Ein Ausflug nach Plauen ist nichts Besonderes? Für die Menschen, die im Schloss Oberkotzau wohnen, schon. Sie leiden an einer seelischen Behinderung und können sich allein oft nicht dazu aufraffen, etwas zu unternehmen.
Beim Betreten des Schlosses in Oberkotzau ist man erst mal eingenommen von dem tollen Gebäude. Im Jahr 1852 wurde es in seiner heutigen Gestalt wieder aufgebaut; der linke Flügel wird von der Diakonie Hochfranken als Wohnheim für Menschen mit seelischer Behinderung genutzt. Bald wird man freundlich von Bewohnern angesprochen: Wen man denn suche? Mit den meisten kommt man schnell ins Gespräch. Vor allem wenn man sie fragt, was sie denn gern mal machen würden – wenn sie es denn nicht allein tun müssten. Die Schlossbewohner nehmen zwar regelmäßig an der Arbeits-und Beschäftigungstherapie im Haus teil, doch bleibt auch genügend Zeit für persönliche Interessen. Menschen mit einer seelischen Erkrankung haben ganz normale Wünsche und Bedürfnisse wie jeder andere auch, gehen gern ins Kino oder mal Eis essen. Deshalb werden jetzt Ehrenamtliche gesucht, die ihr eigenes Hobby – oder einfach etwas Zeit – mitbringen und sie mit einem anderen Menschen teilen.
„Ich würde gern einen Stadtbummel in Plauen machen, “ sagt die 50-jährige Monika*. Andere würden gern mal wieder einen Tierpark besuchen oder selbst einen Hund ausführen, zum Beispiel im Tierheim. Ganz unterschiedliche Vorschläge kommen von den Bewohnern, die für einige Zeit oder auch längerfristig in dem Wohnheim leben. Die Mitarbeiter vom Schloss und der dazu gehörenden Wohngruppe in Hof organisieren zwar regelmäßig Ausflüge und Unternehmungen, doch reicht die Zeit einfach nicht aus, allen Interessen individuell nachzukommen. Da ist zum Beispiel der Wunsch einer Bewohnerin, Veeh-Harfe zu lernen – das ist ein besonderes Zupfinstrument; aber auch andere Instrumentenkenntnisse sind natürlich willkommen. Eine interessante Aufgabe für einen begrenzten Zeitraum könnte es auch sein, mit Mike aus Eritrea Deutsch zu üben*. Er ist zwar schon seit einigen Jahren in Deutschland und hat eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis, spricht bisher aber nur Englisch. „Deutsch möchte er aber unbedingt lernen“, erzählt die Leiterin der Einrichtung, Tanja Baumgärnter.
Es könne aber auch mal vorkommen, dass man was vereinbart hat und ein Bewohner dann einen Rückzieher macht, sagt sie. „Das ist Teil der Erkrankung oder Behinderung, an der die Menschen leiden“, erklärt Baumgärtner. Menschen mit einer seelischen Erkrankung hätten oft Probleme, sich zu etwas zu entschließen und selbst zu unternehmen. Und wenn es einem ihrer Bewohner dann einmal nicht gut gehe, kann es eben sein, dass er keine Lust auf einen Ausflug hat. „Die schlimmen Fälle, die man aus den Medien kennt, findet man bei uns aber nicht“, fährt Baumgärtner fort. Sie kennt die Hemmschwellen, die Außenstehende psychisch kranken Menschen gegenüber haben. „Doch Angst haben muss man nicht.“ Wer sich hier engagieren will, werde auf jeden Fall nicht allein gelassen: Das Fachpersonal in Oberkotzau und Hof ist jederzeit auch für Ehrenamtliche da. Wer Interesse hat, kann sich bei Tanja.Baumgaertner@diakonie-hochfranken.de, Telefon 09286 964590 melden – oder natürlich direkt im Schloss: Die Tür ist immer offen!
* Namen wurden geändert.
Tag der offenen Tür am 3. Juli von 12 bis 18 Uhr:
Ab 12 Uhr gibt es – passend zum Sautreiberfest in Oberkotzau „Sauarsch“ im Innenhof (Schlossgarten), außerdem Bratwürste, Fischsemmeln und Kaffee und Kuchen. Musikalische Unterhaltung: Andreas Monty
13.30 Uhr Andacht
15 Uhr Vortrag von Dr. Lothar Franz: „Psychische Fallstricke am Arbeitsplatz“
Basar mit Töpferwaren, Holzartikeln und Gartensteckern;
14 Uhr bis 17 Uhr Turmführungen zu jeder vollen Stunde – mit Blick über Oberkotzau