Der Verein für Hof – in Bayern ganz oben.

40 Jahre gute Seele für viele Abgeordnete

Christine Sellak war über 40 Jahre Sekretärin von Abgeordneten und Ministern.

Christine Sellak war über 40 Jahre Sekretärin von Abgeordneten und Ministern.

Mit zirka 250 bis 300 Gästen hatte die CSU beim ersten Deutschlandfest in Mödlareuth vor über 25 Jahren gerechnet – und gekommen waren zwischen 3000 und 4000. Die Ansprache konnte nicht wie geplant in dem kleinen Festzelt stattfinden; der Redner musste stattdessen in eine Baggerschaufel steigen. Und irgendwann drohte auch noch das Bier auszugehen. Kurzfristig konnte ein Landwirt aus der Region mit einem Fässchen aushelfen – aber es musste dennoch schnell Nachschub her.
„Ich liebe solche Herausforderungen“, schmunzelt Christine Sellak, die als Sekretärin des Hofer Abgeordnetenbüros für die Organisation des Festes verantwortlich zeichnete. Dieses Fest ist heute längst Routine, zum Teil mit deutlich mehr Gästen, doch Organisationstalent und Flexibilität musste Christine Sellak in ihrer über 40-jährigen Dienstzeit im CSU-Abgeordnetenbüro immer wieder zeigen.
An ihrem ersten Arbeitstag mitten im Wahlkampftrubel im Sommer 1974 hätte die gelernte Speditionskauffrau am liebsten gleich wieder hingeschmissen – und ist doch heute aus dem Büro in der Hofer Schützenstraße gar nicht mehr wegzudenken. Ihr Tag ist angefüllt mit unzähligen Telefonaten, Sekretariatsarbeit, Bürger-Anfragen oder der Organisation von Veranstaltungen verschiedenster Größenordnung. Der Gedanke, dass im März ihr Ruhestand beginnt, scheint ihr selbst noch ein wenig fremd. „Natürlich freue ich mich darauf“, überlegt sie. „Aber hoffentlich wird’s mir nicht langweilig. Ich habe immerhin den größten Teil meines Lebens hier zugebracht.“
Nach den ersten Anlaufschwierigkeiten ging Christine Sellak jeden Tag mit Freude in die Arbeit, hat dort unzählige spannende und lustige Anekdoten erlebt, und so manches Original der deutschen Politik aus nächster Nähe kennengelernt. Ein Foto in ihrem Büro zeigt sie mit Franz Josef Strauß. Es entstand 1983 bei einem kleinen Parteitag der kompletten Staatsregierung in der Hofer Freiheitshalle. Auch hier waren Einsatzbereitschaft und Flexibilität gefragt: Sellak war rund um die Uhr auf Abruf bereit, kam am einen Tag erst nachts um 3 nach Hause, und musste am nächsten schon wieder auf dem Parteitag erscheinen.
Besonders lebhaft erinnert sich die zukünftige Ruheständlerin auch noch an die Zeit, in der Georg Freiherr von Waldenfels erst Staatssekretär und dann Minister wurde. Gleichzeitig war auch Dr. Jürgen Warnke als Minister tätig. „Plötzlich für zwei Minister zu arbeiten, das war schon toll.“ Weil sie in CSU-Kreisen für ihr Talent bei der Organisation von Veranstaltungen bekannt war, durfte Christine Sellak auf Wunsch von Warnkes Ehefrau im Jahr 2013 auch dessen Beerdigungsfeier organisieren. „Das hat mich besonders berührt.“

An einen Parteitag erinnert noch heute ein Bild in ihrem Büro: Christine Sellak mit Franz Josef Strauß

An einen Parteitag erinnert noch heute ein Bild in ihrem Büro: Christine Sellak mit Franz Josef Strauß

Vielen Hofern ist Christine Sellak vor allem von den Berlin-Fahrten mit Dr. Hans-Peter Friedrich bekannt. Diese hat sie stets organisiert und auch begleitet. Seit dem Jahr 2004 machten sich rund 2000 Bürger mit ihr auf den Weg, um ihren Abgeordneten in Berlin zu besuchen. Auch das gehört zu den Dingen, die ihr Berufsleben so abwechslungsreich gemacht haben: „Ich habe unwahrscheinlich viele Menschen kennengelernt. Und im Großen und Ganzen war jeder Tag spannend. Als stressig habe ich das eigentlich nie empfunden. Es hat mir Spaß gemacht.“
Nach ihrer großen Abschiedsfeier mit zahlreichen Freunden und Weggefährten freut sich die Ruheständlerin erst einmal auf eine große Kreuzfahrt – den ersten Urlaub seit sieben Jahren. Sie möchte ihre Zeit in Zukunft zum Reisen nutzen, sich „sträflich vernachlässigten“ Dingen wie dem Sport widmen, und eventuell das Programm der VHS in Augenschein nehmen. Ihre Aufgaben als stellvertretende Kreisvorsitzende der Seniorenunion sowie im Landesverband der Seniorenunion werden dafür sorgen, dass sich Christine Sellak auch in Zukunft nicht langweilt. Ob sie allerdings in absehbarer Zeit noch einmal Menschen mit Polizei-Eskorte zum Bierholen in die Brauerei schicken wird, wie damals vor 25 Jahren im Getümmel in Mödlareuth, das ist doch eher fraglich…

Sandra Langer

Das aktuelle Heft
Archiv