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Segantini: Enkelin verhilft Maler ins Kino

Das Bild „Mittag in den Alpen“ ziert sowohl die Filmplakate für „Giovanni Segantini – Magie des Lichts“ als auch den nach dem bekannten Künstler benannten Wein.Giovanni Segantini glaubte nicht an Zufall. So war es wohl Fügung, die vor einiger Zeit seine Enkelin Gioconda Leykauf und Christian Labhart zusammengebracht hat. Segantini gilt als Wegbereiter der modernen italienischen Malerei und des Jugendstils. Seine Enkelin Gioconda Leykauf lernte den jung verstorbenen Maler zwar nie persönlich kennen, beschäftigte sich aber ausgiebig mit seinem Leben und Schaffen und veröffentlichte darüber in ihrem eigens dafür gegründeten Verlag ein Buch. Dieses Buch wiederum kaufte der Schweizer Regisseur Christian Labhart.
Wie immer schickte Leykauf zusammen mit dem Buch ein paar persönliche Zeilen – und erhielt von Labhart eine Antwort, in dem er von einem Film über Segantini berichtete. Im weiteren E-Mail-Verkehr stellte sich heraus, dass Labhart nicht nur ein glühender Verehrer Segantinis Bilder ist, sondern auch fasziniert von dessen Lebenslauf. Und dass Labhart deshalb dem talentierten Künstler einen Film widmen möchte. Der „zufällige“ Kontakt zur Enkelin Leykauf ermöglichte es dem Regisseur beispielsweise, in der Kirche „Chiesa Bianca“ zu drehen, in der Segantini nach seinem Tod aufgebahrt war. Denn die Kirche gehört Gioconda Leykauf.
Und weil Labhart von der Akustik der Kirche so begeistert war, wurde schließlich auch die gesamte Filmmusik dort produziert. „Im kältesten und schneereichsten Monat Januar fuhr ich ins Engadin“, erinnert sich Gioconda Leykauf. „Ich heizte die Kirche so gut wie möglich vor, mit allen Öfen, die ich auftreiben konnte, ließ die Wege räumen, und sah zu, wie immer mehr Instrumente gebracht wurden.“ Die Hoferin verpflegte Musiker und Filmteam mit warmen Getränken – „oder auch mal einem Schnaps“ – und erlebte mit, wie in bitterer Kälte eine „wirklich großartige Musik“ entstand.
Besonders macht den Film jedoch nicht nur die Musik. „Segantini war ein Maler, der immer das Licht suchte“, weiß Leykauf. Genau das fing das Filmteam mit wunderbaren Landschaftsaufnahmen ein, stellte moderne und alte Aufnahmen einander gegenüber und filmte mit einer hochauflösenden Spezialkamera Segantinis Werke farbgetreu ab. Untermalt wird dies alles mit Texten und Briefen Segantinis, vorgetragen von dem bekannten Schauspieler Bruno Ganz.
Auch dass Segantini, der ganz wunderbare Briefe verfassen konnte, eine schwierige Kindheit und Jugend hatte und sich das Lesen und Schreiben selbst beibringen musste, erfahren die Zuschauer des Films. 1858 im damals zu Österreich gehörenden Trentino geboren, kam Giovanni Segantini nach dem Tod seiner Mutter im Jahr 1865 zu seiner Schwester nach Mailand. Es erging dem Jungen nicht gut dort, und er landete irgendwann in einem Erziehungsheim. Zwar war er gegen Ende seines Lebens bekannt und nicht nur in seiner Heimat in allen großen Museen und Galerien zu sehen, doch davor die meiste Zeit arm – und noch dazu staatenlos, sodass er seine Geliebte und Mutter seiner Kinder nie heiraten konnte. Der Maler lebte zuletzt mit seiner Familie in Maloja in der Schweiz, wo er im Alter von nur 41 Jahren auf einer Berghütte in 2700 Metern Höhe an einem Blinddarm-Durchbruch starb. Er malte zu dieser Zeit bezeichnenderweise an einem Bild mit dem Titel „Sein“, einem Bestandteil des Triptychons „Werden – Sein – Vergehen“.
All das erzählt der Film „Giovanni Segantini – Magie des Lichts“ von Christian Labhart, und kommt dabei dennoch ohne einen fremden Kommentar, nur mit Auszügen aus Segantinis Texten und einem Roman über den Künstler von Asta Scheib aus. In der Schweiz findet der Film großen Anklang und begeistert Kritiker wie Besucher. Nun dürfen sich auch die Hofer auf eine Vorstellung von „Giovanni Segantini – Magie des Lichts“ freuen: am Sonntag, 8. November, im Hofer Central-Kino.
Segantinis Enkelin Gioconda Leykauf wird natürlich selbst vor Ort sein – und unter anderem auch ihr Buch verkaufen, in dem man viele im Film zitierte Texte noch einmal nachlesen kann. Zwar hat sie ihren Großvater nie persönlich kennengelernt, doch sie wuchs in Maloja auf, wo Segantini ein bekannter und geschätzter Maler war. Die Liebe hat sie 1960 nach Hof verschlagen. „Und ich habe keinen Tag bereut, ich finde es hier wunderschön.“
Leykauf weiß viel Interessantes von ihrem Großvater sowie aus dem eigenen Leben zu erzählen – beispielsweise davon, wie sie auf die Idee kam, ihrem Großvater einen Wein zu widmen, und prompt „zufällig“ auf einen Winzer stieß, der gerade auf der Suche nach einem Namen für seinen neuen Veltliner war, dem Lieblingswein Segantinis. Der Wein heißt heute „Giovanni Segantini“, trägt das Segantini-Bild „Mittag in den Alpen“ auf dem Etikett – und Gioconda Leykauf trinkt ab und an ein Glas davon.

Sandra Langer

Der Film „Giovanni Segantini – Meister des Lichts“ wird am Sonntag, 8. November, um 17 Uhr im Hofer Central-Kino gezeigt. Karten gibt es im Vorverkauf an der Kinokasse oder direkt vor der Vorstellung.

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