Seit einem Monat ist Stadt- und Dekanatskantor Georg Stanek Träger des Ehrentitels Kirchenmusikdirektor. Gewürdigt wurde damit unter anderem das innovative Potential, das der Stadt- und Dekanatskantor zum Beispiel durch die Marktandachten nach Hof gebracht hat. Manfred Köhler hat bei Georg Stanek nachgefragt.
Was hat sich durch den neuen Titel an Ihrer täglichen Arbeit geändert? Wie war Ihr erster Monat im Amt?
Im Alltag hat sich für mich kaum etwas geändert. Natürlich freut es mich, und ich bin stolz darauf, den Titel tragen zu dürfen. Immerhin gibt es dafür nur 110 Stellen in ganz Bayern. Ich sehe in der Auszeichnung vor allem eine Verpflichtung der Kirchenmusik gegenüber. Im Vordergrund steht dabei nicht das Wort „Direktor“, das klingt mir zu sehr nach Verwaltung. Ich diene der Musik, meiner Gemeinde, meinen Zuhörern und Schülern und will vor allem Begeisterung rüberbringen.
Hatten Sie damit gerechnet, mit dem Ehrentitel ausgezeichnet zu werden?
Natürlich liebäugelt man gern mit solchen Titeln, aber ich war doch sehr überrascht. In der Regel ist es so, dass man im Verband tätig sein oder viel komponieren muss, um Kirchenmusikdirektor zu werden. Meine Steckenpferde sind eher der Orgelbau und das Improvisieren.
Unterscheidet sich denn das Improvisieren so sehr vom Komponieren?
Das eine setzt das andere voraus, aber um zu komponieren, muss man die Improvisationen aufschreiben und in eine Form gießen. Dafür bin ich meist zu bequem. Außerdem fehlt mir dann das Spontane. Trotzdem bin ich in gewisser Weise komponierend tätig, wenn ich zum Beispiel für unsere Jungbläser das rhythmische Gefüge bestimmter Stücke so anordne, dass sie es spielen können, oder die vertonten Jahreslosungen zusammenstelle.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag im Leben eines Stadt- und Dekanatskantors mit dem Titel Kirchenmusikdirektor aus?
Kaum anders als ohne Titel. In der Regel beginne ich gegen acht Uhr mit dem Bürodienst, der sich bis mittags hinziehen kann. Dabei erledige ich Telefonate, beantworte Mails, bereite Noten vor oder lege Gottesdienstabläufe fest. Nachmittags habe ich feststehende Termine, allen voran der Orgelunterricht für jeweils zwei bis drei Schülerinnen und Schüler, und abends dann Chorgruppen. An den Wochenenden stehen Hochzeiten an, samstags die Marktandachten und sonntags bis zu drei Gottesdienste. Für meine Wochenenddienste bekomme ich einen Tag frei, den ich meistens mittwochs in Anspruch nehme.
Was lieben Sie an Ihrer Arbeit am meisten?
Ich mag es, mit Menschen umzugehen und Resonanz zu bekommen. Ein besonderes Lob ist mir spontaner Applaus nach Gottesdiensten. Natürlich liegt ein Riesenvorteil darin, mit einem Instrumentarium wie der Heidenreich-Orgel ausgestattet zu sein und daran seine Fähigkeiten ausloten zu können. Es erfüllt mich dabei persönlich mit Stolz, wenn ich sehe, wie hingerissen Gastorganisten aus dem In- und Ausland von der Orgel sind.
Sie beherrschen mehrere Instrumente. Warum bevorzugen Sie das Orgelspiel?
Mir gefallen der Klang und die technischen Aspekte dieses Instruments. Außerdem habe ich als Organist die Möglichkeit, neue Gesichter in die Kirchen zu locken, vor allem natürlich junge Menschen. Beat und Rhythmus sind in der Kirchenmusik heute keine Tabus mehr, in Form von Rock- und Gospelstücken haben sie auch bei uns längst Eingang in die Gottesdienste gefunden. Man muss als Organist in der Lage sein, neue und moderne Lieder entsprechend umzusetzen und Begeisterung damit zu wecken.
Dieses Talent ist nicht jedem gegeben. Was unterscheidet den engagierten Amateur vom Profi?
Man sollte schwierige Stücke nicht nur technisch perfekt spielen können, sondern auch darüber nachdenken, was man da tut, und eigene Akzente setzen. Das ist es auch, was mir am meisten Freude bereitet. Ich habe auch schon zu Bildern und Texten improvisiert und die Gedanken daraus musikalisch umgesetzt. Das Schöne an meinem Beruf ist es eben, dass ich mich völlig frei entfalten kann.