Der Verein für Hof – in Bayern ganz oben.

Schlappentag: Auch Bürger dürfen schießen

Aufsteller_Straße (Medium)Der Montag nach Pfingsten ist bei allen Hofern im Kalender dick angestrichen. In Bayern ganz oben wird Tradition geliebt und vor allem gelebt. Der „Hofer Nationalfeiertag“, der Schlappentag als Fest der Handwerker und Schützen, ist einer dieser schönen Bräuche. 2015 findet er am 1. Juni statt. In diesem Jahr allerdings mit einer echten Neuerung: Am Sonntag vor dem Tag der Tage dürfen von 14 bis 17.30 Uhr auch die Bürger selbst schießen und ihren Sieger ermitteln. Der Gewinner des Bürger-Schlappenschießens nimmt dann im Folgejahr am traditionellen Schlappenschießen im  engen Kreis teil und erhält somit selbst die Chance auf den Titel „Schlappenkönig“. Nicht zuletzt die Privilegierte Scheibenschützengesellschaft Hof von 1432 verspricht sich durch diese Neuerung ein wieder steigendes Interesse am Scheibenschießsport.

Geschichte
Der Schlappentag geht auf ein historisches Ereignis zurück: 1430 überfielen die Hussiten ohne erkennbaren Grund die Stadt und ließen sie in völliger Verwüstung zurück. Der Markgraf von Brandenburg gewährte den Hofern für die Zeit des Wiederaufbaus Steuerfreiheit, machte aber zur Bedingung, dass die Hofer regelmäßig Schießübungen durchführten, um sich besser verteidigen zu können.
Seit 1432 machte sich die Schützengilde bestehend aus den Handwerkern der Stadt also regelmäßig auf den Weg, um mit den Gewehren zu üben. Die Männer taten das allerdings eher widerwillig und warteten meist bis zum letztmöglichen Tag. Dann eilten sie schnell noch in ihren Schlappen, so die frühere Bezeichnung für Arbeitsschuhe, und gaben ihre Schüsse ab. Die Hofer Schützen jedoch kamen schnell auf eine gesellige Idee und nutzten ein Privileg, das nur ihnen zustand: das Braurecht. So wurde schon bald pünktlich zu den Schießübungen das Schlappenbier eingebraut, dessen Rezeptur und Name bis heute geschützt sind.

Jeder Bürger darf zum Schießen – in Schlappen!
Das traditionelle Schlappenschießen findet seit Jahrhunderten am Vortag des Schlappentages am Schießgraben statt. Eine ehrwürdige Tradition, die im Jahr 2015 nun um eine attraktive Facette erweitert wird: Erstmals gibt es neben dem traditionellen Schießen im engen Kreis, auch ein Bürger-Schlappenschießen, an dem jeder am Sonntag vor dem Schlappentag auf die Scheiben zielen kann. Um die Chancengleichheit beim Bürger-Schlappenschießen zu wahren wird es eine Wertung für Erwachsene und eine für Jugendliche geben. Geschossen wird im Stehen jeweils mit einem Luftgewehr, mit dem aber „Auflegen“ auf einem „Bock“ zum besseren Zielen erlaubt ist. Für ein Startgeld von 5,- Euro, in dem auch ein Getränkebon enthalten ist, kann sich jeder fünf Schüsse kaufen (inkl. Versicherung). Das Besondere dabei: Geschossen wird tatsächlich in Schlappen – also solchen, die man selbst mitbringen oder welchen, die vor Ort zur Verfügung gestellt und über die Schuhe gezogen  werden! Die Ergebniswertung wird sich an der des traditionellen Schlappenschießens orientieren, d.h. es zählt nur der beste Schuss. Wer möchte, kann sich nach anfänglichem Misserfolg aber einmalig drei Schuss nachkaufen und damit abermals sein Glück versuchen. Aus den beiden Gruppen des Bürger-Schlappenschießens soll ein Sieger hervorgehen, der sich über einen Preis, aber auch über die Teilnahme am traditionellen Schlappenschießen im Folgejahr freuen darf.

Festzeltbetrieb am Sonntag und Hussitenführung
Der Sonntag beginnt zunächst traditionell mit dem Ausschießen des Schlappenkönigs und der anschließenden Hussiten-Führung (am 31. Mai um 14 Uhr ab St. Michaelis, Preis: 5 EUR). Die szenische Führung in historischen Gewändern stellt noch einmal lebendig den Überfall auf Hof und die Entstehung des Schlappentages nach.
Im Festzelt am Schießgraben gibt es in diesem Jahr schon am Sonntag von 14 bis 19 Uhr einen geselligen Festbetrieb mit Blasmusik. Die „Big Band“ und die Blaskapelle „Die Egertaler“ aus Selb begleiten das Bürger-Schlappenschießen am Nachmittag bis zur Siegerehrung gegen 18.30 Uhr. Während des Bürger-Schlappenschießens besteht zusätzlich die Möglichkeit, an Brauereiführungen durch die Brauerei Scherdel bei laufendem Betrieb teil zu nehmen. Mehrere Führungen starten am Treffpunkt auf dem Festgelände. Auch für die Kleinen ist etwas geboten: ein Kinderprogramm mit Hüpfburg und Wurfbude runden das Ganze ab. Das berühmte Schlappenbier wird es weiterhin natürlich nur am Schlappentag selbst, also dem Montag geben.

Theater: „Ach Hus“! und Ausstellung zu Jan Hus
Das Bürger-Schlappenschießen ist jedoch nicht die einzige Neuerung in diesem Jahr. Bereits samstags um 19.00 Uhr kann man sich mit einer Theateraufführung auf den „Hofer Nationalfeiertag“ einstimmen. Im Seniorenhaus am Unteren Tor wird das Stück „Ach, Hus‘“ zu sehen sein. In fünf Bildern quert das Theaterstück die Zeiten. Vom Sommer 1415, als die Nachricht vom Tod des Jan Hus bei Königin Sophie am böhmischen Hof eintrifft, geht es zu Martin Luther, der gut hundert Jahre später die Briefe des Prager Magisters studiert. Weiter ins Jahr 1760 und dann ins Jahr 1950, als sogar die Prager Kommunisten Hus und die Hussiten  für sich entdecken und vereinnahmen. Auch die Gegenwart wird nicht ausgespart, wenn die engagierte Laientruppe das Hussitenstück probt. Die Karten gibt es im Vorverkauf im Museum Bayerisches Vogtland.
Im Jahr 1415 verurteilte das Konstanzer Konzil den böhmischen Reformator und Gelehrten Jan Hus zum Tod. Die Ausstellung „Jan Hus – Im Jahr 1415 und 600 Jahre danach“ widmet sich den Auswirkungen über die Jahrhunderte bis heute. Sie wurde vom Hussitenmuseum Tábor sowie dem Hus-Museum Konstanz vorbereitet und ist vom 13. Mai bis 14. Juni im Museum Bayerisches Vogtland zu sehen.

Der traditionelle Schlappentag am Montag
Der Montagmorgen beginnt wie immer mit der Proklamation des neuen Schlappen-Schützenkönigs vor dem Hofer Rathaus, wo auch der große Schützen- und Handwerkerumzug startet, bevor es im Festzelt dann heißt: „Etzert leffds!“ und die Hoferinnen und Hofer gemeinsam mit vielen Gästen ausgelassen und friedlich den 583. Hofer Schlappentag feiern und das eigens für den Schlappentag eingebraute Schlappenbier genießen können.
Oberschützenmeister Günter Hornfeck von der Privilegierten Scheibenschützengesellschaft: „Die Tradition des Hofer Schlappentages ist den Hofern heilig. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe diese zu pflegen und das Fest mit seiner beachtenswerten Geschichte behutsam zu entwickeln und noch weiter bekannt zu machen. Der Schlappentag bleibt dabei das, was er immer war: Eine wunderbare Gelegenheit miteinander zu feiern und dabei viele alte Freunde zu treffen.“

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