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Ingeborg Poswa: Seit 33 Jahren im Einsatz für die Rechte von Kindern

kinderschutzbundKinder vor Gewalt zu schützen, für ihre Rechte einzutreten und sich gegen Kinderarmut einzusetzen – all das hat sich der Kinderschutzbund auf die Fahnen geschrieben. Die Hofer Ortsgruppe wurde vor 33 Jahren gegründet, zählt aktuell rund 100 Mitglieder und hat Eltern und Kinder im Lauf der Jahre mit den verschiedensten Projekten unterstützt.
20 Jahre lang gab es ein Team von Familienhelfern, die ehrenamtlich Familien zur Seite standen, die mit ihrer Lebenssituation nicht zurechtkamen. „Inzwischen übernimmt so etwas beispielsweise die sozialpädagogische Familienhilfe beim Jugendamt“, erzählt Ingeborg Poswa, die seit der Gründung der Hofer Ortsgruppe im Jahr 1981 Vorsitzende ist. Fünf Jahre lang erfreuten sich die Mutter-Kind-Gruppen großer Beliebtheit – ein Bereich, den heutzutage zahlreiche Kirchengemeinden abdecken. Der Kinderschutzbund hat in solchen Dingen zwar Pionierarbeit geleistet, setzt seine Schwerpunkte aber derzeit anderswo: „Wir müssen und wollen immer danach gehen, wofür es gerade den größten Bedarf gibt“, sagt Poswa.
Und so ist es seit vielen Jahren vor allem das Thema Grundschülerbetreuung, das Ingeborg Poswa und ihre Mitstreiter beschäftigt. 29 Hauptamtliche – allesamt pädagogische Fachkräfte – und rund 80 ehrenamtliche Helfer kümmern sich unter der Regie des Kinderschutzbundes Tag für Tag um rund 400 Hofer Schüler. 300 davon werden an sechs Hofer Schulen im Rahmen der offenen Ganztagsschule betreut, wo der Kinderschutzbund für Betreuung während des Mittagessens, Hausaufgabenhilfe und Freizeitbetreuung am Nachmittag verantwortlich zeichnet. Etwa 100 Schüler besuchen die Mittagsbetreuung für Kinder berufstätiger Eltern bis 13 Uhr.
„Der Bedarf an Schülerbetreuung ist wahnsinnig hoch“, weiß Ingeborg Poswa. Und er steigt beständig weiter. Jedes Jahr kommt eine neue Gruppe dazu; im vergangenen Jahr waren es sogar zwei. Für Poswa bedeutet das: Jedes Jahr mehr Fachkräfte einstellen, mehr Ehrenamtliche motivieren, mehr Räumlichkeiten herrichten. Und es fehlt – wie so oft, wenn es um solche Dinge geht – am Geld. Zwar unterstützt das Ministerium die Betreuung mit Pauschalen, und die Schulen stellen Räumlichkeiten zur Verfügung. Aber: „Eine Betreuung durch ständig wechselnde 400-Euro-Kräfte gibt es bei uns nicht“, stellt Poswa klar. Die Kinder können sich darauf verlassen, feste Ansprechpartner zu haben und durch ausgebildete Fachkräfte betreut zu werden. Jede Gruppe wird von einer Fachkraft geleitet, der jeweils ein ehrenamtlicher Helfer zur Seite steht.
Während Ingeborg Poswa heute mit dem Verwaltungsaufwand alle Hände voll zu tun hat, arbeitete sie anfangs noch selbst als ehrenamtliche Betreuerin mit. „Und auch meinen Mann habe ich dazu verdonnert, sobald er in Rente ging“, verrät sie schmunzelnd. Um gleich zu beteuern, dass er diese Arbeit durchaus freiwillig, sehr gerne und sehr begeistert mache. Überhaupt sind viele der Ehrenamtlichen seit Jahren oder gar Jahrzehnten dabei. „Daran sieht man ja schon, dass es eine wirklich schöne Aufgabe ist, die Spaß macht.“
Dennoch herrsche nach wie vor großer Bedarf an weiteren Helfern. Was diese mitbringen müssen, fasst Poswa in wenigen Worten zusammen: „Liebe zum Kind und Interesse am Kind.“ Häufig handelt es sich um Menschen, die selbst Kinder großgezogen und diese durch die Schulzeit begleitet haben. Wichtig sei es aber vor allem, zuhören, helfen und auch mal etwas erklären zu können – „oder die Kinder auch einfach mal in den Arm zu nehmen“.
Denn diese haben es oft nicht leicht. Manche Eltern sind alleinerziehend, andere müssen im Schichtbetrieb arbeiten und haben nur wenig Zeit für ihre Kinder. Während zu Beginn der Betreuungsarbeit durch den Kinderschutzbund nur etwa zehn Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund hatten, sind es heute rund 50. Sprachschwierigkeiten sind an der Tagesordnung – was allerdings nicht nur die Kinder mit Migrationshintergrund betrifft. Zirka 50 Prozent der Beiträge für die offene Ganztagsschule bezahlt das Jugendamt, doch auch viele der anderen Eltern haben finanzielle Probleme. „Bei etwa fünf Prozent der Kinder bleiben wir auf den Beiträgen sitzen“, erklärt Ingeborg Poswa. „Jedes vierte Kind in Hof gilt als arm – und das merken wir in unserer Arbeit.“ Umso mehr erlebt sie die Schülerbetreuung als „segensreiche Einrichtung“, wo Kindern geholfen wird, im Schul-Alltag – und nicht nur dort – besser klarzukommen.
Darüber hinaus ist der Kinderschutzbund Träger einer eigenen Kinderkrippe mit zwölf Kindern sowie eines Kinderhorts im Haus der Jugend im Wittelsbacher Park. Auch diese Einrichtungen sowie die Ferienbetreuung, die der Kinderschutzbund anbietet, wollen finanziert werden. Ingeborg Poswa stellt klar: „Wir leben von den Bußgeldern.“ Zwar finde sich ab und an ein Sponsor oder eine Stiftung, die bereit sind, bestimmte Projekte zu unterstützen oder Spielgeräte zu finanzieren. Doch für den laufenden Betrieb kommen diese natürlich nicht auf. Würde das Gericht dem Kinderschutzbund nicht regelmäßig Bußgelder zukommen lassen, wäre eine Schülerbetreuung in der aktuellen Form nicht mehr möglich.
Poswa selbst würde nach 33 Jahren Engagement zum Wohl der Kinder den Vorsitz der Hofer Ortsgruppe nun gerne in jüngere Hände legen. Doch leider mangelt es an willigen Nachfolgern, und auch Mitglieder für den Verein zu gewinnen, gestaltet sich immer schwieriger. Manch einem erscheinen wohl auch Poswas Fußstapfen zu groß. Der Vorsitzenden selbst ist jedoch durchaus bewusst, dass heutzutage kaum mehr jemand so viel Zeit opfern kann wie sie, die nie berufstätig war und ihre Berufung in der Arbeit für den Kinderschutzbund gefunden hat. Etliches müsste wohl anders organisiert werden. Doch das Wichtigste ist, dass sich überhaupt jemand findet, der die 33 Jahre währende Arbeit zum Wohl der Hofer Kinder fortführt.
Text und Foto: Sandra Langer

Der Kinderschutzbund sucht ehrenamtliche Helfer, die ein Mal pro Woche von zirka 14 bis 16 Uhr eine pädagogische Fachkraft bei der Betreuung von Grundschülern unterstützen. Einzige Voraussetzung: Liebe zu Kindern und Interesse an deren Sorgen und Nöten. Mehr Infos – auch darüber, wie man den Kinderschutzbund finanziell unterstützen kann – gibt’s bei Ingeborg Poswa, Telefon 09281/94562; info@kinderschutzbund-hof.de.

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