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Jubiläum: 50 Jahre Tierschutz an der Erlalohe

Kümmern sich im Hofer Tierheim um die Belange vieler Tiere: (von links) Tierpfleger Werner Walther, die Vorsitzende des Tierschutzvereins Roswitha Gräßel und ihr Stellvertreter Hundetrainer Jürgen Strößner.

Kümmern sich im Hofer Tierheim um die Belange vieler Tiere: (von links) Tierpfleger Werner Walther, die Vorsitzende des Tierschutzvereins Roswitha Gräßel und ihr Stellvertreter Hundetrainer Jürgen Strößner.

Das Hofer Tierheim wird heuer 50 Jahre alt. 1964 hat der Tierschutzverein Hof das Grundstück an der Erlalohe von der Stadt gekauft und im darauffolgenden Jahr mit den Bauarbeiten begonnen. Seitdem wurde immer wieder um- und angebaut, und nun steht, wie Tierschutzvereins-Vorsitzende Roswitha Gräßel sagt, der „nächste Kraftakt“ an: der Bau eines weiteren Nagerhauses. Wenn das Wetter mitspielt, soll der Rohbau noch im Herbst fertig werden, sodass im Winter der Innenausbau folgen kann.

Während sich die Haustierhaltung vor 50 Jahren weitgehend auf Hunde und Katzen beschränkte, werden heute auch Hasen, Meerschweinchen, Degus, Frettchen, Mäuse, Ratten, Schildkröten, Echsen oder Schlangen im Tierheim abgegeben. Das bestehende Kleintierhaus war schon kurz nach dem Bau voll; auch die Zimmer, die ursprünglich als Büroräume geplant waren, werden längst von Tieren bewohnt. Manche der Kleintiere sind nachts aktiv, andere tagsüber; Tiere, die in Terrarien leben, sind zum Teil in der Futterküche im Katzenhaus untergebracht. „Das ist alles nicht ideal“, weiß Gräßel. Der Neubau soll nun ein für allemal Abhilfe schaffen.
Billig wird das nicht werden. „Die Grundfinanzierung ist durch eine Erbschaft gedeckt“, berichtet Roswitha Gräßel. Dennoch bedarf es weiterer Spender, damit das Projekt umgesetzt werden kann, denn das Tierheim finanziert sich ausschließlich aus Spenden. „Das ist jedes Jahr ein großer Akt“, weiß die langjährige Vorsitzende aus Erfahrung. Im Rahmen des beliebten Sommerfestes, mit dem der Hofer Tierschutzverein heuer zugleich 60. Geburtstag feierte, wurden bereits sogenannte „Bausteine“ für das neue Nagerhaus verkauft. Treue Spender des Vereins kennen das Prozedere schon vom Neubau des Hundehauses: Jeder „Käufer“ wird auf einer Fliese, die aussieht wie ein Baustein, namentlich erwähnt, und all diese Bausteine finden in dem neu gebauten Haus einen Ehrenplatz.
Auch beim Tag der offenen Tür am 21. November können sich die Gäste über den Erwerb eines solchen Bausteins informieren. Außerdem wird es einen Weihnachtsbasar samt Glühwein und vorweihnachtlicher Leckereien geben, und die Gäste können sich über die Arbeit des Hofer Tierheims informieren. Dort leben zurzeit knapp 70 Katzen, rund 30 Hunde, 18 Hasen, elf Meerschweinchen, acht Mäuse, acht Ratten, fünf Igel, eine Schildkröte und eine Schlange.
Dazu kommen noch ungefähr 50 so genannte Freiläufer-Katzen. Dabei handelt es sich um Katzen, die nach einem Jahr im Tierheim noch nicht an einen neuen Besitzer vermittelt werden konnten, weil sie zum Teil chronisch krank oder recht scheu sind. Diese Katzen dürfen dann als Freigänger auf der Tenne einer großen Scheune auf dem Gelände leben, was sie vor allem der idyllischen und ruhigen Lage am Stadtrand verdanken. Und ab und an freundet sich doch noch eine dieser Katzen mit einem Besucher an und findet ein neues Zuhause.
So froh die Mitarbeiter des Tierheims auch sind, wenn sie ein Tier an einen neuen Besitzer vermitteln können – bestimmte Regeln werden dabei nicht außer Acht gelassen. „Als Erstes wollen wir aufklären, wie viel Arbeit dahintersteckt, ein Tier zu halten“, erklärt Tierpfleger Werner Walther. Es werde den Menschen heutzutage viel zu leicht gemacht, ein Tier anzuschaffen. Wenn den Besitzern dann nach und nach klar wird, wie viel Aufwand – sowohl finanziell als auch in Sachen Tierpflege – dahintersteckt, landen die kleinen Gefährten allzu schnell im Tierheim.
Es kommt vor, dass Walther und seine Kollegen Eltern kleiner Kinder im Nagerhaus die Hasen zeigen, aufklären, wie groß Käfige sein sollten, und was es bei der Pflege zu bedenken gilt – und dass Eltern und Kinder daraufhin ohne ein Tier und dankbar für die klaren Worte das Tierheim wieder verlassen. Andere Familien tragen sich mit dem Gedanken an einen jungen Hund, und sind am Ende doch glücklich über ein etwas älteres Tier, das deutlich gelassener und im Umgang mit den Kindern verlässlicher ist.
Nach diesen offenen Gesprächen stehen Vorkontrollen beim potenziellen neuen Besitzer an. Bei Hunden bietet es sich außerdem an, ein paar Mal mit dem in Frage kommenden Hund spazieren zu gehen oder an einem Training mit Hundetrainer Jürgen Strößner teilzunehmen, um herauszufinden, ob Hund und Herrchen wirklich zueinander passen. „Wir haben bei den vermittelten Hunden eine Rücklaufquote von nur zwei Prozent“, betont Tierpfleger Walther. Das Konzept der Aufklärungsarbeit und der ausführlichen Gespräche geht also offensichtlich gut auf.
Auch nach der Vermittlung eines Hundes können sich ratsuchende neue Besitzer jederzeit an Strößner wenden, der nicht nur Hundetrainer, sondern auch stellvertretender Vorsitzender des Tierschutzvereins ist. Strößner hat außerdem ein tolles Angebot für alle, die gerne mit Hunden arbeiten, aber sich selbst keinen zulegen können oder wollen: Jeden Samstag um 15 Uhr findet für die Tierheim-Hunde ein Training statt, um den Tieren ein wenig Abwechslung zu bieten und ihnen einige Grundbegriffe beizubringen. Hierfür sucht Strößner stets Freiwillige, die unter seiner Anleitung mit den Hunden arbeiten wollen. Hunde-Erfahrung ist dabei zwar von Vorteil, aber nicht zwingend notwendig. Interessenten müssen sich nicht anmelden, sollten aber im Vorfeld einmal beim Tierheim vorstellig werden und eine so genannte „Ausführkarte“ ausfüllen. Die berechtigt gleichzeitig auch zum Gassigehen mit den Hunden. Und vielleicht findet so der ein oder andere Bewohner des Tierheims an der Erlalohe doch ein neues Herrchen oder Frauchen.            Sandra Langer

 

Spenden für den Neubau des Nagerhauses oder auch den laufenden Betrieb des Hofer Tierheims können an den Tierschutzverein Hof und Umgebung e. V., IBAN DE16780500000380012450, BIC BYLADEMHOF, überwiesen werden.
Der Tierschutzverein Hof lädt außerdem am Samstag, 21. November, herzlich zum Tag der offenen Tür mit Weihnachtsbasar, Glühwein und Verpflegung ein. Hier können die Gäste zur Unterstützung des Neubaus auch so genannte „Bausteine“ kaufen.

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