
Bücherei-Leiter Peter Herold (rechts) und sein Team möchten vor allem Kinder und Jugendliche für das Lesen gewinnen. Für eine Ecke der Kinder-Bibliothek wünschen sich Herold und Peter Nürmberger, Fachbereichsleiter Kultur der Stadt Hof (links), ein beleuchtetes Regal und einen kindgerechten Computer, um mehr Platz und ein schöneres Ambiente zu schaffen.
Mit Pippi Langstrumpf durch die Villa Kunterbunt toben; mit dem Regenbogenfisch um die verlorene Schuppe bangen; mit Harry Potter und seinen Freunden gegen Lord Voldemort kämpfen – was gibt es für Kinder und Jugendliche Schöneres und Spannenderes, als ganz in der Welt einer fantasievollen Geschichte abzutauchen?
„Wer sich ein Mal in seinem Leben fürs Lesen begeistert hat, hört nie mehr damit auf“, weiß Peter Nürmberger, Fachbereichsleiter Kultur der Stadt Hof. Und das gilt auch umgekehrt: Wer in jungen Jahren nicht an die Welt des Lesens herangeführt wird, ist höchstwahrscheinlich auch im Erwachsenenalter kein Bücher-Fan.
Nicht zuletzt deshalb bemüht sich die Hofer Stadtbücherei besonders um junge Leser. „Das beginnt schon mit der Krabbelgruppe, mit der wir Kinder ab dem Alter von fünf oder sechs Monaten erreichen“, erzählt Bücherei-Leiter Peter Herold. In der Hirnforschung gelte es als bewiesen, dass Vorlesen für mehr Sprachkompetenz und Fantasie und natürlich auch einen erweiterten Wortschatz sorge. Für etwas größere Kinder gibt es alle zwei Wochen Vorlese-Nachmittage, und die drei Zweigstellen in der Hofecker Schule (die erst kürzlich erweitert wurde), in der Christian-Wolfrum-Schule und in Moschendorf sollen Beziehungen zwischen Bücherei und Schülern knüpfen.
Aktuell haben außerdem die Eichendorffschule, Münsterschule und Neustädter Schule einen Kooperationsvertrag mit der Stadtbücherei geschlossen, der unter anderem besagt, dass die Schulen mindestens zwei Mal im Jahr die Bibliothek besuchen. „Für jedes Schulalter – und auch für Kindergartenkinder – haben wir spielerische und altersspezifische Bibliothekseinführungen“, erklärt Peter Herold. Diese Veranstaltungen werden sehr rege angenommen – und sind durch die große Konkurrenz durch neue Medien wichtiger denn je.
Der Förderverein der Stadtbücherei unterstützt kulturelle Veranstaltungen in der Bücherei, wie die Krabbelgruppe oder Ausstellungen, und hilft beispielsweise bei notwendigen Modernisierungs-Maßnahmen. Der Mitgliedsbeitrag beträgt mindestens 8 Euro jährlich; Infos bei Peter Herold unter Telefon 09281/91758 bzw. 8152510; Konto für Beiträge und Spenden: IBAN DE50780608960007112491; BIC GENODEF1HO1.
Die Hälfte der rund 4500 Leser der Hofer Stadtbücherei sind Kinder und Jugendliche, denen in der Hauptstelle und den Zweigstellen immerhin über 32.000 Kinder- und Jugendbücher zur Verfügung stehen. Darüber hinaus können sie CDs, DVDs, Brettspiele und auch Konsolenspiele entleihen. Tag für Tag verzeichnet die Hofer Stadtbücherei im Schnitt über 1000 Ausleihen; „Freitags locker auch mal 2000“, berichtet Herold. Insgesamt gehen im Jahr rund 265.000 Medien über den Tisch der Hofer Bibliotheks-Mitarbeiter. All diese Bücher, Zeitschriften, Filme oder CDs müssen ordnungsgemäß herausgegeben und später wieder kontrolliert und einsortiert werden. Unterstützt werden die insgesamt zwölf Mitarbeiter der Haupt- und Zweigstellen dabei von Praktikanten aus dem Programm „Arbeiten und Lernen“ der Stadt Hof.
Peter Nürmberger betrachtet die „intensive Kommunikation zwischen Publikum und Mitarbeitern“ als eine der großen Stärken der Hofer Bibliothek, die zur Zeit des Neubaus im Jahr 1964 als fortschrittlichste in ganz Bayern galt. Und Peter Herold beteuert: „Wir versuchen immer, auf Leserwünsche einzugehen, und sind dankbar für alle Tipps und Anregungen.“
Einen großen Beitrag zur Kundennähe leisten außerdem die Veranstaltungen, die das Team der Bücherei regelmäßig auf die Beine stellt. Hier ist die Devise „Gesprächsstoff und Aufmerksamkeit schaffen“, um möglichst viele Menschen für die Bücherei und das Lesen zu begeistern. Deshalb steht neben Ausstellungen oder Belletristik-Lesungen auch schon einmal ein Vortrag zum Thema Wärmedämmung und Altbausanierung auf dem Programm, der dann vor allem Männer auf das umfangreiche Fachbuch-Programm aufmerksam macht.
Die Veranstaltungsvielfalt ist großteils dem Förderverein zu verdanken, dem ebenfalls Peter Herold vorsteht. Hier engagieren sich zahlreiche Mitglieder ehrenamtlich und auch finanziell zum Wohl der Hofer Stadtbücherei. Auch beim Einkauf von Büchern oder anderen Medien sowie Modernisierungsmaßnahmen greift der Förderverein der Bücherei unter die Arme. An der Umgestaltung der Kinderbibliothek beispielsweise hat sich der Förderverein mit 10.000 Euro beteiligt. Nun wünscht sich Peter Herold für ein recht enges und dunkles Eck in der Kinderbibliothek noch ein Regal mit Beleuchtung und einen kindgerechten Computer-Recherche-Platz. Ab und an springen auch Stiftungen oder anderen Sponsoren ein, denen Herold dafür einen großen Dank ausspricht: „Ohne sie würden wir nicht da sein, wo wir jetzt sind.“
Der Erfolg der Bücherei, die in den 60er Jahren in Fachzeitschriften als besonders hell, modern und weitläuftig gepriesen wurde und die eine der ersten mit Freihandprinzip war (was bedeutet, dass die Kunden die Bücher selbst aus den Regalen nehmen können), hat seine Schattenseite: „Die Größe des Hauses ist der hervorragenden Entwicklung der Bücherei nicht gefolgt“, sagt Kulturamtsleiter Peter Nürmberger. Was heißt: Es fehlt an Platz. Es gebe zwar aktuell keine konkreten Neubau-Pläne, aber „wenn wir eine Chance sehen, dann sind wir bereit“.
Schließlich gilt es noch mehr Hofer – ob jung oder alt – für die Faszination Lesen zu begeistern. Sandra Langer
- Eine Jahreskarte für die Stadtbücherei kostet Hofer Bürger 18 Euro im Jahr.
- Wer seinen Wohnsitz nicht in der Stadt Hof hat, bezahlt 23 Euro jährlich.
- Kinder und Jugendliche unter 18 sowie Bezieher von Arbeitslosengeld II dürfen kostenlos ausleihen.
- In der Hauptstelle am Wittelsbacher Park gibt es aktuell rund 14.000 Romane, 32.000 Sachbücher und 18.000 Kinder- und Jugendbücher sowie zahlreiche DVDs, Konsolenspiele, Musik-CDs und Hörbücher.