
Die Hofer UnternehmerFrauen hatten mit der Organisation des Landeskongresses alle Hände voll zu tun. Unser Foto zeigt Vorsitzende Kerstin Reingruber (links) und Iris Schmidt (rechts); es fehlt stellvertretende Vorsitzende Alexandra Herpich.
Frauen, die den Inhaber eines Handwerksbetriebes heiraten und in der Firma mitarbeiten, wagen den sprichwörtlichen Sprung ins kalte Wasser – und das nicht selten in einem ganz anderen Beruf als dem ursprünglich erlernten. Was sind sie nun? Chefin? Oder „Mädchen für alles“? Und an wen können sie sich mit ihren Fragen wenden?
Aus solchen Überlegungen heraus entstand der Verband der UnternehmerFrauen im Handwerk (UFH). Der Hofer Arbeitskreis der UFH feiert heuer 20. Geburtstag und richtete im März den Bayerischen Landeskongress aus. Vorsitzende Kerstin Reingruber ist zwar gelernte Bürokauffrau. In der Metallbau-Firma ihres Mannes gestaltete sich der Arbeitsalltag aber dennoch ganz anders als sie das bisher erlebt hatte: „Im eigenen Betrieb ist’s nichts mit Feierabend um halb fünf. Der Aufgabenbereich und vor allem die Verantwortung sind plötzlich ganz anders.“
Zu den UnternehmerFrauen ist Reingruber über eine Kundin gestoßen, die sie eingeladen hat – und hat seitdem selbst einige Mitglieder geworben. Aktuell sind 54 Frauen in dem Verein organisiert. Wer Mitglied werden möchte, muss zum einen weiblich sein und zum anderen als Ehefrau (oder Tochter) des Inhabers im Betrieb mitarbeiten – oder selbst einen Betrieb führen. Früher waren tatsächlich nur Handwerker-Frauen in dem Hofer Arbeitskreis organisiert. Nach einer Satzungsänderung werden auch Frauen aus anderen Berufszweigen aufgenommen.
Vorrangiges Ziel der UFH Hof sind laut Satzung die Unterstützung und Förderung des Handwerks durch Förderung der Berufsbildung sowie die Organisation von Veranstaltungen zur betriebswirtschaftlichen und persönlichen Weiterbildung. Hier steht an erster Stelle das Schulungsangebot der Handwerkskammer mit dem Abschluss zur Bürokauffrau beziehungsweise Betriebswirtin im Handwerk, das bereits einige Hofer UnternehmerFrauen in Anspruch genommen haben.
Außerdem treffen sich die UnternehmerFrauen regelmäßig zu Seminaren, die sich Themen wie Steuerrecht, EDV-Training und Betriebswirtschaft widmen – oder auch einmal zum gemeinsamen Rückentraining. Auch Betriebsbesichtigungen in Industrie- oder Handwerksbetrieben stehen regelmäßig auf dem Programm.
Und wer Probleme im Berufsalltag hat, greift zum Telefonhörer und bekommt mit etwas Glück schnell und unkompliziert Hilfe von einer Vereinskollegin, die schon einmal vor ähnlichen Aufgaben stand. „Kein Kaffeekränzchen-Verein also“, stellt Kerstin Reingruber lächelnd fest. „Und manchmal dürfen auch die Männer mit.“
Am Bundes- und Landesverband der UnternehmerFrauen schätzt die Hoferin, dass sich die Verbände auch politisch für Handwerksbetriebe stark machen und zu wichtigen Themen Umfragen initiieren oder Unterschriften sammeln. „Immerhin sind dort bundesweit etliche tausend UnternehmerFrauen organisiert.“ Kerstin Reingruber wird im Vorstand des Hofer Arbeitskreises von ihrer Stellvertreterin Alexandra Herpich und der früheren Vorsitzenden Iris Schmidt unterstützt.
Beim Bayerischen Landeskongress in Aschaffenburg vor zwei Jahren dachten sich die Hofer UnternehmerFrauen: „Das können wir auch!“ Sie bewarben sich mit Erfolg und durften heuer im März die zweitägige Veranstaltung mit Festabend und Seminaren ausrichten. Für den Festabend unter dem Motto „Wertes Leben – mit Sicherheit!“ mit rund 120 geladenen Gästen konnten Reingruber und ihre Mitstreiterinnen Dr. Hans-Peter Friedrich (MdB) als Festredner gewinnen. Grußworte sprachen unter anderem Landrat und Oberbürgermeister sowie Dr. Silke Launert und Thomas Koller, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Oberfranken. Die Workshops, organisiert vom Landesverband, widmeten sich den Themen „Lebensqualität trotz Business – Die sieben Kraftquellen des Lebens“ und „Datenschutz und Datensicherheit im Handwerk“.
Kerstin Reingruber erinnert sich noch heute gut an ihren ersten Landeskongress. Als Vertreterin der damaligen Vorsitzenden Iris Schmidt reiste sie an, kannte keinen Menschen – und fühlte sich doch sofort pudelwohl: „Das waren keine unnahbaren Business-Ladies, sondern lauter total freundliche und offene Frauen, die mit beiden Beinen im Leben stehen.“ Frauen, die im Betrieb Bankgespräche führen, Versicherungsverträge abwickeln, Buchhaltungs-, Lohn- oder Bilanzvorarbeiten machen, Mitarbeiter motivieren, sich um die Absicherung inklusive Patientenverfügung, Vollmachten und Co. kümmern – und oft genug ganz nebenbei noch den Haushalt schmeißen und Kinder groß ziehen. Handwerker-Frauen eben … Sandra Langer