halten, der gesagt hat: „Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn sich etwas ändert. Aber ich weiß, dass sich etwas ändern muss, damit es besser wird.“
Ihre
Heidrun Piwernetz
Regierungspräsidentin