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Weltenbummler und Tierfreund: Rüdiger Görnandt und seine Zoohandlung

Gruppenbild mit Tieren: Rüdiger und Elisabeth Görnandt (Mitte) mit ihren Angestellten Saskia Merz (links) und Sabrina Reschke (rechts).Er hat die halbe Welt bereist, kennt Konsuln, Prominente und Präsidenten, hat Seepferdchen gezüchtet, Tiger mit der Flasche groß gezogen und in der Dominikanischen Republik mit bloßer Hand Steine abgebaut. Rüdiger Görnandt kann in seiner gemütlichen Zoohandlung am Mühlberg mitten in der Hofer Innenstadt nicht nur mit zahlreichen Tieren und allem erdenklichen Zubehör, sondern auch mit spannenden Anekdoten und Geschichten aus aller Welt aufwarten.

Auch Vögel und Nagetiere gehören zu dem umfangreichen Angebot.

Auch Vögel und Nagetiere gehören zu dem umfangreichen Angebot.

Zoo-Görnandt gibt es in Hof seit 1964. Alfred Görnandt, der Vater des heutigen Inhabers, eröffnete zunächst in der Landwehrstraße, zog 1969 in den aktuellen Standort am Mühlberg um, und unterhielt zeitweise auch Filialen in Lorenz- und Marienstraße. Im Jahr 1982 übernahmen Rüdiger Görnandt und seine Frau Elisabeth das Geschäft.
Die beiden Hofer Tierliebhaber machten sich in den 1980er und 90er Jahren vor allem als Aussteller weit über die Region hinaus einen Namen. So mancher Hofer hat im Rahmen der Oberfranken-Ausstellung seine erste Schlange gestreichelt und seine erste Vogelspinne aus der Nähe betrachtet. Jahr für Jahr verwandelte sich der Festsaal in ein wahres Dschungel-Paradies mit tropischen Pflanzen, seltenen Wurzeln und exotischen Tieren. All das war der Verdienst von Elisabeth und Rüdiger Görnandt, die zusammen mit der Firma Kinold Messebau Außergewöhnliches auf die Beine stellten. Ähnliche Ausstellungen gestalteten die Hofer in ganz Bayern.
„Ich war auch der erste, der in Hamburg ein Schmetterlingshaus gebaut hat“, erinnert sich der gelernte Feinmechaniker Görnandt. Doch das Geschäft mit den Ausstellungen ist ein anstrengendes – und unterliegt zudem heutzutage etlichen Auflagen, die es früher noch nicht gab. „Diese Arbeit ist körperlich extrem anstrengend“, sagt Elisabeth Görnandt, „und für uns heute fast nicht mehr machbar“. Dennoch klopfen auch heute noch Kollegen und Freunde aus Deutschland und aller Welt bei Görnandts an, wenn sie etwas Besonderes auf die Beine stellen wollen. „Es gibt nichts, was wir nicht machen können“, sagen die Hofer stolz.

So warb die Zoohandlung in den Anfangsjahren.

So warb die Zoohandlung in den Anfangsjahren.

So reist Rüdiger Görnandt bisweilen auch durch halb Deutschland, um riesige Vogel-Volieren für Autobahn-Raststätten zu gestalten oder große Meerwasser-Aquarien für Privatleute oder Firmen einzurichten. „Wenn man es richtig angeht, ist so ein Meerwasser-Aquarium pflegeleichter als eines mit Süßwasser“, weiß Rüdiger Görnandt, seit Jahrzehnten Aquarianer aus Leidenschaft. Allzu oft jedoch führen mangelnde biologische und chemische Kenntnisse der Fisch-Liebhaber zu Problemen. Viele Kunden landen erst im zweiten Anlauf bei Görnandts in Hof – und bleiben, weil sie schnell feststellen, dass sie vom großen Erfahrungsschatz der Experten sehr profitieren können.
„Wir wollen bei dieser Gelegenheit all unseren Stammkunden ein großes Dankeschön sagen“, betont Elisabeth Görnandt, „aber natürlich auch alle herzlich willkommen heißen, die uns noch nicht kennen.“ Aquarien-Fans geraten im Untergeschoss des Geschäftes beispielsweise angesichts der faszinierend geformten Wurzeln aus aller Welt in Verzückung. Zu jeder davon weiß Görnandt eine Geschichte zu erzählen – wo sie herkommt, welches Wasser sie verträgt, in welchem Aquarium sie keinesfalls landen sollte.

Farben- und Formenvielfalt in den Seewasser-Aquarien.

Farben- und Formenvielfalt in den Seewasser-Aquarien.

Noch beeindruckender ist allerdings die Geschichte der großen Zier-Steine: Die meisten von ihnen hat Görnandt in der Dominikanischen Republik selbst abgebaut. Nach dreijährigen Verhandlungen war es ihm gelungen, eine Abbau-Genehmigung für insgesamt zehn Jahre zu erhalten. Während er stolze 20 Tonnen Steine von Hand zur nächsten Straße trug, kam er einmal auch mit Julio Iglesias ins Gespräch, der wissen wollte, was Görnandt da trieb. Und als ihm das seltene Glück zuteil wurde, Wale bei der Paarung beobachten zu können, hatte er gerade keine Kamera zur Hand. In Jugoslawien hat Görnandt sogar während des Krieges Steine gesammelt, die ihm damals einen großen Artikel in einer Fachzeitschrift einbrachten. Als der Hofer den Fundort offiziell freigab, folgte eine Armada von Zoohändlern, die ebenfalls solche Steine anbieten wollten. Heute ist das Jugoslawische Lochgestein ein beliebter Klassiker im Bereich der Aquaristik.
Seine Reisen, seine Kreativität und sein Einfallsreichtum in der Umsetzung herausragender Projekte bescherten Rüdiger Görnandt Kontakte und Freundschaften in aller Welt. Auf Du und Du mit politischen und gesellschaftlichen Größen aller Herren Länder, war ihm jedoch eines immer am Wichtigsten: „Immer ehrlich bleiben im Leben, und den Kunden eine gute und ehrliche Beratung bieten.“ Görnandts wollen verkaufen, was dem Kunden lange Freude macht, denn, so sagt Elisabeth Görnandt: „Ich will mich ja nicht hinter der Ladentheke verstecken müssen, wenn der Kunde wiederkommt.“

Tiere und alles erdenkliche Zubehör gibt es bei Görnandts am Mühlberg über zwei Etagen.

Tiere und alles erdenkliche Zubehör gibt es bei Görnandts am Mühlberg über zwei Etagen.

Elisabeth Görnandts Steckenpferd sind die Vögel, Nagetiere und Reptilien, die es im Erdgeschoss des Geschäfts zu kaufen gibt – vom Sittich über Meerschweinchen und Kaninchen bis hin zum wandelnden Blatt oder der Bartagame. „80 Prozent unserer Tiere kaufen wir von ausgewählten Privatzüchtern an“, berichtet Görnandt, „denn Importe oder Zuchtanstalten können da qualitativ einfach nicht mithalten“. Vom Käfig über das Futter bis hin zum Spielzeug gibt es natürlich für alle Tiere das passende Zubehör. Ab und an befinden sich unter der bunten Tierschar am Mühlberg auch Urlaubsgäste: Zoo Görnandt nimmt bei Bedarf  Käfigtiere vorübergehend in Pflege, damit die Besitzer unbeschwert in den Urlaub fahren können. Elisabeth und Rüdiger Görnandt kümmern sich zusammen mit ihren beiden Mitarbeiterinnen rührend um die Pensionsgäste, und natürlich hat auch Hündin Paula ein Auge darauf, dass es in „ihrem“ Laden allen gut geht.
Zwei Mal hätte Rüdiger Görnandts Leben beinahe eine ganz andere Wendung genommen: Als er als junger Mann in Spanien Salvador Dali kennenlernte und so gerne ein Bild von diesem frischen, außergewöhnlichen Künstler gekauft hätte. 5000 Doller hatte Görnandts Familie damals aber nicht übrig, und seine Mutter vermutete gar, die spanische Sonne hätte ihm „das Hirn verbrannt“. Was das Bild heute wert wäre, möchte der Hofer sich gar nicht ausrechnen. Ein anderes Mal dachte das Ehepaar ernsthaft über das Auswandern auf die Malediven nach. Der Plan stand bereits, aber Elisabeth Görnandt vertrug das warme Klima nicht. So blieb es doch beim eher kühlen Hof.
Elisabeth und Rüdiger Görnandt wirken dennoch glücklich mit ihrem Geschäft am Mühlberg und allen Projekten und Ideen, die sie haben und umsetzen – „Und das machen wir jetzt auch noch solange wir können und Lust haben“.            Sandra Langer

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