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Hospiz: Vorbereitung auf das Lebensende

Dorothée Leiner vom Nailaer Hospiz und Hospizbegleiter Michael Schneider vom Hospizverein Hof sagen: „Wir können uns glücklich schätzen, in unserer Region ein Hospiz zu haben.“

Dorothée Leiner vom Nailaer Hospiz und Hospizbegleiter Michael Schneider vom Hospizverein Hof sagen: „Wir können uns glücklich schätzen, in unserer Region ein Hospiz zu haben.“

„Menschen, die aus dem Krankenhaus zu uns kommen, haben oft ein Behandlungsmartyrium hinter sich“, erzählt Dorothée Leiner, die im Nailaer Hospiz für Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich zeichnet. Im Hospiz dürfen diese Menschen endlich wieder selbst entscheiden, wann sie schlafen oder essen möchten, und wann sie gepflegt werden möchten – Dinge, die im Krankenhaus- oder Pflegeheim-Alltag schlicht nicht möglich sind. Außerdem werden im Hospiz die Medikamente auf Symptombehandlung umgestellt. Denn die Menschen kommen, um in Ruhe und Würde zu sterben.
„Natürlich kümmern wir uns darum, dass niemand an Übelkeit, Atemnot oder Schmerzen leiden muss“, betont Leiner. Gerade was Schmerzmittel angeht, haben die Schwestern viel Erfahrung und einen ärztlich festgelegten Handlungsspielraum. Dorothée Leiner ist sich sicher: „Menschen, die um die Möglichkeiten wissen, die wir hier im Hospiz haben, denken überhaupt nicht mehr über Sterbehilfe nach.“
Pro Jahr verbringen rund 100 schwerstkranke Gäste aus Bayern, Sachsen und Thüringen ihre letzten Tage und Wochen in einem der acht Zimmer des Nailaer Hospizes. Es handelt sich überwiegend um Tumorpatienten, und die durchschnittliche Verweildauer liegt bei 20 Tagen – wobei etliche Gäste auch länger bleiben. „Es benötigt Zeit, den Gast und auch die Angehörigen auf das Lebensende vorzubereiten“, weiß Dorothée Leiner. „Dennoch ist es nicht nur traurig bei uns. Es gibt auch viel Freude und Leben in unserem Haus.“
Einer der Menschen, die regelmäßig Freude ins Haus bringen, ist Hospizbegleiter Michael Schneider. Während sich die Angestellten des Hospizes in erster Linie um die medizinische und psychologische Versorgung und Betreuung der Sterbenden kümmern, stehen mehrere Mitglieder der Hospizvereine Hof und Naila den Gästen und ihren Angehörigen ergänzend als Gesprächspartner, Tröster und Begleiter zur Verfügung.
Der Hofer Michael Schneider erzählt, wie er zu diesem nicht alltäglichen Ehrenamt kam: „Ich war viele Jahre bei den Wirtschaftsjunioren aktiv. 2013 habe ich mich auf die Suche nach einem neuen Ehrenamt gemacht, und bin dabei auf den Hofer Hospizverein gestoßen.“ Weil Schneider als Christ ein entspanntes Verhältnis zum Sterben hat, machte er eine Ausbildung zum Hospizbegleiter und absolvierte sein Praktikum im Nailaer Hospiz. Ihm war sofort klar: Genau hier möchte er seinen Dienst tun. Und so macht sich der Hofer seitdem ein Mal pro Woche auf den Weg nach Naila.
Seine Aufgaben im Hospiz richten sich ganz nach den Wünschen der Gäste. Und diese reichen, je nach Tagesform und Stimmungslage, vom gemeinsamen Gebet oder intensiven Gesprächen über einen kleinen Spaziergang bis hin zu: „Ich möchte noch einmal einen Eisbecher essen.“ Es gehört zu den Grundsätzen der Hospizarbeit, dass jeder Mensch so sterben darf, wie er auch gelebt hat. Michael Schneider ist sich sicher: „Schöner kann man nicht gehen.“
So kommt es durchaus vor, dass Menschen, die vom Leben nicht gerade verwöhnt wurden, im Hospiz noch einmal aufblühen und die liebevolle Pflege und anregenden Gespräche richtiggehend genießen. Andere dagegen tun sich schwer, loszulassen, was sie im Leben noch nicht vollendet haben. Ihnen möchten Michael Schneider und die anderen Hospizbegleiter den Abschied leichter machen; ebenso wie den Angehörigen. „Wir sind sozusagen das Bindeglied zwischen dem, der geht, und denen, die bleiben“, sagt Schneider.
„Die meisten Menschen werden weicher und offener, wenn es ans Sterben geht“, hat er gelernt. Viele Gespräche haben intensiven Tiefgang, und selbst Männer, die gemeinhin als verschlossen gelten, beginnen zu erzählen und freuen sich, wenn ihnen jemand die Hand hält. „Wenn ich nach drei Stunden hier rausgehe, weiß ich, was ich gemacht habe“, sagt Michael Schneider. Das, was ihm zu Herzen ging, verarbeitet der Hospizhelfer am Abend nach seinem Dienst im Gottesdienst seiner Gemeinde. Außerdem stehen den ehrenamtlichen Hospizhelfern sowie den Angestellten regelmäßig Begleitungsbesprechungen und Supervisionen offen.
Für sie alle gehört das Sterben zum Leben – ein Bewusstsein, dass die Hospizvereine neu wecken wollen in einer Zeit, in der man Gedanken an den Tod gerne verdrängt, bis es nicht mehr anders geht. „Die meisten unserer Gäste gehen friedlich und zufrieden“, sagt Dorothée Leiner. Sandra Langer

 

Ein Aufenthalt im Hospiz kostet den Patienten kein Geld: 95 Prozent der Aufenthaltskosten bezahlen die Kranken- und Pflegekassen; die restlichen fünf Prozent muss der Träger, in Naila das Diakoniewerk Martinsberg, aus Spendengeldern finanzieren. Sterbende und deren Angehörige werden hier – unabhängig von Konfession oder Alter – bestmöglich begleitet und unterstützt. Wer das Hospiz zum ersten Mal betritt, ist in der Regel überrascht von der positiven Atmosphäre und davon, dass auch die Freude und das Lachen nicht zu kurz kommen. Großzügige Einzelzimmer mit eigenem Bad, eine gemütliche Einrichtung in warmen Farben und mit viel Licht sowie eine große Essecke für gemeinsame Mahlzeiten sorgen für eine heimelige und angenehme Atmosphäre.

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