
Erziehungsberatung begleitet Kinder und Eltern in schwierigen Zeiten und bei allen Fragen rund ums Miteinander.
Die Lebensbedingungen für Familien verändern sich ständig. Die Vielfalt der Familienformen nimmt zu, gleichzeitig die Stabilität von Familienbeziehungen jedoch eher ab. Eltern machen sich Sorgen um die Zukunftschancen ihres Kindes oder um seine Unversehrtheit. Von den Kindern wird heute eine hohe Anpassungsfähigkeit erwartet. Etwa, weil beide Eltern berufstätig sind, weil Ortswechsel anstehen oder sich die Beziehungen der Erwachsenen ändern – immerhin wird jede dritte Ehe geschieden.
Die Erziehungsberatung der Diakonie ist hier zur Stelle. Sie unterstützt Eltern, Kinder und Jugendliche beim Herstellen eines positiven Familienklimas, zeigt gelingende Konfliktlösungen auf und fördert damit Zufriedenheit in den Familien. Der Leiter der Erziehungs- und Familienberatung der Diakonie Hochfranken, Andreas Buheitel, erklärt, worum es geht und wie es funktioniert.
Was will die Erziehungsberatung?
Andreas Buheitel: Sie will Beziehungen in Familien klären und verbessern, Familien in Krisenphasen begleiten, die Eltern dabei unterstützen, die Entwicklung ihres Kindes/ihrer Kinder positiv zu fördern und Eltern, Kindern und Jugendlichen helfen, Probleme zu erkennen und gemeinsam Lösungen zu finden. Kurz: Sie will dabei helfen, Familien in Beziehungs- und Konfliktfähigkeit zu stärken und zum Handeln zu befähigen.
Wobei hilft die Erziehungsberatung?
A. Buheitel: Die Erziehungsberatung unterstützt Kinder und Jugendliche u. a. bei Konflikten innerhalb der Familie oder mit Gleichaltrigen, bei Problemen mit Schulleistungen, Lehrerinnen und Lehrern, Mitschülerinnen und Mitschülern oder der Motivation, dem Selbstwertgefühl, Ängsten oder bei Suchtgefährdung. Da viele Probleme meist mehrere Ursachen haben, stehen auch die Eltern und damit das ganze Familiensystem im Blickpunkt. Ein Schwerpunkt der Arbeit ist deshalb auch die Beratung zu Trennung und Scheidung sowie die Erarbeitung von Umgangsregelungen.
Erziehung – einen anderen Blickwinkel wagen
Nickis Lehrerin ruft zuhause an. Er hat wiederholt in der Pause andere Kinder geschubst und getreten. Maja hat ein Geschwisterchen bekommen. In ihre Herzlichkeit mischt sich immer öfter blanke Wut auf das Baby. Aufgelöste Eltern rufen in der Beratungsstelle an, weil ihr fünfjähriger Sohn sich im Kindergarten ausgezogen hat und andere Kinder zu Doktorspielen aufgefordert hat. Das sind nur drei von fast 800 Fällen, in denen sich verunsicherte Eltern im vergangenen Jahr Rat bei Andreas Buheitel und seinem Team geholt haben. Wenn Kinder auffälliges Verhalten zeigen, sind sie oft „Rauchmelder“ in der Familie und zeigen an: Irgendetwas stimmt bei uns zur Zeit nicht. Eltern kommen aufgrund der Probleme, die sie bei ihren Kindern sehen oder die sie mit dem Verhalten ihrer Kinder haben. Im Zuge der Beratung zeigt sich oft, dass das gesamte Familiensystem angeschaut werden sollte. Der Schlüssel zur Veränderung liegt bei den Eltern. Wenn sie verstehen, wie sich das Problem entwickelt hat, finden sie einen Weg, das Verhalten des Kindes zu ändern.

Dipl.-Sozialpädagoge und Kinder- und Jugendlichentherapeut Andreas Buheitel (dritter von rechts) mit dem Team der Erziehungsberatung sowie Schwangerschafts- und Sexualberatung am Treffpunkt Familie.
Gemeinsam Eltern bleiben – auch nach einer Trennung
Eine Trennung ist oft mit Kränkungen verbunden. Es ist nicht leicht, einen respektvollen Abschluss zu finden. Vor allem, wenn es gemeinsame Kinder gibt, ist eine Trennungsberatung sinnvoll. Die besondere Schwierigkeit besteht hier darin, dass eine vollständige Trennung nicht möglich ist. Die Eltern müssen einen Weg finden, wie sie sich von der Rolle als Partner verabschieden, aber weiter miteinander den Blick auf das Kind richten. „Kinder wünschen sich, dass Eltern miteinander reden, ohne Streit, und dass sie zwischen den Eltern hin und herwechseln können, ohne sich schlecht fühlen zu müssen“, sagt Andreas Buheitel. Neben der Beratung gibt es auch Gruppenangebote für Kinder, in denen diese sich mit ihren Belastungen gut aufgehoben fühlen und gestärkt werden.
Kinder in Gefahr
Mit zwei erfahrenen Psychotherapeuten im Team ist die Beratungsstelle auch die fachliche Anlaufstelle, wenn es um Befürchtungen geht, einem Kind könnte Gewalt oder sexueller Missbrauch widerfahren sein. Jede/r Betroffene, jede Familie, aber auch Mitarbeitende aus Kitas und aus der Jugendhilfe können sich an die Beratungsstelle der Diakonie Hochfranken wenden. Sie leistet Fachberatung rund um das Thema Kinderschutz und wird hierbei finanziell vom bayerischen Sozialministerium gefördert. Jeder, der sich Sorgen um ein Kind macht, kann sich an die Fachkräfte wenden und schwierige Fragen vertrauensvoll klären.
Hier geht es also zum einen darum, Gefährdung innerhalb der Familie zu erkennen, zum anderen aber auch um traumatische Erlebnisse außerhalb der Familie. „In dem Fall sind es in erster Linie die Eltern, die dem Kind wieder Halt und Sicherheit geben können. Sie können sehr viel bewirken, auch ohne dass das Kind gleich in eine Therapie muss“, erklärt Andreas Buheitel. „Kinder brauchen dann jemanden, der sie tröstet und versteht, der den Boden unter den Füßen behält und Rituale und Strukturen im Familienleben weiter pflegt.“ In diesem heilsamen Prozess ist die Beratungsstelle ein wichtiger, einfühlsamer, verlässlicher und erfahrener Begleiter. „Wir schauen in Ruhe mit den Eltern, welche Hilfe das Kind eventuell noch braucht. Es geht nicht darum, möglichst schnell möglichst viel zu tun, sondern ohne Aufregung das Richtige für das Kind zu finden. Das kann eine Zusammenarbeit mit niedergelassenen Therapeuten, mit Fachärzten oder dem Jugendamt sein, oder einfach nur die Kraft, die von den vertrauten Bezugspersonen kommt“, so Buheitel.
Lieber vorher drüber reden – Präventionsangebote
Über Sexualität und Verhütung ins Gespräch kommen – das ist nicht immer einfach. Die Kolleginnen für Sexualberatung und Prävention gehören zum Team der staatlich anerkannten Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen und wissen, wie es geht. Seit vielen Jahren besuchen sie Schulklassen (ab Jahrgangsstufe 5) und reden mit den Mädchen und Buben (in getrennten Gruppen) über ihre Gefühle und Vorstellungen, über gute und schlechte Erfahrungen und über Grenzen. „Bei jüngeren Kindern sind die Eltern noch stärker in der Verantwortung, die Kinder für ihren Körper und ihre Gefühle zu sensibilisieren, Vertrauen aufzubauen und über gute und schlechte Geheimnisse zu sprechen“, erklärt Buheitel. Im Kindergarten- und Grundschulalter rät er davon ab, die Kinder zu diesem Thema in fremde Hände zu geben. „Wir verfolgen den Ansatz, Eltern, Lehrer und Erzieher für Themen wie Missbrauch, Gewalt oder Mobbing zu sensibilisieren. Denn über diese vertrauten Personen, zu denen Kinder eine Bindung haben, können diese weitaus besser gestärkt werden“. Die Zusammenarbeit mit diesen Zielgruppen ist den Fachleuten aus dem Team im Treffpunkt Familie eine Herzensangelegenheit. Bei allen Beratungsanliegen gilt: Anruf genügt, Termine werden telefonisch vereinbart. Die Wartezeit beträgt im Durchschnitt 14 Tage, in Notfällen (Kinderschutz) geht es ganz schnell. Eva Döhla
Psychologische Beratungsstelle im Treffpunkt Familie
Schellenbergweg 20, 95028 Hof
beratungsstelle@diakonie-hochfranken.de
Tel.: 09281 160710-200
Montag bis Donnerstag 8 bis 17 Uhr; Freitag 8 bis 12 Uhr