Der Verein für Hof – in Bayern ganz oben.

„Bin mit dem Verein verheiratet“

tsv_troetscherAls Horst Trötscher vor 38 Jahren zum Vorsitzenden des TSV Hof gewählt wurde, war er überrascht, konnte aber, wie er selbst sagt, nicht ablehnen: „Ich bin mit dem Verein irgendwie verheiratet.“ Seit dem 1. Mai 1947 ist Trötscher TSV-Mitglied. Als junger Mann spielte er Handball und war schon immer viel für seinen Verein unterwegs. Dass er jedoch fast 40 Jahre nach seiner Wahl zum Vorsitzenden als 80-Jähriger noch immer Tag für Tag in der Jahnhalle Vereinsgeschäften nachgehen würde – damit hätte er niemals gerechnet.

Es ist nicht so, dass Horst Trötscher den Vorsitz nicht abgeben will. „Ich bin seit vielen Jahren bemüht, einen Nachfolger zu finden“, erklärt er. Dass sich das nicht so einfach gestaltet, schreibt er nicht unbedingt mangelndem Interesse zu. Während die Leitung des Vereins früher durchaus als Hobby durchging, artete sie in den letzten Jahren eindeutig in Arbeit aus. „Die Bürokratie mit all ihren Vorschriften, Änderungen und Forderungen wird immer schlimmer“, weiß Trötscher. „Das kann fast nur noch ein Freiberufler oder Selbstständiger leisten, der zeitlich flexibel ist, der im Verein groß geworden ist und auch Spaß an der Arbeit hat.“
Eben dieser Spaß an der Arbeit ist dem Rentner in all den Jahren nicht abhandengekommen. Natürlich gebe es ab und zu Reibungspunkte, gerade in einem so großen Verein mit rund 2000 Mitgliedern und 21 Abteilungen, das gehöre dazu. Es gelte eben das Beste daraus zu machen und alle Probleme gemeinsam im Gespräch zu lösen, zum Beispiel im Vereinsausschuss. In der Regel gelinge das ganz gut. Jeden Vormittag verbringt Horst Trötscher einige Zeit im Geschäftszimmer des TSV in der Jahnturnhalle – und schaut häufig gegen Abend noch einmal vorbei.
Früher, als er noch Geschäftsführer der Elektra und Mitglied im Hofer Stadtrat war, kam der Vorsitzende nur zwei Mal in der Woche und ab und zu am Wochenende ins Büro. Die ehrenamtliche Bürokraft war damals zirka vier Stunden in der Woche im Einsatz. Inzwischen sind es zwei Angestellte, die sich um die Büro-Arbeit kümmern; darunter eine gelernte Bilanzbuchhalterin. „Ohne einen Steuerberater, einen Rechtsanwalt und einen Mitarbeiter, der in Finanzsachen kundig ist, kommt man als Verein heutzutage kaum mehr aus“, sagt Horst Trötscher. Aber: „Ich habe schon noch Freude an der Arbeit, sonst hätte ich längst hingeschmissen. Solange ich noch kann, mache ich weiter.“
Momente, die den Vorsitzenden für die Arbeit entlohnen, gibt es reichlich – beispielsweise, wenn er sieht, dass der Nachwuchs Spaß am Sport hat; wenn der Zusammenhalt im Verein gut ist; wenn Abteilungen mit tollen Ideen von sich aus aktiv werden. „Oder wenn Mitglieder auch nach ihrer aktiven Zeit dem Verein treu bleiben und ihn mit ihren Beiträgen am Leben erhalten. Denn damit finanzieren wir die Jugendarbeit.“                               Sandra Langer

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