Liebe Leserinnen und Leser des ProHof-Magazins,
wenn ich mich als „Beauftragte für Demografie, Senioren und Gleichstellung der Stadt Hof“ vorstelle, werde ich manchmal gefragt: „Gibt’s dafür keine Abkürzung?“ Das wäre in der Tat manchmal praktisch. Aber lassen Sie mich erklären, weshalb jedes einzelne dieser drei Themen wichtig ist und wie sie zusammenhängen. Das große Thema Demografie ist durch den demografischen Wandel inzwischen in aller Munde. In Form des Fachkräftemangels machen sich diese Veränderungen bei uns schon bemerkbar. Positiv ausgedrückt hat die junge Generation auf dem Arbeitsmarkt demografische Chancen – Wandel hat nicht nur negative Seiten. Die Demografie befasst sich nicht nur mit Statistik, sondern auch mit Einstellungen und Trends. So untersucht sie z. B., warum der Anteil derer, die keine oder höchstens ein Kind bekommen wollen, steigt. Wie kinderfreundlich ist Deutschland? Reichen finanzielle Anreize, um die Entscheidung für Kinder zu erleichtern, oder welche Faktoren spielen noch eine Rolle? Die Rollenbilder der Geschlechter haben sich in den letzten fünfzig Jahren grundlegend gewandelt. Ein wichtiger Aspekt ist daher die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, auf die ich weiter unten noch eingehen werde.
Was kann eine Region angesichts demografischer Entwicklungen tun? Im Februar wurde an der Hochschule Hof das Konzept des Projekts „Zukunft Hochfranken – Netzwerk demografischer Chancen“ vorgestellt. Darin haben Experten aus der Region Strategien entwickelt, wie die älter werdende Bevölkerung auch in Zukunft gut versorgt werden kann. Beleuchtet wurden sieben Bereiche: medizinische Versorgung, Pflege, Gesundheitsförderung, Einkaufen, Wohnen, Mobilität sowie Freizeit und soziale Kontakte. Wer sich an dem Projekt beteiligen möchte, ist herzlich zu den Arbeitskreisen eingeladen. Ein Baustein für die Umsetzung dieser Ideen aus dem Bereich Einkaufen ist das Siegel „Generationenfreundliche Stadt Hof“. In Zusammenarbeit mit dem Stadtmarketing, dem Seniorenrat, dem Behindertenbeauftragten und dem Familienzentrum Mütterclub Hof e. V. wurde ein Kriterienkatalog entwickelt, welche Punkte für Menschen in verschiedenen Phasen besonders wichtig sind. Durch das Siegel soll das Einkaufen in Hof für alle unabhängig von Alter und Lebenslage noch attraktiver werden: z. B. für Eltern mit Kinderwagen, Menschen mit Rollator und Rollstuhlfahrer/innen.
Die ältere Bevölkerung ist Teil des Themas Demografie. Aber es wäre eine fatale Entwicklung, wenn sie zunehmend als Last wahrgenommen werden würden. Denn Menschen im reifen Lebensalter haben viel zu bieten: private und berufliche Erfahrungen, Menschenkenntnis, altmodisch ausgedrückt oft sogar Weisheit. Eine große Zahl von fitten Senioren/innen ist ehrenamtlich engagiert; ohne ihre Ressourcen könnten zahlreiche Dienste nicht geleistet werden. Der Seniorenrat der Stadt Hof, der nächstes Jahr sein 25. Jubiläum feiern kann, ist ein Paradebeispiel dafür, wie aktiv ältere Menschen sein können. Auf der anderen Seite benötigen viele Menschen auch immer mehr Unterstützung, je älter sie werden. Für beide Gruppen ist der Nachbarschaftsverein Zusammenhalt e. V. für Stadt und Landkreis Hof eine Anlaufstelle: Hier kann Unterstützung geleistet und/oder in Anspruch genommen werden, je nach dem individuellem Bedarf. Daneben bietet der Verein die Möglichkeit, sich zu begegnen und neue Menschen kennenzulernen. Auch die Stadt Hof bietet jedes Jahr zahlreiche Veranstaltungen für Seniorinnen und Senioren an, die sehr gut besucht sind (Fasching, Tagesfahrten, Theater). In diesem Jahr werden im Oktober wieder die Seniorentage stattfinden, eine dreiwöchige Veranstaltungsreihe mit buntem Programm.
Weiter oben kam das Thema Geschlechterrollen zur Sprache. Dass Frauen und Männer in Deutschland gleichberechtigt sind, ist für die jüngere Generation inzwischen eine Selbstverständlichkeit. Die Älteren erinnern sich noch daran, dass es bis in die 1970er Jahre rechtliche Bestimmungen gab, die die Frauen diskriminierten, z. B. wenn sie arbeiten wollten. Inzwischen hat der drohende Fachkräftemangel dazu geführt, dass Frauen auf dem Arbeitsmarkt verstärkt gesucht werden und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zunehmend als wichtiges Thema entdeckt wird. Zu vereinbaren sind dabei nicht nur Beruf und Kinder, sondern immer öfter auch die Pflege von Angehörigen. Die meisten pflegebedürftigen Menschen in Deutschland werden zu Hause gepflegt, und diese Aufgabe übernehmen in der Regel Frauen. Was den Beruf angeht, ist Vernetzung wichtig, insbesondere für Frauen, die durchschnittlich öfters Unterbrechungen in ihren beruflichen Lebensläufen haben als Männer. Diese Möglichkeit bietet der Frauenstammtisch, der sich seit zwei Jahren ca. sechsmal im Jahr in lockerer Atmosphäre trifft. Auch die Hofer Frauentage, die jedes Jahr rund um den Internationalen Frauentag am 8. März stattfinden, ermöglichen Information, Unterhaltung und Begegnung.
Eine Dame, die aus Koblenz nach Hof gezogen ist, merkte überrascht an, wie viel los ist in Hof während der Frauentage. Dieses Kompliment lässt sich ausweiten: Hof hat für eine Stadt seiner Größe ungewöhnlich viel zu bieten. Ich freue mich, dass ich in Zusammenarbeit mit vielen Haupt- und Ehrenamtlichen dazu beitragen kann.
Ihre
Dr. Katharina Bunzmann
Beauftragte für Demografie, Senioren und Gleichstellung